Ford Köln

Bis zum Ende des Werksurlaubs am 1. August möchte Ford in Köln zahlreiche Modernisierungen abschließen. (Bild: Ford)

„Wir nutzen die Betriebsferien, um den Umbau zum Electrification Center auf Hochtouren voranzutreiben“, erklärt Ford Planungs-Chef Darko Drazic. Um das Werk für den Start des ersten E-Volumenmodells von Ford für Europa im kommenden Jahr fit zu machen, werden zwei neue Produktionshallen auf- sowie vorhandene Anlagen umgebaut. „Eine der größten Herausforderungen bei der Transformation zum Electrification Center ist, dass wir zunächst das neue E-Modell und den Ford Fiesta parallel produzieren werden“, sagt Drazic.

Konkret betreffen die Maßnahmen die sogenannte Y-Halle, wo sich Endmontage und Lackiererei für die Fiesta-Fertigung befinden. Bisher lief die Endmontage des Modells auf zwei parallelen Linien, eine davon muss nun einer Fertigungslinie für den neuen E-Crossover weichen. Dafür erweitert der Hersteller unter anderem die Montagebänder, verstärkt das Hängetransportsystem und installiert eine automatisierte Anlage für die Reifenmontage sowie neue Prüfstände für die Scheinwerfereinstellung.

Haupttreiber für die Modernisierungen in Köln ist die künftige Fertigung von elektrischen Modellen. In der aktuellen Fiesta-Fertigung verbinden vier Roboter mit sechs Schrauben den Antriebsstrang mit der Karosse. Beim künftigen Elektro-Modell sind insgesamt 53 Schrauben nötig. Entsprechend aufwändig gestaltet sich die vorherige Vorbereitung der Karosserieunterböden.

Stelzenband soll mehr Flexibilität erlauben

Deshalb entsteht in Köln derzeit eine rund 100 Meter lange und neun Meter breite Grube, in der künftig ein 60 Zentimeter hohes Stelzenband die Karossen befördern soll. Mitarbeiter können so von oben an den Werkstoffböden arbeiten und die Unterböden für das Decking vorbereiten. „Das ist ergonomisch besser, und unsere Beschäftigten sind dadurch auch flexibler, um unterschiedliche Arbeitsschritte auszuführen“, erklärt Drazic. Die Beschäftigten sollen künftig auf einem eigenen Mitfahrband fahren, das die auf dem Stelzenband beförderten Karossen begleitet.

Ford Werk Köln Umbau
Für den Transport von Karossen baut Ford derzeit ein neues Stelzenband auf. (Bild: Ford)

Lackiererei setzt auf Industrie 4.0

Nicht nur in der Montage ist in Köln derzeit viel in Bewegung: „Wir haben derzeit 45 Baustellen in der Lackiererei“, sagt Britta Dürscheid, Fertigungsingenieurin im Lack und derzeit Projektleiterin für verschiedene Baustellen. So baut Ford unter anderem eine neue Nahtabdichtungs-Anlage auf, in der die Karossen vor dem Auftragen der Lackschichten versiegelt werden. Statt einer stationären Primer-Anlage möchte der Autobauer künftig auf vierzehn softwaregesteuerte Roboter setzen. Zehn von ihnen sind für den Farbauftrag zuständig. „Sie lackieren genauer als die stationäre Anlage“, erklärt Dürscheid. „Es gibt also weniger Lacknebel, sprich wir reduzieren den Materialaufwand.“

Die übrigen vier Roboter sind für die Oberflächenreinigung nach dem Farbauftrag zuständig. Durch die hohe Genauigkeit der Sensorik soll es künftig möglich werden, dass die Roboter Abdichtungs-Nähte aussparen. Dadurch könne man Karossen auch bei feuchtem Abdichtungsmaterial schon weiterverarbeiten.

Durch das neue Verfahren könne man zudem auf einen Gelierofen, der die Abdichtungsmaterialien bisher getrocknet hat, verzichten, so der Hersteller. Dank eines wasserbasierten Hohlraumwachs für den Korrosionsschutz, das ohne Wärmezufuhr trockne, könnten zusätzlich zwei Wachsöfen abgeschaltet werden. Allein durch die Abschaltung der insgesamt drei Öfen könne der OEM seinen jährlichen CO2-Ausstoß um fast 2.000 Tonnen senken, der Stromverbrauch sinke um rund 900 Megawattstunden.

Neue Produktionshallen erweitern die Kapazitäten

Auch die Bauarbeiten für neue Produktionshallen schreiten voran. Gegenüber der Y-Halle entsteht seit vergangenem Sommer ein rund 2.600 Quadratmeter großes Produktionsgebäude, in dem Rohkarossen des neuen E-Modells auf ihrem Weg in die Lackiererei vorbehandelt werden sollen. In einem rund 25.000 Quadratmeter großen Neubau möchte Ford künftig im Rohbau die Karosserieunterböden des neuen E-Crossovers fertigen. Die Hochbauarbeiten sind bei beiden Gebäuden fast abgeschlossen. Nun folgen der Innenausbau sowie die Installation der Produktionsanlagen. „Wir sind mit den Bauarbeiten bei beiden Hallen absolut im Plan“, ist Planungs-Chef Darko Drazic zufrieden.

Insgesamt investiert Ford knapp zwei Milliarden Euro in den Umbau des Standortes in Köln. Im ersten Electrification Center des Herstellers soll ab 2023 ein erstes vollelektrisches Modell vom Band rollen, bereits 2024 soll ein zweites folgen. Innerhalb von sechs Jahren möchte Ford die Produktion der beiden Modellen auf 1,2 Millionen Einheiten hochfahren.

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