In Mlada Boleslav hat Skoda die Produktion von Batteriesystemen für vollelektrische Fahrzeuge auf Basis des Modularen Elektrifizierungsbaukastens (MEB) aufgenommen. Damit ist das Stammwerk der tschechischen Volkswagen-Tochter die einzige europäische Produktionsstätte für MEB-Batteriesysteme außerhalb Deutschlands.
An der gemeinsam mit dem Volkswagen-Komponentenwerk in Braunschweig eingerichteten Fertigungslinie sollen rund 250 Beschäftigte jährlich über 250.000 der Systeme montieren. Diese würden im Anschluss nicht nur in Skoda-Modellen, sondern auch in Fahrzeugen von VW, Audi und Seat verbaut, erklärt Michael Oeljeklaus, Vorstand für Produktion und Logistik bei Skoda Auto.
Zweite Linie soll Kapazitäten weiter erhöhen
Die kleinste Batterievariante verfügt dabei über acht Module und eine Kapazität von 55 kWh, die mittlere mit neun Modulen über 62 kWh. Die größte Batterie aus dem Hause Skoda enthält zwölf Module und speichert 82 kWh. Neben den Modulen, die jeweils 24 Zellen von den beiden Lieferanten LG Chem und CATL enthalten, zählen ein Batteriegehäuse mit integriertem Kühlsystem, ein Batteriemanagementsystem sowie die nötigen elektrischen Verbindungen zu den Bestandteilen des Gesamtsystems.
Mit der neuen smarten Fertigung ist die Transformation in der Halle M6 allerdings noch nicht abgeschlossen. Die aktuelle Freifläche soll künftig eine zweite Linie beheimaten. Sie soll Ende des Jahres 2023 an den Start gehen, so Christian Bleiel, Leiter Komponentenfertigung beim tschechischen OEM. Dann könnten insgesamt über 380.000 Batteriesysteme pro Jahr gefertigt werden.
Skoda setzt sich ambitionierte Ziele bis 2030
Zusätzlich produziert Skoda in der Halle bereits seit Herbst 2019 Hochvolt-Traktionsbatterien, die im Superb iV, Octavia iV und in Plug-in-Hybridfahrzeugen weiterer Konzernmarken zum Einsatz kommen. Hierbei seien viele Erfahrungen gesammelt worden, die beim Aufbau der MEB-Linie geholfen hätten, erklärt Vaclav Hrncir, Koordinator der Produktionsplanung E-Mobility bei Skoda.
Die Ambitionen im Bereich Elektromobilität verfolgt Skoda allerdings auch über das Stammwerk hinaus. „Bis 2030 wollen wir in allen drei tschechischen Werken E-Komponenten oder E-Fahrzeuge fertigen“, verdeutlicht Produktionsvorstand Oeljeklaus. Immerhin sollen rein batterieelektrische Fahrzeuge künftig 50 bis 70 Prozent der Auslieferungen in Europa ausmachen. Dafür seien mindestens drei weitere E-Modelle bis 2030 geplant, die preislich und größentechnisch unterhalb des Enyaq iV positioniert werden.
Baut Volkswagen eine Zellfabrik in Tschechien?
Laut Oeljeklaus sollen dafür möglichst viele vor- und nachgelagerte Prozessschritte in Tschechien lokalisiert werden. Neben dem Batterierecycling hofft er vor allem auf eine eigene Zellfabrik. Schließlich sei unter anderem das Volkswagen-Werk Zwickau nicht weit entfernt. Aus Mlada Boleslav könnten Zellen- und Batterien sternförmig an andere Konzernstandorte geliefert werden.
„Wir sind dabei uns für eine Zellfabrik zu bewerben, die Entscheidung fällt allerdings in Wolfsburg“, betont Oeljeklaus bei der Eröffnung der Fertigungslinie für MEB-Batteriesysteme. Im Spätsommer könnte seines Erachtens dann Klarheit herrschen.