BMW verleiht seiner Sportskanone M4 eine Leistungsspritze ? mit purem Wasser. Im Pacecar der Moto GP wird die Wassereinspritzung in den Ansaugtrakt getestet. Doch schon bald dürfte das System in Serie gehen.
Um sportlich und gleichzeitig sparsam unterwegs zu sein, holt BMW eine Uralt-Technik aus der Motorsportschublade, haucht ihr neues Leben ein und will diese in den nächsten Jahren in Serie bringen. Wie sich das Ganze fährt, ist im Pace Car der Moto GP schon einmal zu testen. Der rabenschwarze BMW M4 im Darth-Vader-Look und LED-Orgie an Front sowie auf dem Dach versteckt unter dem Kofferraumboden einen fünf Liter großen Wassertank. “Im normalen Fahrbetrieb müsste der Tank bei rund jedem fünften Tankstopp mit destilliertem Wasser gefüllt werden”, erklärt Franciscus van Meel, Chef der BMW M GmbH, “die Wassereinspritzung ist ein System zur Leistungssteigerung und Verbrauchsminimierung von Verbrennungsmotoren. Erstmals setzen wir diese Technologie im BMW M4 MotoGP Safety Car der Saison 2015 ein.”
Keine Zusatzbatterie, kein 48-Volt-Booster, kein Zusatzkraftpaket ? schlicht Wasser. Auf dem beschaulichen Salzburgring zeigt sich jedoch schnell, dass Wasser weit mehr kann, als nur Feuer oder Durst löschen. Es geht im nachgeschärften BMW M4 aus der Boxengasse heraus noch ganz normal mit Normaldampf bis zur schnellen Rechts-Links-Schikane und dann weiter bis zur Nockstein Kurve. Beim Herausbeschleunigen heißt es für den doppelt aufgeladenen Reihensechszylinder mit seinen drei Litern Hubraum dann jedoch erstmals spürbar “Wasser marsch”. “Das Wasser wird ab 5.500 U/min in den Ansaugtrakt eingesprüht”, erklärt van Meel, “die Temperatur so gesenkt und der Motor dreht freier und leichter hoch mit 0,2 bar mehr Ladedruck.” Heißt, die Wassereinspritzung durch drei kleine Düsen in den Luftsammler sorgt ebenso wie der Ladeluftkühler für eine niedrigere Abgastemperatur und somit ein letztlich potenteres Gemisch für die anstehende Verbrennung. Nicht, dass dem 431 PS starke Serien-M4 sonst die Schwächlichkeit allzu breit auf der Brust stehen würde, doch gerade in den hohen Drehzahlbereichen geht er nunmehr nennenswert elastischer zur Sache. Kein wilder Boost, kein brachialer Schub, aber eben das gewisse etwas mehr an Leistung und Drehfreude.
“Die Wassereinspritzung bringt zehn Prozent mehr Leistung”, sagt M-Kopf Franciscus van Meel, “je nach Einstellung der Motorsteuerung und des Ladedrucks auch mehr.” Heißt, dass die 431 Serien-PS locker auf 500 PS zu bringen wären und damit hätte der BMW M4 sein schmerzhaftes Leistungsdefizit zum Hauptkonkurrenten Mercedes C 63 AMG ausgeglichen. Der Schwabe ist mit dem modifizierten V8-Triebwerk des AMG GT derzeit 510 PS und 700 Nm stark und dreht dem Bayern eine schmerzhafte Nase. Doch es geht nicht nur um das reine Leistungsplus. Die Wassereinspritzung wirkt zudem der Klopfneigung des Motors entgegen, die dadurch entsteht, dass Kraftstoff unkontrolliert verbrennt.
Ehemals wurde Renn- und Rallyefahrzeugen per Wasserzuführung ein kraftvoller Odem eingehaucht. Auch Fahrzeughersteller wie Saab oder Fiat experimentierten bei Saab 99 und Uno Turbo i.e. einst mit der Wassertechnik zur Temperatursenkung der Turboluftzufuhr. Bleibt die Motorleistung bei einem Fahrzeug gleich, würde sich der Verbrauch um bis zu acht Prozent minimieren, sagt M-Chef Franciscus van Meel. Zudem könnte man Kraftstoffe mit einer niedrigeren Oktanzahl fahren. Die Wassereinspritzung als Öko-Komponente in den Markt zu bringen, würde diese wohl endgültig zum Rohrkrepierer machen und wieder in verstaubte Schubladen schicken.
Wahrscheinlicher scheint, dass die M GmbH seinem normalem BMW M3 / M4 im Rahmen einer Sonderedition per Wasserstrahl eine Leistungsspritze verabreichen möchte. Schließlich kommt bald auch der neue Audi RS4. Und auch der dürfte ebenfalls deutlich mehr als 450 PS haben. Da kommt den Garchinger M-Tüftlern die Wiederbelebung der technischen Innovation gerade Recht.
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Stefan Grundhoff; press-inform
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