Die Nachfrage nach E-Autos scheint ungebrochen. Trotz aktueller Produktionsschwierigkeiten in der Automobilindustrie können Hersteller mit wachsenden Absatzzahlen bei E-Autos rechnen, so die Ergebnisse der aktuellen „eReadiness“-Studie der Strategieberatung Strategy&. Rund 4.600 Verbraucher und Verbraucherinnen aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Norwegen, der Schweiz und Spanien wurden für die Studie zu Themen rund um die E-Mobilität befragt.
Sechs Prozent der Befragten besitzen bereits ein Auto mit elektrischem Antrieb. Im Durchschnitt sind die E-Auto-Besitzer 41 Jahre alt und leben zum Großteil in der Stadt. Obwohl noch immer eine Tendenz zum direkten Kauf beim Händler besteht, werden digitale Vertriebskanäle immer relevanter: Mehr als 50 Prozent der E-Auto-Besitzer gaben an, aufgrund von Preisvorteilen, Bequemlichkeit und Verfügbarkeit in Betracht zu ziehen, ihr nächstes E-Auto online zu kaufen. Rund die Hälfte der Befragten, die bereits ein E-Modell besitzen, nahmen Kaufanreize wie staatliche Förderungen oder Rabatte in Anspruch – allerdings geben 77 Prozent an, dass sie ihr E-Auto auch ohne Zuschüsse gekauft hätten.
Knapp zwei Drittel der europäischen Befragten zählen zur Gruppe der E-Auto-Interessierten, die angeben, in den nächsten fünf Jahren ein E-Auto kaufen zu wollen. Dabei sind gebrauchte Fahrzeuge eine beliebte Möglichkeit, die hohen Anschaffungskosten zu umgehen und machen mittlerweile einen Anteil von 20 Prozent aller E-Auto-Käufe aus. Die Käufer haben ein ähnliches Durchschnittsalter (44 Jahre) wie die E-Auto-Besitzer und leben wie diese auch zum Großteil im urbanen Umfeld. Sie unterscheiden sich allerdings durch ein deutlich geringeres Einkommen. Die Vorteile eines E-Autos liegen für die Gruppe der Interessierten vor allem in den geringeren Kilometerkosten (18 Prozent), der Umweltfreundlichkeit (17 Prozent) sowie der Möglichkeit, das Fahrzeug zu Hause zu laden (11 Prozent).
Rund ein Drittel bleibt skeptisch gegenüber der E-Mobilität
Gleichzeitig herrscht bei rund einem Drittel der Befragten immer noch Skepsis gegenüber der E-Mobilität. Diese Gruppe der Befragten lebt weniger häufig in Städten und gibt die eingeschränkte Reichweite als einen der wesentlichen Gründe gegen den Kauf eines E-Autos an. Außerdem zeichnen sich die Skeptiker durch ein noch höheres Durchschnittsalter (53 Jahre) und ein vergleichsweise geringes Jahreseinkommen aus. Deshalb sind für sie hohe Anschaffungskosten (17 Prozent) sowie lange Ladezeiten (14 Prozent) unattraktiv.
„Um das große Potenzial der Elektromobilität für sich zu nutzen und noch mehr Menschen für E-Autos zu begeistern, sollten Automobilhersteller das Kundenerlebnis in den Fokus nehmen“, erklärt Andreas Gissler, Partner bei Strategy& Deutschland. Kunden und Kundinnen würden eine nahtlose Verknüpfung von digitalen und analogen Verkaufskanälen erwarten, weshalb im Bereich der E-Mobilität klassische Probefahrten genau so wichtig wären wie speziell ausgerichtete Dienstleistungen über die gesamte Customer Journey hinweg.
Norwegen bietet die besten Voraussetzungen für Elektromobilität
Zusätzlich zu der Befragung wurden die Länder hinsichtlich ihres Reifegrads bei der Elektromobilität in einem „eReadiness Index“ klassifiziert, der sich aus der Bewertung von vier Dimensionen zusammensetzt: Staatliche Anreize, Infrastruktur, Angebot und Nachfrage. Dabei liegt im Vergleich der sieben europäischen Länder Norwegen mit deutlichem Abstand auf dem Spitzenplatz. Bei der Bewertung der vier Dimensionen erreicht das Land auf einer Skala von eins bis fünf einen Indexwert von 4,5. Vor allem infrastrukturelle Aspekte wie die Anzahl an Ladepunkten oder der Anteil von erneuerbaren Energien sind in Norwegen besonders gut ausgeprägt. Auch auf der Nachfrageseite bietet das Land den besten Wert mit einer besonders hohen Kaufbereitschaft.
Auf dem zweiten Platz folgt die Schweiz mit einem Indexwert von drei, Pluspunkte sind hier eine ebenfalls hohe Nachfrage sowie die gut ausgebaute Infrastruktur. Platz drei belegt England mit einer hohen Nachfrage, die allerdings aufgrund geringer staatlicher Förderungen noch nicht ausgeschöpft wird. Deutschland schneidet mit einem Indexwert von 2,6 aufgrund der unzureichenden Infrastruktur und der ausbaufähigen Nachfrage im Ranking mittelmäßig ab und belegt Platz vier von sieben. Dahinter liegen Frankreich auf Platz fünf, mit deutlichen Abstrichen bei der staatlichen Förderung, sowie Italien und Spanien auf den Plätzen sechs und sieben.