"Wir werden in die dritte Dimension gehen", unterstreicht Wilko Stark, bei Mercedes für die Zukunftsthemen verantwortlich, "wir haben den Volocopter in Dubai bereits erfolgreich getestet." Der Daimler Konzern ist nicht der einzige, der neben seinem Standardgeschäft auf vier Rädern bald in ertragreiche Lüfte entschwinden will. Daimler beteiligte sich jüngst an dem Start-Up-Unternehmen Volocopter, die für den innerstädtischen Transport an bemannten sowie unbemannten Hubschrauberdrohnen arbeiten. Für den Personentransport sind die beiden Modelle Volocopter 2X und 4X mit jeweils 18 Rotoren in Planung; den unbemannten Warentransport soll eine Cargodrohne erledigen. Über seinen neuen Großaktionär Geely haben die Schwaben zukünftig auch eine Hand an dem Flugauto-Pionier Terrafugia, die seit Jahren strahlend weiße Flugautos - speziell für die USA - erproben. Einst von MIT-Studenten gegründet, stellte Terrafugia bereits eine Reihe von seriennahen Flugautos vor; doch zu einer echten Serienproduktion reichte es bisher trotz der mittlerweile erteilten US-Genehmigungen nicht. Aktuell arbeitet Terrafugia am hybriden TF-X, der im bis zu 320 km/h schnellen Flugbetrieb von einem Verbrennungsmotor angetrieben wird, während Start und Landung rein elektrisch geschehen. Die maximale Reichweite soll bei 800 Kilometern liegen.
Der Volkswagen Konzern präsentierte auf dem 88. Genfer Automobilsalon über seine Tochterfirma Italdesign ein gemeinsam mit Airbus und Audi entwickeltes zweisitziges Drohnenkonzept unter dem Namen Pop Up Next. Im Normalbetrieb ist das Fahrzeug auf der Straße unterwegs; kann mit einem Propelleraufsatz jedoch zum Kleinhubschrauber werden, der in der Luft maximal 120 km/h und auf der Straße 100 km/h schnell ist. Eine Akkuladung reicht für 50 Flugkilometer. Nachgeladen wird in 15 Minuten.
Schon einen Schritt weiter ist das niederländische Unternehmen PAL-V, die ebenfalls auf dem Genfer Automobilsalon ihren Liberty der Öffentlichkeit präsentierten. Wer vom morgendlichen Verkehr allzu sehr genervt ist, hat mit dem Flugauto von Pal-V eine praktikable Lösung, um viel Zeit zu sparen. Zwei Personen können in dem zweimotorigen Autocopter eine Strecke von 500 (in der Luft) bis zu 1.300 Kilometern (auf der Straße) zurücklegen - mit maximal 160 km/h auf der Straße und 180 km/h in der Luft. Preis des Basismodells: Pal-V Liberty Sport Edition: 299.000 Euro. Die Luxusversion kostet knapp 500.000 Euro. Anfragen gibt es genug.
Elektrische Antriebe in der Luft
Technisch sind die meisten Hindernisse längst beseitigt und auch die höchst unterschiedlichen Antriebe in zwei bzw. drei Dimensionen haben die Entwickler weitgehend im Griff. Es hapert seit vielen Jahren jedoch an den rechtlichen Rahmenbedingungen, denn die nationalen wie internationalen Verkehrsbehörden tun sich schwer, den Flugautos die nötigen Ermächtigungen für den Betrieb auf Straße und in der Luft zu erteilen. Bisher taten sich insbesondere die renommierten Luftfahrtunternehmen und Flugzeughersteller mit Themen wie Flugauto oder Citycopter schwer. Mittlerweile beschäftigen sich Unternehmen wie Boeing, Airbus, aber auch die zahlreichen Hersteller von Kleinflugzeugen und Hubschraubern mit dem Thema. Dabei dürfte der Symbiose aus Auto und Flugkörper je nach Region eine untergeordnete Relevanz zukommen. Ganz anders sieht es dagegen mit Flugdrohnen aus, die im urbanen Umfeld Personen ohne Staurisiko ans Ziel bringen können. Gerade für Millionenmetropolen wie New York, Los Angeles, Tokio, Singapur, Peking, Dehli oder Shanghai wären entsprechende Citycopter ein hochpreisiger Teil eines zukünftigen Verkehrskonzeptes.
Die neuseeländische Firma Kitty Hawk präsentiert vor wenigen Tagen ein selbst entwickeltes Lufttaxi namens Cora für den Personentransport von morgen. Geführt wird die kalifornische Firma aus Mountain View von Sebastian Thrun, der zusammen mit seinem Team am Traum von täglichen Flug für jedermann arbeitet. Thrun war der Gründer von Google X, wo er die Entwicklung des selbstfahrenden Autos Google Glass und andere Projekte leitete. Das elektrische Flugtaxi Cora hat eine Spannweite von elf Metern, fliegt vollautonom in einer Höhe von 150 bis 1.000 Metern und benötigt keinen Piloten. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 180 km/h, während die Reichweite der Akkus bei maximal 100 Kilometern liegt. Cora ist nicht käuflich zu erwerben, sondern soll nur für Fluglinien und Flugdienste angeboten werden. Erste Testflüge hat es in Neuseeland bereits gegeben. "In Neuseeland wissen wir, dass wir nicht dieselben alten Ansätze nutzen können, um unsere zukünftigen Herausforderungen zu bewältigen", sagt Dr. Peter Crabtree vom neuseeländischen Ministerium für Wirtschaft, Innovation und Beschäftigung, "wir sahen Coras Potenzial als nachhaltige, effiziente und transformative Technologie, die das Leben der Menschen bereichern kann, nicht nur in Neuseeland, sondern letztlich in der ganzen Welt."
Einen ähnlichen Ansatz wie Kitty Hawk mit seiner Cora verfolgt das deutsche Unternehmen Lilium. Das Unternehmen entwickelt derzeit den fünfsitzigen Lilium Jet, der rein elektrisch Entfernungen bis zu 300 Kilometern zurücklegen kann. Das Flugtaxi wird per App bestellt und ist Dank der insgesamt 36 Elektromotoren bis zu 300 km/h schnell. Es scheint nur noch eine Frage der Zeit zu sein, wann es auch ohne Flugzeug in die Lüfte geht - rein elektrisch.