Der Jaguar-Kunde ist gewöhnlich anspruchsvoller als andere. Er macht einen Bogen um die Einstiegsmotorisierung und greift blickt bevorzugt ans obere Ende der Preisliste. So mag es überraschen, dass Jaguar von seinem erfolgreichen Sportwagen F-Type ab Herbst eine wenig standesgemäße Vierzylinderversion mit 300 PS auf den Markt bringt oder die V6-Versionen auf Wunsch nun auch mit einer Handschaltung ausstattet, die kaum einer vermisst hat. Schließlich greifen die meisten Kunden ohnehin zum 550 PS starken V8 oder verlieben sich gleich ins Topmodell Jaguar F-Type SVR, der mit seinen 423 kW / 575 PS die Konkurrenz mit Höchstgeschwindigkeiten von bis zu 322 km/h schockt.
Wer weniger auf den Putz hauen will, drückt den Taster an der unverändert etwas zu breiten und klobigen Mittelkonsole und der Jaguar F-Type 400 Sport brabbelt nachbarschaftsfreundlich morgens zur Arbeit. Auf Landstraßen lässt man das aufgeladene Dreiliter-V6-Aggregat nicht nur akustisch freier atmen. In lang gezogenen Kurvenkombinationen verbeißt sich der knapp 4,50 Meter lange Brite dank 4x4-Antrieb und Sperrdifferenzial tatenhungrig mit dem grobkörnigen Asphalt und man erkennt schnell, wie gut die Kombination aus Allradantrieb und Getriebeautomatik trotz ein paar Zentnern zu viel auf den Rippen ist.
Doch es geht auch anders, denn für viele dürfte der neue F-Type 400 Sport - wahlweise als Coupé oder Cabrio, das an sich ein Roadster ist, sowie mit Heck- oder Allradantrieb - die ideale Wahl sein. Ganz billig ist das britische Autovergnügen, auf ein Jahr limitiert, nicht. Startet das 400er Coupé mit Hinterradantrieb noch knapp unter der 100.000-Euro-Marke, kostet die offene Version mit dem allemal sinnvollen Allradantrieb 112.200 Euro. Der grandiose Fahrspaß ist es jedoch allemal wert, denn trotz seines bekannten Übergewichts von über 1,8 Tonnen ist der F-Type die bekannt beeindruckende Fahrmaschine, die nicht nur mit ihrem Styling und einem Motorsound überrascht, der Insassen wie Zuschauern einen wohligen bis erschrockenen Schauer über den Rücken jagt.
0 auf Tempo 100 schafft der offene Doppelsitzer in rund fünf Sekunden und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 275 km/h. Der Normverbrauch: 8,9 Liter. Wer will, schaltet das frei konfigurierbare Sportprogramm zu und schärft so Eigenschaften von Motorelektronik, Fahrwerk oder Lenkung nach, ehe er sich wieder visuellen Versuchungen wie Scheitelpunkten und Kurvenradien widmet. Der F-Type 400 Sport zeigt, dass es nicht unbedingt der übermächtige V8-Motor sein muss, sondern dass der auf der Vorderachse etwas leichtere V6-Motor nicht nur beim Anbremsen und Einlenken spürbare Vorteile hat. Dafür darf der V6-Klang gerne einmal etwas wilder und aufmüpfiger sein. So sehr die Lenkung bei geringen Geschwindigkeiten oder einem heißen Ritt auf der Landstraße begeistert, so sehr bleibt diese bei längeren Autobahnfahrten Geschmacksache. Gerade bei Tempi jenseits der 200 km/h ist diese zu direkt und aggressiv auf leichte Lenkbewegungen.
Neben der vom normalen 380-PS-Modell abgeleiteten F-Type 400er Sportversion, die sich mit Sportsitzen, gelben Signets und Innenraumdetails stimmungsvoll abhebt, gibt es durch die Modellpflege nur leichte Veränderungen. Die bisherigen Xenonaugen wurden durch LED-Lichter ausgetauscht, die besser aussehen und bei Dunkelheit heller strahlen. Wer sich für die Performance-Sportsitze entscheidet, der genießt eine tiefere Sitzposition und bis zu vier Zentimeter mehr Beinraum, den insbesondere groß gewachsene Fahrer gut gebrauchen können. Im Innenraum hat sich ansonsten abgesehen von dem nur leicht verbesserten Touch-Bediensystem für Navigation, Soundsystem und Fahrzeugbedienung nur wenig getan. Das Angebot an Fahrerassistenzsystemen ist auch für einen Sportwagen dieser Klasse überraschend dünn. Kleiner und zerklüfteter als es einem lieb ist, präsentiert sich unverändert der Kofferraum des Jaguar F-Type Roadsters, der allenfalls für eine größere Reisetasche und ein paar Jacken nutzbar bleibt. Die F-Type-Fans wird es - offen wie geschlossen - kaum stören. Sie drücken den Schalter für den Klappenauspuff und fahren mit brüllendem Stakkato durch den nächsten Tunnel - das macht süchtig.