Vision E hier, EQ da - die E-Mobilität ist unter dem Frankfurter Messeturm in aller Munde. Doch auch die Anhänger von automobilen Leistungssportlern kommen auf der IAA auf ihre Kosten. Ja, es gibt sie noch, die Verbrenner mit mächtig Wumms. Aber auch bei den klassischen Sportwagen hält der E-Motor Einzug, um die Leistung zu optimieren.
Die Nummer eins in dieser Disziplin ist der Mercedes-AMG Project One. Angetrieben wird der teuerste Serien-Mercedes aller Zeiten, wie die Formel-1-Autos, von einem 1,6 Liter großen V6-Turbobenziner, der von vier Elektromotoren tatkräftig unterstützt wird. Die Gesamtleistung der Renn-Flunder dürfte somit bei rund 1.200 PS liegen und die zu erwartende Höchstgeschwindigkeit über 370 km/h. Marktstart für den Hypersportler Mercedes AMG Project One soll Ende 2018 / Anfang 2019 sein. Doch selbst zu einem erwarteten Verkaufspreis von 2,8 Millionen Euro heißt es schneller als schnell sein. Es sind nur 275 Fahrzeuge geplant. Die Technik nimmt bei der Formel 1 Anleihen. Ein technischer Kniff aus der Königsklasse eliminiert Turbolöcher: Ein E-Motor mit 80 Kilowatt treibt dabei das Verdichterrad an, das Turbolöcher stopft, bevor diese aufreißen können. Zusätzlich wird das Project One durch drei zusätzliche Elektromotoren, einem an der Hinterachse und einen an der Vorderachse, zum agilen Allradler. Pro Rad leisten die Elektromodule jeweils weitere 120 kW / 163 PS, die aus dem Stand verfügbar sind. Damit sind bis zu 25 Kilometer rein elektrisch möglich.
BMW reiht sich mit dem neuen M5 in die 600 PS-Liga ein. Die bayerische Dampfhammer-Limousine hat einen aufgeladenen Achtzylinder mit 4,4 Litern Hubraum und 441 kW / 600 PS. Damit diese Power auch auf den Asphalt kommt, setzt die BMW M GmbH erstmals einen Allradantrieb ein. Das in Eigenregie neu entwickelte Allradsystem arbeitet mit einem zentralen Verteilergetriebe mit Lamellenkupplung und verteilt die Antriebsmomente vollvariabel zwischen Vorder- und Hinterachse. Garniert wird das Ganze selbstverständlich durch ein Hinterachsdifferential mit Sperrwirkung. Den BMW M5 gibt es nicht als Kombi, dagegen die Audi-Kraftmeier schon. Der Audi RS4 Avant hat 450 PS, die von einem 2.9 TFSI Biturbo-Motor generiert werden und einen permanenten Allradantrieb. Dynamik ist genug vorhanden: nach 4,1 Sekunden ist Landstraßentempo erreicht und die Höchstgeschwindigkeit beträgt mit dem Dynamik-Paket 280 km/h. Wer mit weniger zufrieden ist, kann sich vielleicht für den Opel Insignia GSi erwärmen, der mit 250 PS jedoch mehr eine Ausstattungsvariante, denn eine echte Sportversion wäre.
Sportlich und kompakt
Deutlich schärfer ist der Audi R8 RWS mit Heck- statt Allradantrieb unterwegs. Der R8 ist als Coupé mit einem Gewicht von 1.590 Kilogramm 50 Kilogramm leichter als die Allrad-Brüder und mit 540 PS auch ausreichend motorisiert. Von null auf 100 km/h vergehen 3,7 Sekunden und in der Spitze werden 320 km/h- Den auf 999 Stück limitierten V10-Mittelmotorsportwagen gibt es auch als Spyder, die offene Variante kostet 153.000 Euro, das sind 13.000 Euro mehr als beim Coupé.
Die Nürburgring Nordschleife zieht asiatische Autobauer fast schon magisch an. Deswegen hat Hyundai seine Performance-Division auch mit dem Buchstaben "N" versehen und mit dem langjährigen BMW M-Entwicklungschef Albert Biermann einen Experten für sportliche Automobile nach Korea gelotst. Der erste Vertreter der N-Marke ist der Hyundai i30 N, ein kompakter VW Golf GTI-Jäger mit einem Zweiliter Turbomotor. Wie beim Wolfsburger Platzhirschen wird es zwei Versionen geben: eine Basisvariante mit rund 184 kW / 250 PS, die mit einem Performance-Paket auf 202 kW / 275 PS aufgerüstet werden kann. Bei dieser Variante sorgt ein elektronisches Sperrdifferential für mehr Traktion und Agilität.
Entfesselte Leistung
In der gleichen PS-Liga spielt der Seat Leon Cupra R mit 228 kW / 310 PS. Der leistungsstärkste Serien-Seat aller Zeiten wird nur 799 Mal gebaut und ist ab Ende 2017 zu haben. Im Gegensatz zu Cupra wurde der Sturz an der Vorderachse modifiziert, genauso wie die Abstimmung der adaptiven Dämpfer. Brembo Bremsen packen kräftig zu. In der gleichen Klasse trifft Renault mit seinem Megane R.S. an. Sein neu entwickelter Turbobenziner mit 1,8 Litern Hubraum leistet 206 kW / 280 PS. Die Spur wurde vorne um 6,0 und hinten um 4,5 Zentimeter verlängert. Statt eines Allradantriebs gibt es jedoch nur eine Allradlenkung. Einen reinrassigen E-Renner gibt es auch noch zu bestaunen. Der japanische Aspark-Konzern zeigt auf der IAA mit dem Owl einen Supersportwagen mit Carbon-Karosserie.
Bei den SUVs spielt der Porsche Cayenne Turbo leistungsmäßig in der ersten Liga. Der Vierliter-V8-Biturbo-Motor leistet 404 kW / 550 PS und wuchtet den schweren Kreuzer auf 286 km/h. Von den technischen Verwandten Audi SQ7 TDI und Bentley Bentayga kommt die elektronische Wankstabilisierung und vom Porsche 911 solche Feinheiten wie die aktive Aerodynamik inklusive aktivem Dachspoiler. Damit der Cayenne Turbo auch schnell zum Stehen kommt, verwendet Porsche serienmäßig eine neue Hochleistungsbremse Porsche Surface Coated Brake (PSCB, bei der eine die Stahlscheiben aufgebrachte Wolframcarbid-Schicht die Bremswirkung und Verschleißfestigkeit steigert. Bei der Versessenheit der Porsche-Ingenieure auf Fahrdynamik dürfte auch diese Cayenne Turbo der dritten Generation wieder mit einer sehr hohen Agilität aufwarten.