Der Vorstand der BMW Group anlässlich der Jahreskonferenz 2021 vor dem neuen iX.

Der Vorstand der BMW Group um den Vorsitzenden Oliver Zipse (3. v. l.) anlässlich der Jahreskonferenz 2021. (Bild: BMW Group)

BMW-Chef Oliver Zipse tritt am Mittwochmorgen der Jahrespressekonferenz entschieden auf und bringt die weltweiten Herausforderungen der Automobilbranche in eine Struktur - Corona, volatile Märkte, Nachfragevielfalt der Weltmärkte, Rohstoffthemen, die CO2-Diskussion sowie Halbleitermangel. Der BMW-CEO zeigt auf, welche Wege der Münchner Konzern vor dem Hintergrund dieser branchenweiten Mega-Themen geht. „Die BMW Group hat 2021 viel vor: Wir sind mit hoher Dynamik in das neue Jahr gestartet und wollen schnellstmöglich wieder an das Vorkrisenniveau anknüpfen – und darüber hinausgehen.“ Für die kommenden Jahre habe man einen klaren Fahrplan, um die Transformation der Branche zu einem echten Wettbewerbsvorteil für BMW zu machen: "kompromisslos elektrisch, digital, zirkulär.“ Als erstes Unternehmen im DAX führe man überdies den Geschäfts- und Nachhaltigkeitsbericht zu einem integrierten Konzernbericht zusammen.

Auch bei BMW spielen elektrische Modelle die Zukunftsmusik

2020 konnte die BMW Group gut 2,3 Millionen Fahrzeuge absetzen. Dies entspricht einem Minus von 8,4 Prozent. Wie Finanzvorstand Nicolas Peters schildert, bescherte insbesondere das erste Halbjahr 2020 große Einbrüche. Man habe Lagerbestände reduziert, was sich im zweiten Halbjahr ausgezahlt habe. Der Umsatz lag bei gerundet 99 Milliarden Euro (Minus fünf Punkte im Vergleich zu 2019). Die EBIT-Marge im Segment Automobil soll für das Gesamtjahr 2021 auf einen Wert im Korridor zwischen sechs und acht Prozent steigen. Ab dem Jahr 2023 will man bereits rund ein Dutzend vollelektrische Modelle auf der Straße haben. Der Absatz vollelektrischer Fahrzeuge soll sich 2025 gegenüber 2020 verzehnfachen. Für die Reduktion der Emissionen in den Werken und Standorten der BMW Group nennt das Unternehmen 80 Prozent. Die Reduktion der CO2-Emissionen von Fahrzeugen in der Nutzungsphase bis 2030 soll bei 40 Prozent je gefahrenem Kilometer liegen.

Bei BMW gehe man die Herausforderungen mit einer gesamthafte Betrachtungsweise an, sagt der Vorstandsvorsitzende. Man entscheide mit langfristiger Perspektive und müsse genau antizipieren, was in der Welt um einen herum geschehe, präzisiert Zipse. Zu den Thesen, die das Handeln bei BMW prägen, zählt Zipse zufolge, dass Abhängigkeiten reduziert werden müssen und das große Thema Digitalisierung dem Menschen dienen soll. Wachstum bleibe die wichtigste Währung der Wirtschaft. Mit Blick auf die Frage, welchen Einfluss die Antriebsarten gerade in nächster Zukunft spielen werden, sagt der Vorstandsvorsitzende, dass einseitige Festlegungen den Fortschritt hemmen. Verzicht, so Zipse, könne nicht die Basis sein.

Produktoffensive mit sogenannter Neuen Klasse

Im Bereich der Produkte startet das Unternehmen mit dem iX sowie dem viertürigen Coupé i4 eine Offensive bei den rein elektrischen Fahrzeugen. In den kommenden Jahren folgen vollelektrische Versionen der volumenstarken BMW 5er Reihe und des BMW X1. Hinzu kommen die BMW 7er Reihe sowie der Nachfolger des Mini Countryman sowie weitere Modelle. 2025 wird der BMW Group zufolge eine entscheidende Phase in der Transformation. Mit der sogenannten "Neuen Klasse" richte man das seit Jahrzehnten gewachsene Produktangebot neu aus.

Diese Neue Klasse soll sich durch drei zentrale Aspekte auszeichnen: eine vollständig neu definierte IT- und Software-Architektur, eine neu entwickelte und hoch performante elektrische Antriebs- und Batteriegeneration und ein radikal neues Niveau von Nachhaltigkeit über den gesamten Lebenszyklus. Einen ähnlichen Prozess habe BMW zuletzt in den 1960er-Jahren vollzogen, als man die sportliche Mittelklasse einführte.

Im Gesamtkonzept werden dabei keinesfalls die Hybridfahrzeuge fehlen, antwortet Entwicklungsvorstand Frank Weber auf die Frage, wo weiterhin die PHEVs im BMW-Fahrplan positioniert sein werden. Wie Vorstandschef Zipse ergänzt, zeichne sich gerade mit Blick auf die völlig unterschiedlichen Bedarfe und Infrastrukturen auf den weltweiten Märkte derzeit noch nicht ab, dass eine Technologie das Rennen mache. Teuer sei es, sich früh einzuschränken, so der BMW-Boss. Der Trend zeige in Richtung Elektromobilität, jedoch habe auch der Verbrenner eine Zukunft.

Oliver Zipse, Vorsitzender des Vorstands der BMW AG.
BMW-Chef Oliver Zipse: "Wir sind mit hoher Dynamik in das neue Jahr gestartet und wollen schnellstmöglich wieder an das Vorkrisenniveau anknüpfen – und darüber hinausgehen.“ (Bild: BMW Group)

Flexibilität und Nachhaltigkeit in den Werken

Auch in den Werken und Produktionsabläufen erhebt man bei BMW den Anspruch, mit Blick auf Nachhaltigkeit und Emissionen Benchmark zu sein. Dazu zählt etwa das bereits eingangs erwähnte Ziel, die Emissionen der Werke bis 2030 um 80 Prozent zu reduzieren. Für die iX- und i4-Fertigung in den Werken Dingolfing und München setze man etwa Wasserkraft ein. Durch den Einsatz von erneuerbarem Grünstrom bei der Herstellung der Batteriezellen in Kombination mit dem verstärkten Gebrauch von Sekundärmaterial können die CO2-Emissionen in der Lieferkette des BMW iX um 17 Prozent gesenkt werden.

Gleichzeitig reduziere die BMW Group den Einsatz von kritischen Rohstoffen und habe für die aktuelle, fünfte Generation von Batteriezellen den Anteil von Kobalt im Kathodenmaterial auf unter zehn Prozent reduziert und den Anteil von Sekundär-Nickel auf bis zu 50 Prozent angehoben. Der E-Antrieb kommt BMW zufolge vollständig ohne seltene Erden aus. Darüber hinaus soll Recycling auch mit Blick auf weitere Materialien dem Thema Nachhaltigkeit einen Push verleihen. So müsse etwa der Einsatz von Monomaterialien etwa in den Sitzen deutlich erhöht werden, um eine größtmögliche Menge wieder in den Wertstoffkreislauf überführen zu können. Auf dem Weg zur IAA Mobility in diesem Jahr werde die BMW Group Details zu diesem Ansatz der Kreislaufwirtschaft vertiefen, heißt es. Außerdem prüfe das Unternehmen die Möglichkeit von branchenübergreifenden Kooperationen, um das Ziel der Circular Economy Realität werden zu lassen.

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