BMW-Produktionsvorstand Milan Nedeljković

Produktionsvorstand Milan Nedeljković will die weltweite BMW-Fertigung noch in diesem Jahr mit Strom aus regenerativen Energie versorgen. (Bild: BMW)

Herr Nedeljković, alle sprechen über Nachhaltigkeit und ressourcenschonendes Wirtschaften bestimmt heute stärker denn je die Zukunftsfähigkeit eines Fertigungsunternehmens. Was tun Sie in diesem Bereich?

Nachhaltigkeit in der Produktion und entlang der Wertschöpfungskette ist für die BMW Group ein fundamentales Thema. Wir verfolgen schon seit vielen Jahren konsequent den Ansatz der Clean Production. Das heißt, wir senken kontinuierlich den Einsatz von Ressourcen wie Energie und Wasser und erzeugen weniger Abfall und CO2-Emissionen. Wir verbrauchen für die Produktion eines Fahrzeugs heute im Durchschnitt nur halb so viele Ressourcen und CO2 wie noch im Jahr 2006. Mit dieser Reduzierung ist die BMW Group im Wettbewerbsvergleich führend. Und wir verfolgen hier einen ganzheitlichen Ansatz: Schon die Produktion des i3 im Werk Leipzig war durch den Einsatz von Windkraft von Anfang an CO2-frei. Um weniger Energie zu verbrauchen, treiben wir an allen Standorten strukturelle Veränderungen voran. Zum Beispiel haben wir insgesamt über 300.000 LEDs installiert und sparen dadurch so viel Strom ein, wie 40.000 Haushalte verbrauchen. Und noch in diesem Jahr werden wir in unseren Werken weltweit ausschließlich Strom aus regenerativen Energiequellen beziehen, also zu 100 Prozent.

In der BMW Group läuft ein Kostensenkungsprogramm mit einem Umfang von über zwölf Milliarden Euro. Wie kann die Produktion dazu einen Beitrag leisten?

Ich sehe zwei Stoßrichtungen: Zum einen die laufenden Kosten, die wir seit Jahren durch kontinuierliche Verbesserungen bei den Prozessen und der Qualität mit verschiedenen Lean-Production-Ansätzen senken. Zum anderen Investitionen in digitale Technologien, mit denen wir uns neben einem weiteren Innovationssprung auch neue Einsparmöglichkeiten erschließen wollen – angefangen bei der additiven Fertigung über die Mensch-Roboter-Kollaboration bis hin zu Smart Logistics. Chancen, die Prozesseffizienz zu steigern, bieten sich überall.

Über welche Größenordnung sprechen wir?

Das Einsparpotenzial hängt stark von der Anwendung und den Rahmenbedingungen in den einzelnen Werken ab. Daher ist es nicht so einfach, hier eine Gesamtsumme zu nennen. Wir orientieren uns daran, wann sich für welchen Standort welche Investition bezahlt macht. Der jeweiligen Entscheidung liegen natürlich betriebswirtschaftliche Renditeberechnungen zugrunde.

Der Schritt von einem 4.0-Pilotprojekt zu einer echten Smart Factory erweist sich mitunter als große Hürde. Welche Werke im BMW-Produktionsnetzwerk sehen Sie bei Vernetzung, Automatisierung und KI derzeit vorne und warum?

Wir sehen in der Digitalisierung keinen Selbstzweck, sondern setzen sie nur dort ein, wo sie Sinn macht und vor allem auch wirksam ist. Das ist von Standort zu Standort zum Teil sehr unterschiedlich, auch weil die Rahmenbedingungen sehr verschieden sind. Deshalb spezialisieren sich die Standorte auf unterschiedliche Anwendungsfelder und teilen ihre Erfahrungen mit dem Netzwerk. In jedes neue Werk, das wir bauen, fließt so unser gesamtes Know-how zu innovativen und nachhaltigen Technologien ein. Schließlich wollen wir als Netzwerk agieren und redundante Tätigkeiten vermeiden. Ein abgestimmtes Miteinander lohnt sich immer, wie das Beispiel in einem Arbeitsschritt der Mensch-Roboter Kollaboration zeigt, den das Werk Spartanburg für das gesamte Netzwerk industrialisiert hat. Da geht es um Türinnenverkleidungen, die ein Werker mit Unterstützung eines Roboters verklebt. Aufbauend auf der Expertise, die sich unsere US-Kollegen erarbeitet haben, sind heute rund 100 dieser sogenannten Cobots an 16 Standorten im Einsatz. Oder nehmen Sie unser Werk San Luis Potosí in Mexiko: Dort arbeiten wir mit einem neuen vernetzten Produktionsleitstand, in dem alle Daten des Werks an zentraler Stelle zusammenlaufen. Durch Echtzeitanalysen sehen wir in diesem Cockpit, ob alle Prozesse rund laufen oder ob wir an einer Stelle präventiv eingreifen müssen. Bewährt sich das Konzept, werden wir es umgehend in andere Werke bringen. Für Trendthemen wie Virtual Reality und künstliche Intelligenz gibt es vergleichbare Beispiele.

 Das komplette Interview mit Milan Nedeljković können Sie in der nächsten Printausgabe von Automobil Produktion lesen.

Sie möchten gerne weiterlesen?