Standort für passive Sicherheitssysteme
ZF eröffnet neues Technologiezentrum in den USA
Im modernisierten Testzentrum von ZF Lifetec in Washington ermöglicht die neue Schlittenanlage hochpräzise Simulationen komplexer Crashszenarien.
(Bild: ZF)
Um seine Innovationskraft zu stärken, hat ZF Lifetec den Standort in Washington umfassend modernisiert und um ein großes Forschungs- und Entwicklungszentrum erweitert. Herzstück ist eine neue Schlittenanlage für hochrealistische Crashsimulationen.
Der Unternehmensbereich für passive Sicherheitssysteme, ZF Lifetec, hat seinen bestehenden Standort in Washington modernisiert und in diesem Zuge ein neues Forschungs- und Entwicklungszentrum errichtet. Mit einer Fläche von rund 7.600 Quadratmetern für das neu erweiterte Technologiezentrum – einschließlich des neuen Schlittensystems – und einer Gesamtfläche von rund 18.000 Quadratmetern wurde der Standort Washington um eine umfassende Test-, Prototypen- und F&E-Einrichtung erweitert. Im Rahmen des zweijährigen Bauprojekts wurde der Standort Romeo in die Anlage in Washington integriert und vereint damit Prototypenentwicklung, Tests, Konstruktion und Design unter einem Dach.
„Das neue Testzentrum ist ein klares Bekenntnis zu Innovation und zu unseren Kunden – und es ist ein echter Wettbewerbsvorteil“, betont Ned Reckamp, Senior Vice President of Inflatable Restraint Systems and North America Passive Safety Systems. Und fügte hinzu: „Dieser Schritt steigert unsere Effizienz, unsere Flexibilität und versetzt uns in die Lage, aktuelle und zukünftige NHTSA- und NCAP-Anforderungen zu erfüllen.“ Moderne Verkehrssicherheit beginnt laut dem Zulieferer mit dem Verständnis komplexer Unfallszenarien. Bei einem Frontalaufprall mit starker Verzögerung etwa verändert der sogenannte Pitch-Effekt – also die Neigungsbewegung des Fahrzeugs um die Querachse – die Sitzposition der Insassen und beeinflusst so die Gurtstraffung sowie die Auslösung der Airbags.
Schräge oder versetzte Kollisionen erzeugen komplexe Bewegungsmuster, die besonders für neue Innenraumkonzepte relevant sind. Unterschiede in der Fahrzeughöhe erzeugen bei der Kollision asymmetrische Kräfte, die eine Herausforderung für die Konstruktion von Airbags und Karosserien darstellen. Kollisionen mit Straßeninfrastrukturen oder Überschläge stellen ebenfalls hohe Anforderungen an adaptive Rückhaltesysteme. Mit dem erweiterten Standort in Michigan will ZF Lifetec den Grundstein für die Entwicklung und Erprobung von Sicherheitstechnologien der nächsten Generation legen, die auf diese Herausforderungen einzahlen.
Technologisches Highlight: die neue Schlittenanlage
Ein wichtiges Merkmal des modernisierten Standorts ist die neue Schlittenanlage, die mit einer servogesteuerten Pitch-Motion-Simulationseinheit ausgestattet ist. Mit einer Kraft von 2,75 Meganewton – vergleichbar mit dem Schub eines Airbus A380 – ermögliche das System hochrealistische dynamische Crashtests. Sie erlaube die präzise Simulation von Fahrzeugbewegungen in komplexen Crash-Szenarien wie Frontalzusammenstößen mit starker Verzögerung, versetzten Kollisionen und Überschlägen. Diese Technologie ermögliche auch realistische Tests und Validierungen von adaptiven passiven Sicherheitssystemen, die auf zukünftige Technologien wie das (semi-)automatisierte Fahren und auf Innenraumkonzepte der nächsten Generation (Interiors of the future) zugeschnitten sind.
Der neue Standort biete insgesamt ein breites Spektrum an Testmöglichkeiten, darunter präzise Airbag-Auslösetests auf Komponenten- und Systemebene, umfangreiche Dauerhaltbarkeits- und Funktionstests für Airbags, Sicherheitsgurte und Lenkräder sowie dynamische Tests mit Bungee-Verzögerungsschlitten und servohydraulischen Schlitten. Umweltsimulationen reproduzieren Temperatur, Feuchtigkeit, Vibration und Korrosion unter realistischen Bedingungen. Materialanalysen und -tests ermöglichen eine eingehende Bewertung der verwendeten Materialien. Die Entwicklung und Erprobung von Prototypen für Rückhaltesysteme würden den Standort zudem zu einem zentralen Innovationszentrum für passive Fahrzeugsicherheit in Nordamerika machen.
Der Standort Washington wurde ursprünglich 1987 erbaut, die Ursprünge des Standorts in Romeo reichen bis in die späten 1970er Jahre zurück. Die neue Anlage vereint Engineering, Programmmanagement, Vertrieb, Finanzen, Einkauf, Personalwesen, Führung, Prototypenbau und Testbetrieb unter einem Dach. Als Teil eines globalen Netzwerks mit über 51 Standorten in 22 Ländern und mehr als 36.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern stärkt ZF Lifetec mit dieser Investition seine Präsenz auf dem nordamerikanischen Markt.