So will Hyundai an die Weltspitze
Hyundai-Mitarbeiter im Metaplant in den USA
Hyundai
Alles sprechen von den chinesischen Herstellern, die den europäischen Markt angreifen. Mit sicherem Abstand bereitet sich Hyundai auf großes vor und will mit einem ausgeklügelten Portfolio aus Marken, Modellen und Antrieben auf Platz eins: weltweit.
Aktuell ist die Rangordnung klar: Toyota ist der größte
Autobauer der Welt. Mit nennenswertem Abstand folgen der Volkswagen Konzern und
Hyundai. Die chinesischen Großkonzerne spielen weltweit noch nicht in der
ersten Liga – auch wenn ihr Druck immer größer wird. Während BYD, Chery, Geely
oder Saic aus ihren Plänen auf dem Weg nach oben keinen Hehl machen, hält sich der
Hyundai-Konzern mit seinen drei Marken Hyundai, Kia und Genesis im Hintergrund;
will sich mit dem dritten Platz in der internationalen Zulassungsstatistik aber
nicht mehr zufriedengeben. Die HMG (Hyundai Motor Group) will allein mit seiner
Kernmarke Hyundai Motors bis zum Jahre 2030 mehr als 5,5 Millionen Fahrzeuge
jährlich verkaufen. Mit 3,3 Millionen dieser Modelle sollen dabei deutlich mehr
als die Hälfte elektrifiziert sein. Europa nimmt bei der jüngst ausgerufenen
Wachstumsstrategie eine zentrale Rolle ein.
Nachdem mit Hyundai Ioniq 5, 6 und 9 zunächst die größeren
Modelle für Elektro-Image und eine solide Fahrzeugbasis sorgen sollten, folgt
der kleinere Ioniq 3, der als 4,28 Meter lange Studie auf der Münchner IAA im
September erstmals zu sehen war. Xavier Martinet, CEO von Hyundai Motor Europe:
„Das Concept Three repräsentiert den nächsten Schritt der
Elektrifizierungsstrategie von Hyundai Motor. Mit seinen kompakten Abmessungen
und seiner Designsprache Art of Steel verkörpert es unsere Vision, Mobilität zu
bieten, die praktisch, zugänglich und emotional ansprechend ist.“
Hyundai setzt auf alle Antriebsarten
Während so mancher Wettbewerb lauter denn je poltert, halten
sich Hyundai und Kia mehr denn je im Hintergrund. Bei allen
Elektrifizierungstendenzen setzt der Großkonzern aus Seoul nicht nur auf ein
breites Marken- und Modellspektrum, sondern will den Kunden auch weiterhin die
Wahl überlassen, wie die Fahrzeuge angetrieben werden sollen. „In einer Branche, die vor einem
beispiellosen Wandel steht, ist Hyundai dank seiner einzigartigen Kombination
aus überzeugenden Produkten, Flexibilität in der Fertigung, Technologieführerschaft,
hervorragenden Handelspartnern und globaler Reichweite in einer einzigartigen
Position, um erfolgreich zu sein“, erläutert José Muñoz, CEO der Hyundai Motor
Company, „wir bieten ein umfassendes Portfolio an Elektromodellen in allen
Segmenten, lokalisieren die Produktion in Schlüsselmärkten und nutzen
bahnbrechende Technologien, von software-definierten Fahrzeugen bis hin zu
Batterien der nächsten Generation.“
Während einige europäische Marken ihre wirtschaftlichen
Zielgrößen jüngst nach unten korrigieren müssen, sieht das bei Hyundai anders
aus. Zuletzt wurde die Finanzprognose leicht angehoben, wobei der Umsatz um
mindestens fünf Prozent und die Gewinnmarge auf sechs bis sieben Prozent nach
oben klettern sollen. Hyundai Motor
strebt bis 2027 eine operative Gewinnmarge von sieben bis acht Prozent und von
acht bis neun Prozent bis 2030 an. Möglich werden soll das durch eine
verbesserte Produktpalette mit entsprechendem Antriebsportfolio und
nennenswerte Kosteneinsparungen gerade bei den Elektroantrieben. In den
kommenden zwei Jahren sollen die Batteriepakete um 30 Prozent günstiger werden –
bei einer 15 prozentigen Steigerung von Energiedichte und spürbar kürzeren
Ladezeiten. Bis zum Jahre 2027 will
Hyundai eine Total Shareholder Return-Politik von über 35 Prozent umsetzen, was
durch eine flexible Kombination aus Dividenden, Aktienrückkäufen und
Einziehungen eigener Aktien erreicht werden soll. Die Mindestdividende pro
Aktie soll 10.000 koreanischen Won nicht unterschreiten.
Neben Elektromodellen sollen 18 Hybridmodelle und ab 2027
auch Versionen mit Range Extender neue Kunden zu den Südkoreanern bringen. Die
Modelle mit Range Extender versprechen Reichweiten mit über 900 Kilometern –
das ist Dieselniveau. Für die Märkte außerhalb Europas sind mittelgroße
Pick-Ups, leichte Nutzfahrzeuge und ein in Indien entwickeltes Elektromodell
fest eingeplant. Da es in China bisher nicht wie gewünscht läuft, soll die
Elektrolimousine des Hyundai Elexio – lokal aus China für China – einen Umschwung
bringen. Ebenso wie Toyota und BMW hält Hyundai mit einem neuen Nexo an der
Brennstoffzelle fest. Die Erfolgsaussichten: eher mäßig, während koreanische
Elektromodelle wie Inster und Ioniq 9 zunehmend ins Herz der jeweiligen Märkte
treffen.
So soll der Abstand zu Toyota und VW verkürzt werden
Die Hyundai Motor Group America will sich von den amerikanischen
Zollschranken nicht beeindrucken lassen und plant im Werk Georgia bis zum Jahre
2028 eine Erhöhung der Produktionskapazität um 200.000 Einheiten. Investitionen
von 2,7 Milliarden US-Dollar sollen regional 3.000 neue Arbeitsplätze schaffen.
Bis 2030 will Hyundai 80 Prozent der in den Vereinigten Staaten verkauften
Modelle auch in den USA fertigen, während der Anteil lokaler Komponenten von 60
auf 80 Prozent steigen soll. Weltweit will der Autobauer aus Südkorea bis 2030
mehr als 45 Milliarden Euro (77,3 Billionen Won) investieren, um näher an
Toyota und Volkswagen heranzukommen. So sollen die weltweiten Fertigungszahlen
von aktuell rund 7,2 Millionen um 1,2 Millionen zusätzliche Einheiten steigen. Darin enthalten sind 500.000 zusätzliche Einheiten von
HMGMA, 250.000 Einheiten aus dem Werk im indischen Pune und 200.000 Einheiten
aus einem speziellen EV-Werk in Ulsan / Südkorea. Darüber hinaus sollen
CKD-Standorte in Saudi-Arabien, Vietnam oder Nordafrika weitere 250.000
Einheiten einbringen.
Etwas passieren soll insbesondere mit dem Edelableger
Genesis, der bisher gerade in Europa deutlich hinter den Erwartungen
zurückgeblieben ist. Bis zum Ende des Jahrzehnts sollen unter dem Genesis-Label
mindestens 350.000 Fahrzeuge pro Jahr verkauft werden. In den bisherigen acht
Jahren seit Markenstart waren es rund eine Million Fahrzeuge; mit Elektro- und
Hybridantrieben sowie ebenfalls Range Extendern. Aushängeschild dürfte der neue
Genesis GV90 werden. Damit sollen dann endgültig auch die europäischen Premiumhersteller
Audi, BMW, Mercedes oder Volvo unter Druck gesetzt werden, nachdem es auf
vielen Märkten außerhalb Europas deutlich besser läuft. An Technik und
Modellportfolio liegt es zumindest nicht; doch nicht allein in Deutschland sind
Image und Markenpositionierung wichtiger denn je.