„Licht muss ganzheitlich entwickelt und gedacht werden“
Benjamin MüllerBenjaminMüller
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Mathias Rönnfeldt erlangte seinen Masterabschluss in Luft- und Raumfahrttechnik an der Universität der Bundeswehr München.Eyke Wohlbold
Digitale LEDs und ILaS verwandeln Fahrzeuglicht in ein vernetztes, intelligentes System. SP3-Experte Mathias Rönnfeldt erklärt, wie Design, Optik, Elektronik und die richtige Materialauswahl Licht zu einem ganzheitlichen Medium machen.
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Nach Stationen als Technical Director bei Lightworks und
Director Engineering Lighting EMEA bei Yanfeng ist Mathias Rönnfeldt heute als
Managing Director von SP3 tätig. Dabei stehen die Integration von Optik,
Elektronik, Software und Material im Mittelpunkt
seiner Arbeit – mit dem Ziel, Licht als ganzheitliches, intelligentes Medium zu
gestalten. Auf der kommenden ISELED
Conference spricht Rönnfeldt über Chancen und Herausforderungen der
nächsten Generation von Lichtsystemen, die wachsende
Rolle von KI und darüber, wie Designvisionen und technologische
Machbarkeit in Einklang gebracht werden können. Im Vorfeld der Veranstaltung
haben wir ihm drei Fragen gestellt.
Die jährliche ISELED Conference ist das zentrale Branchentreffen und Wissensforum für die Lichttechnologien der Zukunft – ein Treffpunkt für Lichtexperten aus OEMs, der Zulieferindustrie und der Wissenschaft. Ein Forum zum Austausch von Ideen und zum Einholen der neuesten Updates und Trends aus der Branche. Erleben Sie die Technologie sowohl in der Ausstellung als auch in Aktion – und diskutieren Sie mit den jeweiligen Experten über Möglichkeiten und neue Konzepte.ISELED Alliance / Ultima Media Germany
Herr Rönnfeldt, digitale LEDs und ILaS prägen die
Innenbeleuchtung im Automobil neu. Welche technologischen Durchbrüche oder
Grenzen werden Ihrer Meinung nach die nächsten fünf Jahre bestimmen?
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Das Innenlicht im Automobil transformiert sich derzeit von
dezentralen, statischen Lichtquellen zu einem vernetzten System intelligenter
Lichtmodule, die über Sensorfusion, Datenvernetzung und Algorithmen ein
ganzheitliches, immersives Nutzererlebnis erzeugen. Es wird damit zu einem
integralen Bestandteil der digitalen User Experience und zu einem neuartigen
Interaktionskanal zwischen Mensch und Fahrzeug. Technologisch werden
insbesondere die smarte Ansteuerung von LEDs und die damit verbundene
Buskommunikation die nächsten Jahre prägen. Sie ermöglichen es erstmals,
vernetzte Lichtquellen gezielt und in Echtzeit zu anzusteuern – ein
entscheidender Schritt hin zu dynamischen, kontextabhängigen Lichtszenarien. In
Kombination mit AI-basierter Lichtszenengenerierung, die Echtzeitdaten wie
Wetter-, Geo-, Fahrzeug- oder Vitaldaten interpretiert, entsteht ein völlig
neues Level an Individualisierung und Emotionalität. Die eigentlichen
Herausforderungen liegen weniger in der Hardware, sondern in der
Systemintegration und Fahrzeugarchitektur: Wenn Design, Material, Elektronik
und Software immer enger zusammenwirken, steigt die Komplexität enorm.
Entscheidend wird sein, dass OEMs und Zulieferer frühzeitig Lichtssystemwissen,
Softwarekompetenz und agile Entwicklungsprozesse zusammenbringen – dann wird
Licht in Zukunft weit mehr sein als reine Beleuchtung: ein emotionales,
adaptives Interaktionsmedium.
Sie bringen Erfahrungen aus der Großserienentwicklung bei
Yanfeng mit und arbeiten heute bei SP3 mit Fokus auf Prototypen und
Kleinserien. Wie beeinflusst diese Doppelperspektive Ihre Tätigkeit im Bereich
der Fahrzeugbeleuchtung?
Diese Doppelperspektive ist für meine tägliche Arbeit
äußerst wertvoll. In Großserienprojekten habe ich gelernt, wie man Lichtsysteme
industrialisierbar, prozesssicher und kostenstabil herstellt – also mit Fokus
auf Robustheit, Fertigungstoleranzen und Qualitätssicherung. Bei SP3 hingegen
starten die Entwicklungsaktivitäten oft schon in einem früheren
designorientierteren Umfeld. Wir denken Lichtsysteme von Grund auf neu,
kombinieren Materialien, Optiken, Elektronik und Software auf innovative Weise
und schaffen daraus funktionale Demonstratoren, die zeigen, was technologisch
bereits heute möglich ist. Dabei behalten wir bereits in frühen Phasen Aspekte
der Industrialisierung im Auge und beraten unsere internationalen Kunden bei
der Serienumsetzung. Diese Erfahrung aus beiden Welten hilft mir, Vision und
Machbarkeit frühzeitig zu verbinden. Wir übersetzen kreative Lichtideen in
realisierbare Lösungen und tragen so dazu bei, dass Designambitionen und
Serienanforderungen in Einklang gebracht werden. Das macht SP3 zu einem idealen
Brückenbauer und Kommunikator zwischen OEM-Designstudios, technischen
Entwicklungsabteilungen und Fertigungspartnern.
Auf der kommenden ISELED Konferenz sprechen Sie unter
anderem darüber, wie sich Designambitionen mit technologischer Machbarkeit
verbinden lassen. Welche Kernbotschaften möchten Sie dabei hervorheben?
Meine Kernbotschaft lautet: Zukunftsfähige und
attraktive Lichtsysteme entstehen dort, wo Design, Technologie und Daten eine
gemeinsame Sprache sprechen. Wir erleben derzeit, dass die Grenzen zwischen
dekorativem und funktionalem Licht verschwimmen. Hybride Lichtsysteme
integrieren zunehmend ästhetische, ergonomische und kommunikative Funktionen in
einem Bauteil. Damit verschiebt sich der Fokus: Licht muss nicht mehr nur
gestaltet, sondern ganzheitlich entwickelt und gedacht werden. Entscheidend
ist, dass Design, Materialentwicklung, Elektronik und Software frühzeitig im
Prozess zusammengeführt werden. Nur so lassen sich ambitionierte Designvisionen
technisch umsetzen, ohne Kompromisse bei Qualität, Homogenität oder Farbtreue
einzugehen. Mit Technologien wie ILaS, AI-basierter Lichtsteuerung und
datengetriebenem Design schaffen wir neue Möglichkeiten, Emotionen, Kontext und
Funktionen zu vereinen. Das Licht wird dadurch zum Medium der Interaktion und
Markenidentität – ein zentrales Element im Erlebnisraum Fahrzeug.