Mathias Rönnfeldt, SP3

„Licht muss ganzheitlich entwickelt und gedacht werden“

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Mathias Rönnfeldt erlangte seinen Masterabschluss in Luft- und Raumfahrttechnik an der Universität der Bundeswehr München.

Digitale LEDs und ILaS verwandeln Fahrzeuglicht in ein vernetztes, intelligentes System. SP3-Experte Mathias Rönnfeldt erklärt, wie Design, Optik, Elektronik und die richtige Materialauswahl Licht zu einem ganzheitlichen Medium machen.

Nach Stationen als Technical Director bei Lightworks und Director Engineering Lighting EMEA bei Yanfeng ist Mathias Rönnfeldt heute als Managing Director von SP3 tätig. Dabei stehen die Integration von Optik, Elektronik, Software und Material im Mittelpunkt seiner Arbeit – mit dem Ziel, Licht als ganzheitliches, intelligentes Medium zu gestalten. Auf der kommenden ISELED Conference spricht Rönnfeldt über Chancen und Herausforderungen der nächsten Generation von Lichtsystemen, die wachsende Rolle von KI und darüber, wie Designvisionen und technologische Machbarkeit in Einklang gebracht werden können. Im Vorfeld der Veranstaltung haben wir ihm drei Fragen gestellt.

Die jährliche ISELED Conference ist das zentrale Branchentreffen und Wissensforum für die Lichttechnologien der Zukunft – ein Treffpunkt für Lichtexperten aus OEMs, der Zulieferindustrie und der Wissenschaft. Ein Forum zum Austausch von Ideen und zum Einholen der neuesten Updates und Trends aus der Branche. Erleben Sie die Technologie sowohl in der Ausstellung als auch in Aktion – und diskutieren Sie mit den jeweiligen Experten über Möglichkeiten und neue Konzepte.

Herr Rönnfeldt, digitale LEDs und ILaS prägen die Innenbeleuchtung im Automobil neu. Welche technologischen Durchbrüche oder Grenzen werden Ihrer Meinung nach die nächsten fünf Jahre bestimmen?

Das Innenlicht im Automobil transformiert sich derzeit von dezentralen, statischen Lichtquellen zu einem vernetzten System intelligenter Lichtmodule, die über Sensorfusion, Datenvernetzung und Algorithmen ein ganzheitliches, immersives Nutzererlebnis erzeugen. Es wird damit zu einem integralen Bestandteil der digitalen User Experience und zu einem neuartigen Interaktionskanal zwischen Mensch und Fahrzeug. Technologisch werden insbesondere die smarte Ansteuerung von LEDs und die damit verbundene Buskommunikation die nächsten Jahre prägen. Sie ermöglichen es erstmals, vernetzte Lichtquellen gezielt und in Echtzeit zu anzusteuern – ein entscheidender Schritt hin zu dynamischen, kontextabhängigen Lichtszenarien. In Kombination mit AI-basierter Lichtszenengenerierung, die Echtzeitdaten wie Wetter-, Geo-, Fahrzeug- oder Vitaldaten interpretiert, entsteht ein völlig neues Level an Individualisierung und Emotionalität. Die eigentlichen Herausforderungen liegen weniger in der Hardware, sondern in der Systemintegration und Fahrzeugarchitektur: Wenn Design, Material, Elektronik und Software immer enger zusammenwirken, steigt die Komplexität enorm. Entscheidend wird sein, dass OEMs und Zulieferer frühzeitig Lichtssystemwissen, Softwarekompetenz und agile Entwicklungsprozesse zusammenbringen – dann wird Licht in Zukunft weit mehr sein als reine Beleuchtung: ein emotionales, adaptives Interaktionsmedium.

Sie bringen Erfahrungen aus der Großserienentwicklung bei Yanfeng mit und arbeiten heute bei SP3 mit Fokus auf Prototypen und Kleinserien. Wie beeinflusst diese Doppelperspektive Ihre Tätigkeit im Bereich der Fahrzeugbeleuchtung?

Diese Doppelperspektive ist für meine tägliche Arbeit äußerst wertvoll. In Großserienprojekten habe ich gelernt, wie man Lichtsysteme industrialisierbar, prozesssicher und kostenstabil herstellt – also mit Fokus auf Robustheit, Fertigungstoleranzen und Qualitätssicherung. Bei SP3 hingegen starten die Entwicklungsaktivitäten oft schon in einem früheren designorientierteren Umfeld. Wir denken Lichtsysteme von Grund auf neu, kombinieren Materialien, Optiken, Elektronik und Software auf innovative Weise und schaffen daraus funktionale Demonstratoren, die zeigen, was technologisch bereits heute möglich ist. Dabei behalten wir bereits in frühen Phasen Aspekte der Industrialisierung im Auge und beraten unsere internationalen Kunden bei der Serienumsetzung. Diese Erfahrung aus beiden Welten hilft mir, Vision und Machbarkeit frühzeitig zu verbinden. Wir übersetzen kreative Lichtideen in realisierbare Lösungen und tragen so dazu bei, dass Designambitionen und Serienanforderungen in Einklang gebracht werden. Das macht SP3 zu einem idealen Brückenbauer und Kommunikator zwischen OEM-Designstudios, technischen Entwicklungsabteilungen und Fertigungspartnern.

Auf der kommenden ISELED Konferenz sprechen Sie unter anderem darüber, wie sich Designambitionen mit technologischer Machbarkeit verbinden lassen. Welche Kernbotschaften möchten Sie dabei hervorheben?

Meine Kernbotschaft lautet: Zukunftsfähige und attraktive Lichtsysteme entstehen dort, wo Design, Technologie und Daten eine gemeinsame Sprache sprechen. Wir erleben derzeit, dass die Grenzen zwischen dekorativem und funktionalem Licht verschwimmen. Hybride Lichtsysteme integrieren zunehmend ästhetische, ergonomische und kommunikative Funktionen in einem Bauteil. Damit verschiebt sich der Fokus: Licht muss nicht mehr nur gestaltet, sondern ganzheitlich entwickelt und gedacht werden. Entscheidend ist, dass Design, Materialentwicklung, Elektronik und Software frühzeitig im Prozess zusammengeführt werden. Nur so lassen sich ambitionierte Designvisionen technisch umsetzen, ohne Kompromisse bei Qualität, Homogenität oder Farbtreue einzugehen. Mit Technologien wie ILaS, AI-basierter Lichtsteuerung und datengetriebenem Design schaffen wir neue Möglichkeiten, Emotionen, Kontext und Funktionen zu vereinen. Das Licht wird dadurch zum Medium der Interaktion und Markenidentität – ein zentrales Element im Erlebnisraum Fahrzeug.

Dieses Interview erschien zuerst auf unserem englischsprachigen Portal Automotive Digital Transformation