Audi und Porsche belasten Volkswagens Finanzlage
Immerhin der Porsche Macan verkauft sich gut. Insgesamt sieht es aber düster aus im VW-Konzern.
(Bild: Porsche)
Der VW-Konzern verdient im zweiten Quartal deutlich weniger. Schuld sind nicht zuletzt die US-Zölle - und das schwache Abscheiden der einstigen Gewinnbringer Porsche und Audi.
Der Volkswagen Konzern hat im zweiten Quartal einen deutlichen Gewinnrückgang gemeldet. Der Nettogewinn lag bei 2,29 Milliarden Euro und damit rund ein Drittel unter dem Vorjahreswert. Auch das operative Ergebnis fiel mit 3,83 Milliarden Euro deutlich schwächer aus. Die operative Marge sank auf 4,7 Prozent. Der Umsatz schrumpfte trotz leicht steigender Auslieferungszahlen um drei Prozent auf 80,6 Milliarden Euro.
Besonders schwach entwickelte sich die Premiumtochter Audi. Im ersten Halbjahr blieb ein Nachsteuergewinn von 1,3 Milliarden Euro. Das entspricht einem Rückgang um 37,5 Prozent. Noch vor zwei Jahren hatte Audi im gleichen Zeitraum mehr als drei Milliarden Euro mehr verdient. Allein im zweiten Quartal sank das operative Ergebnis um zwei Drittel auf 550 Millionen Euro. Es ist das dritte Mal in Folge, dass Audi ein deutlich schwächeres erstes Halbjahr meldet.
Porsche verzeichnet drastischen Ergebniseinbruch
Noch stärker unter Druck geriet Porsche. Der operative Gewinn im Autogeschäft ohne Finanzdienstleistungen sank von 1,7 Milliarden Euro auf nur noch 154 Millionen Euro. Die beiden Premiumhersteller Audi und Porsche erzielten damit zusammen weniger operativen Gewinn als die Kernmarke Volkswagen allein. Diese legte mit 991 Millionen Euro operativem Ergebnis deutlich zu und erzielte fast sechsmal so viel wie im Vorjahr.
Ein wesentlicher Grund für den Gewinneinbruch liegt in den gestiegenen Einfuhrzöllen der Vereinigten Staaten. Seit dem Frühjahr wurden auf Fahrzeuge aus Europa 27,5 Prozent Zoll erhoben. Inzwischen einigten sich die EU und die USA auf einen neuen Deal. Trotzdem, diese Maßnahme belastete den Konzern im ersten Halbjahr mit insgesamt 1,2 Milliarden Euro. Allein Audi trug mit rund 600 Millionen Euro einen erheblichen Teil dazu bei. Anders als etwa BMW verfügt Audi über kein eigenes Werk in den USA und konnte die Mehrkosten bislang nicht an die Kunden weitergeben. Finanzchef Jürgen Rittersberger erklärte, man prüfe derzeit verschiedene Szenarien, um ein Gleichgewicht zwischen Preis und Absatz zu finden.
Neben den Zöllen schlagen auch hohe Umbaukosten negativ zu Buche. Audi hat angekündigt, bis zum Jahr 2029 insgesamt 7500 Stellen in Deutschland abzubauen. Rückstellungen in Höhe von 600 Millionen Euro wurden bereits im ersten Halbjahr gebildet. Zwar wurden erste Entlastungen durch eine Zukunftsvereinbarung erzielt, die etwa die Hälfte der Kosten kompensierten, doch der Druck bleibt hoch. Laut Rittersberger zeige die aktuelle Lage, wie dringend der eingeleitete Wandel sei. Audi plant mittelfristig Einsparungen von über einer Milliarde Euro pro Jahr
Schwache Märkte in China und den USA
Auch die Absatzentwicklung ist rückläufig. Besonders China und die Vereinigten Staaten bereiten Audi und Porsche Probleme. In China erschwert ein aggressiver Preiswettbewerb im Bereich der Elektromobilität das Geschäft. Der Konzern setzt auf neue Modelle, um die Lage zu verbessern. Doch auch in den USA ist der Absatz spürbar gesunken. Die beiden wichtigsten Auslandsmärkte erweisen sich derzeit als besonders herausfordernd.
Die Kernmarke Volkswagen hingegen profitiert bereits vom Ende 2023 gestarteten Effizienzprogramm. Bis zum Jahr 2030 sollen konzernweit rund 35.000 Stellen wegfallen. Davon wurden bereits 4.000 umgesetzt. Etwa 20.000 Beschäftigte haben einem freiwilligen Ausstieg zugestimmt. Meist handelt es sich um Vereinbarungen zur Altersteilzeit. Die Maßnahmen zeigen Wirkung. Die Marke Volkswagen erzielte im zweiten Quartal einen operativen Gewinn von 991 Millionen Euro.
Angesichts der schwachen Entwicklung bei Audi und Porsche sowie der Belastung durch die US-Zölle hat der Konzern seine Jahresziele nach unten angepasst. Die operative Marge soll nun nur noch zwischen vier und fünf Prozent liegen. Zuvor hatte der Konzern mit bis zu sechseinhalb Prozent gerechnet. Auch beim Umsatz wird keine Steigerung mehr erwartet. Statt eines Wachstums auf bis zu fünf Prozent soll das Erlösniveau nun lediglich auf dem des Vorjahres verbleiben.
Elektromobilität wächst auf Kosten der Marge
Positiv bewertet Konzernchef Oliver Blume die Entwicklung im Bereich Elektromobilität. In Europa konnte Volkswagen den Marktanteil auf 28 Prozent steigern. Die Auftragslage sei laut Blume sehr solide. Dennoch bleibt das Geschäft mit Elektrofahrzeugen margenschwach. Finanzvorstand Arno Antlitz betonte, dass dies den Halbjahresgewinn zusätzlich belastet habe. Auch wenn das Volumen wachse, wirke sich die Profitabilität der Modelle derzeit noch negativ aus.
Die Zahlen belegen die enorme Herausforderung, vor der Volkswagen aktuell steht. Während sich die lange schwächelnde Kernmarke stabilisiert, geraten die beiden Vorzeigemarken Audi und Porsche zunehmend unter Druck. Interne Kosten, geopolitische Risiken und ein verschärfter Wettbewerb in den Kernmärkten verlangen dem Konzern viel ab. Die Transformation ist unumgänglich, aber teuer und langwierig. Wie schnell sich die erwarteten Einsparungen positiv im Ergebnis niederschlagen, bleibt offen.