Produktion Audi A5 am Standort Neckarsulm, davor eine USA-Flagge

Werden Audi-Modelle bald in US-Werken gebaut? Der OEM will noch 2025 darüber entscheiden. (Bild: Audi/Collage)

Vor dem Hintergrund der verschärften Zollpolitik in den Vereinigten Staaten und anhaltender wirtschaftlicher Unsicherheiten intensiviert Audi offenbar seine Planungen für eine Fertigung direkt vor Ort. Wie die Automobilwoche zuerst berichtete, erwägt der Premiumhersteller die Produktion an bis zu drei Standorten in den USA. Betroffen wären demnach die Modelle Q4 e-tron, Q6 e-tron und Q8 e-tron. Für den vollelektrischen Q4 e-tron könnte das Werk des Volkswagen-Konzerns in Chattanooga, im Bundesstaat Tennessee, in Frage kommen. Es ist bereits auf die MEB-Plattform ausgelegt, auf der auch der Audi-Stromer basiert. Damit wäre eine zügige Integration denkbar. Perspektivisch könnten dort auch Nachfolgemodelle gefertigt werden.

Der größere Q8 e-tron, ursprünglich für die Fertigung in Mexiko vorgesehen, könnte stattdessen im Aufbau befindlichen Werk der VW-Schwestermarke Scout in Columbia, South Carolina, vom Band laufen. Für den Q6 e-tron sieht das Szenario laut Automobilwoche die Erschließung eines dritten, bislang nicht benannten US-Standorts vor. Die Suche sei im Gange.

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Handelskrieg als Katalysator

Eine mögliche strategische Neuausrichtung ist als Reaktion auf die Handelspolitik von US-Präsident Donald Trump zu werten, die unter anderem verschärfte Importzölle auf Fahrzeuge vorsieht. Bislang liefert Audi den US-Markt von außerhalb – was angesichts der 25-Prozent-Zölle zu einem Wettbewerbsnachteil werden könnte.

VW-Konzernchef Oliver Blume verhandelt Medienberichten zufolge mit der US-Regierung über Zollentlastungen. Audi selbst wollte sich zu Details der Produktionsszenarien auf Anfrage von Automobil Produktion nicht äußern, bestätigte jedoch die grundsätzliche Richtung, in die es gehen könnte: „Wir wollen stärker in den USA lokalisieren. Dazu prüfen wir derzeit verschiedene Szenarien. Wir sind zuversichtlich, dass wir dazu noch in diesem Jahr in Abstimmung mit dem Konzern eine Entscheidung treffen, wie das konkret aussehen wird“, erklärt ein Audi-Sprecher. Die USA, heißt es weiter, seien für Audi – neben Europa und China – die dritte globale Säule der weltweiten Wachstumsstrategie von Volkswagens Premiumtochter.

Krisenmodus bei Audi beschleunigt Entscheidung

Die US-Pläne kommen in einer Phase, in der Audi unter Druck steht. Der Premiumhersteller hat im ersten Quartal 2025 erneut einen Gewinnrückgang verzeichnet. Die Kernmarke schwächelt, Margen bleiben gering, und der Druck durch CO2-Vorgaben zwingt zu Rückstellungen in dreistelliger Millionenhöhe. Hinzu kommen ein verschärfter Wettbewerb in China und ein angekündigter Stellenabbau von bis zu 7.500 Arbeitsplätzen in Deutschland bis 2029. Konzernchef Gernot Döllner spricht von entscheidenden Schritten für die Neuaufstellung des Unternehmens“. Zur strategischen Neuausrichtung gehört dabei offensichtlich auch, die Fertigung näher an wichtige Absatzmärkte wie die USA zu verlagern. Am Rande der Messe Auto Shanghai hatte Döllner bereits angedeutet, man prüfe verschiedene Optionen in den USA, zum Beispiel bestehende VW-Werke zu nutzen oder zusätzliche Kapazitäten aufzubauen".

Eine Entscheidung über das konkrete Vorgehen könnte laut Audi noch in diesem Jahr fallen. Der Konzern setzt große Hoffnungen in die neue Modellgeneration – und muss gleichzeitig den Anschluss an agilere Wettbewerber sichern. Eine Produktion vor Ort könnte nicht nur wirtschaftlich sinnvoll sein, sondern auch als Signal an die US-Regierung verstanden werden.

Mit Material von dpa.

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