Volkswagen Wolfsburg

Der Lieferboykott von der Prevent-Gruppe bei VW ist zu Ende. Die Frage bleibt, ob man sich das Debakel bei VW nicht hätte ersparen können. (Bild: ks)

"Wenn es eine Lehre aus der Posse gibt, dann die, dass VW seinen Einkauf umstrukturieren muss", konstatiert der Direktor des Center Automotive Research in einem aktuellen Kommentar. Der VW-Einkauf sei ein System, das unter seinem Einkaufschef Sanz nach allen Regeln der Kunst mit den Lopez-Ideen verfeinert wurde, aber die elementarsten Regeln der Risikoabsicherung außer Acht lasse, erklärt Dudenhöffer.

Es sei mit weiteren ähnlich gelagerten Fällen zu rechnen: Wenn man einen Fall finde, wo sich ein Weltmarktführer mit 600.000 Mitarbeitern von einem 500-Mann-Unternehmen abhängig mache, sei statistisch betrachtet zu befürchten, dass mehr solche Fälle "im Karton schlummern".

Zudem müsse sich Volkswagen und andere Autobauer auf eine Gegenbewegung bei den Zulieferern einstellen: Zunehmend kaufen Private-Equity- und Beteiligungsgesellschaften teils marode und schwache kleine Zulieferer auf. "Es sind nicht die netten mittelständischen Unternehmer mit Familientradition, sondern smarte Investmentbanker, die mit international exzellenten Anwaltskanzleien zusammenarbeiten", schreibt Dudenhöffer. Die Beteiligungsgesellschaften bilden aus ihren Zukäufen neue Zuliefer-Gruppen, die wichtige Pfeiler zusammenhängender Bereiche aufkaufen, wie etwa das margenschwache Interior-Geschäft oder Guss- und Stanzprodukte, die oft Mittelständler in einfachen Produktionsabläufen fertigen. Genau solch eine Strategie verfolge etwa die Prevent-Gruppe mit dem bosnischen Gesellschafter Kenan Hastor mit ihren vielen Verschaltungen, die den VW-Konzern mit Lieferstopp lahmgelegt hat. Die früheren Mittelständler sind in einer Gruppe zusammengefasst, die enorm Gegendruck ausüben kann, aber wirtschaftlich nicht haftbar gemacht werden könne, erklärt der Experte.

Die vermeidlichen Zwerge könnten die Gullivers der Autobranche in Nöte bringen. Das alte Modell, bei Commodity-Lieferanten Stück für Stück die Preisschraube anzuziehen, habe eine Gegenposition bekommen. "Es ist Zeit für die Autobauer, die neuen Regeln im Spiel zu erkennen. Die simplen Einkaufshaudegen nach Lopez-Strickmuster von gestern werden die neuen Beschaffungsstrategien nicht umsetzen können", so Dudenhöffer.

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