
CEOs unter sich: Makoto Uchida (links) und Toshihiro Mibe. (Bild: Nissan)
Nissan und Honda haben beschlossen, die am 23. Dezember 2024 unterzeichnete Absichtserklärung über eine geschäftliche Integration zwischen den beiden Unternehmen zu beenden. Seit der Unterzeichnung der Absichtserklärung haben die Managementteams beider Unternehmen, einschließlich der Vorstandsvorsitzenden, das Marktumfeld, die Ziele der Unternehmensintegration sowie die Managementstrategien und -strukturen nach der Integration erörtert und geprüft. In Anbetracht der Bedeutung einer Unternehmensintegration haben sich beide Unternehmen außerdem sorgfältig mit verschiedenen Interessengruppen beraten.
Bei den Gesprächen zwischen den beiden Unternehmen wurden verschiedene Optionen für die Struktur der Unternehmensintegration in Betracht gezogen. Honda schlug vor, die Struktur von der Gründung einer gemeinsamen Holdinggesellschaft, in der Honda die Mehrheit der Direktoren und den Vorstandsvorsitzenden auf der Grundlage einer gemeinsamen Aktienübertragung ernennen würde, wie ursprünglich in der Absichtserklärung skizziert, zu einer Struktur zu ändern, in der Honda die Muttergesellschaft und Nissan die Tochtergesellschaft durch einen Aktientausch wäre. Als Ergebnis dieser Gespräche kamen beide Unternehmen zu dem Schluss, dass es in einem zunehmend volatilen Marktumfeld auf dem Weg in die Ära der Elektrifizierung am sinnvollsten wäre, die Gespräche einzustellen und die Absichtserklärung zu beenden, um der Schnelligkeit der Entscheidungsfindung und der Durchführung von Managementmaßnahmen Vorrang zu geben.
Bereits im März 2024 verkündeten Honda und Nissan, bei der Entwicklung künftiger E-Autos zusammenarbeiten zu wollen. Im August wurde die Absichtserklärung über gemeinsame Forschungsarbeiten zu grundlegenden Technologien im Bereich Plattformen für die nächste Generation softwaredefinierter Fahrzeuge (SDVs) dann festgezurrt. Wiederum vier Monate später folgte der nächste Schritt: Die beiden Schwergewichte der Branche prüfen eine Mega-Fusion. Honda und Nissan, Japans zweit- und drittgrößter Autobauer, kündigten an, die Verhandlungen bis Juni 2025 abzuschließen.
Welche Vorteile hätten Nissan und Honda von einer Fusion?
In Bezug auf Software nehme keiner der OEMs eine starke Position ein, noch verfüge einer von ihnen über eine Palette von wettbewerbsfähigen batterieelektrischen Fahrzeugen, sagt Pedro Pacheco von der Unternehmensberatung Gartner. „Daher erwarte ich, dass die Fusion mehr finanzielle Mittel und eine größere Anzahl an Fachkräften bereitstellt, die die Unternehmen auf Elektrifizierung und Software ausrichten könnten, wenn sie dies möchten." Dennoch müsse das neue Unternehmen aufgrund der genannten Gründe noch erhebliche Anstrengungen unternehmen, um ein Spitzenreiter in den Bereichen Elektrifizierung und Software zu werden, betont der Experte.
Auch Frank Schwope, Lehrbeauftragter für Automobilwirtschaft an der FHM Hannover, äußert Verständnis für das Vorhaben: „Zwei beziehungsweise drei Autohersteller eines Landes lassen sich deutlich leichter zusammenschließen als Unternehmen bei länderübergreifenden Transaktionen. Die japanische Autoindustrie könnte so einen zweiten Big-Player nach Toyota formen, der den Rückstand bei der Elektromobilität mittels Größe leichter aufholen kann." Wenn man Software, Batterien oder andere Produkte für Elektroautos nur einmal entwickeln müsse, spare man deutlich an Entwicklungskosten.
Welche Risiken birgt eine Fusion der OEMs?
Alle drei Unternehmen sind japanisch, was aus Sicht der kulturellen Harmonisierung ein Vorteil hätte sein können. „Dennoch ähneln die Risiken dieser Fusion denen vieler anderer Zusammenschlüsse – etwa Schwierigkeiten bei der Schaffung echter Synergien und komplementärer Fähigkeiten. Eine weitere Herausforderung ist, wie schnell die drei Unternehmen ihre Prozesse und Ressourcen harmonisieren können, ohne ihre Fähigkeit zur schnellen Reaktion auf Marktveränderungen zu beeinträchtigen", analysiert Pedro Pacheco.
Doch wie würde es für die Allianz zwischen Renault, Nissan und Mitsubishi weitergehen? Die Abfolge der Ereignisse zeige, dass die Nissan-Renault-Mitsubishi-Allianz schrittweise zurückgefahren würde, so Pacheco. „Daher glaube ich nicht, dass Renault ein Hindernis für diese Fusion darstellen wird. Dennoch gibt es ein Erbe, das berücksichtigt werden muss: Mehrere Nissan-Modelle verwenden zahlreiche Technologien, die mit Renault geteilt werden, und beide Unternehmen betreiben gemeinsame Entwicklungszentren." Mitsubishi sei beispielsweise stark von Renault-Modellen für seinen europäischen Absatz abhängig. „Renault würde relativ allein dastehen und die französische Regierung hätte wohl ein Problem damit, Renault enger an einen japanischen Konzern zu binden", vermutet Frank Schwope.