Von der Kaufprämie für E-Autos profitiert auch der BMW i3.(Bild: BMW)
Der Autozulieferer Bosch hält wenig von den beschlossenen Prämien für den Kauf von Elektroautos. Solche Mittel entfachten am Markt keine nachhaltige Nachfrage, sondern nur ein kurzfristiges "Strohfeuer", sagte Bosch-Chef Volkmar Denner am Mittwoch in Renningen. Der Technologiekonzern ist selbst in der E-Mobilität tätig. Der richtige Weg, um den Absatz von Elektroautos anzukurbeln, ist aus Sicht von Denner eine "leistungsfähige Infrastruktur", zum Beispiel also ein gutes Netz von Ladestationen. Außerdem sehe er einen Vorrang für Elektroautos beim Parken oder die Freigabe der Busspur positiv, um E-Fahrzeuge attraktiver zu.(Bild: Bosch)
ADAC Vizepräsident für Verkehr Ulrich Klaus Becker: "Die vereinbarte Kaufprämie ist eine Fördermaßnahme, von der am Ende nur wenige profitieren. Es ist absehbar, dass die angekündigten Kaufanreize alleine unter den heutigen Bedingungen nicht zum Durchbruch verhelfen werden. Eine wirksame Förderung sollte deswegen zum Beispiel auch die Ladetechnik und die Unternehmens-Flotten stärker miteinbeziehen."(Bild: ADAC)
Der Präsident des Bundesverbands mittelständische Wirtschaft (BVMW), Mario Ohoven erklärt: "Die Elektromobilität muss und wird sich langfristig in Deutschland durchsetzen. Eine Kaufprämie ist jedoch der falsche Weg. Die Wirkung wird verpuffen. Solange die Infrastruktur für E-Mobilität in Deutschland fehlt, bleibt dieses Instrument wirkungslos. Mit der geplanten Förderung von 1,2 Milliarden Euro Kaufprämie, welche je zur Hälfte vom Bund und von der Automobilindustrie getragen wird, und lediglich 400 Millionen für den Ausbau der Ladeinfrastruktur, sind die Prioritäten falsch gesetzt. Sobald eine ausreichende Infrastruktur vorhanden ist, regelt sich der Kauf von Elektroautos von alleine. Der Anteil von 600 Millionen Euro Steuergeld an der Kaufprämie wäre eine Verschwendung. Die Mittel könnten zielgerichteter eingesetzt werden. Anstelle einer Kaufprämie wäre eine Sonderabschreibung für Elektrotankstellen auf Betriebsgeländen sowie eine befristete Steuerfreistellung bei E-Dienstwagen effizienter, günstiger und mittelstandstauglicher."(Bild: BVMW)
Bundeswirtschaftminister Sigmar Gabriel (SPD) hat das in der Koalition umstrittene Förderpaket für Elektroautos als vertretbare Lösung verteidigt und die deutsche Autoindustrie zu zusätzlichen Anstrengungen aufgefordert. Ziel sei es, auf dem Heimatmarkt zu zeigen, dass man diese Antriebsform beherrsche und "massenmarktfähig" mache, sagte Gabriel am Mittwoch in Berlin. Mit den vereinbarten Fördermaßnahmen hoffe man, die Zahl der E-Autos in Deutschland über die Schwelle von 500 000 zu heben.(Bild: Wirtschaftsministerium)
VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh hat das nach langem Ringen zustande gekommene Förderpaket für Elektroautos in Deutschland gelobt. "Wir begrüßen diesen Schritt der Bundesregierung", sagte er der dpa am Mittwoch. Zuvor hatten Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD), Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) und Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) in Berlin das beschlossene Programm vorgestellt. Es umfasst befristete Kaufzuschüsse von 4000 Euro für reine Elektro- und 3000 Euro für Plug-in-Hybridautos - getragen zur Hälfte von Bund und Industrie - sowie Infrastruktur-Investitionen. "Angela Merkel und Sigmar Gabriel haben hiermit einen richtigen Schritt getan, um dafür zu sorgen, dass Elektromobilität auch am Standort Deutschland nachhaltig Fuß fassen kann." Europas größter Autobauer, der derzeit mit den Folgen der Abgas-Affäre und der Umsetzung eines internen Sparkurses ringt, müsse diese Unterstützung nun nutzen, um selbst zukunftsfähiger zu werden. An das VW-Management appellierte Osterloh: "Von Volkswagen erwarten wir, dass sich der Vorstand in den Gesprächen mit uns zum Zukunftspakt für unsere deutschen Werke nun ebenso klar zur Elektromobilität an unseren Standorten bekennt."(Bild: VW)
"Wenn Sie eine wollen, kaufen Sie schnell", so Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) am Mittwoch in Berlin über die beschlossene Kaufprämie für Elektroautos, die nach dem Ausschöpfen des Volumens von 1,2 Milliarden Euro enden soll.(Bild: Finanzministerium)
"Die gemeinsame Förderung der Elektromobilität ist ein wichtiger Schritt, um die Mobilität in Deutschland nachhaltiger zu gestalten", sagte Vorstandschef Harald Krüger. Ein Nachfrageschub für E-Fahrzeuge sei nötig, um die CO2-Emissionen der gesamten Autoflotte für den Klimaschutz zu reduzieren, erklärte der Manager in München.
"Mit den angekündigten Schritten stellt die Bundesregierung die richtigen Weichen, damit die Elektromobilität in Deutschland Fahrt aufnehmen kann. Die deutschen Automobilunternehmen haben in den vergangenen Jahren mehr als 14 Milliarden Euro in die Elektromobilität investiert und gehören mit rund 30 E-Modellen im Markt zu den weltweiten Leitanbietern. Bei der Entwicklung zum Leitmarkt muss Deutschland hingegen noch aufholen. Deswegen sollten die Maßnahmen zum Aufbau einer bundesweiten Ladeinfrastruktur und zum Markthochlauf rasch umgesetzt werden", sagte Matthias Wissmann, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA). "Autokäufer, die sich wegen der unsicheren Rahmenbedingungen bisher nicht für ein E-Modell entschieden haben, können nun planen. Das sind gute Vorzeichen für den Markt."
Die nach langem Ringen getroffene Vereinbarung zur Förderung der Elektromobilität wird nach Einschätzung von Daimler-Chef Dieter Zetsche die Nachfrage nach Elektroautos ankurbeln. "Das wird helfen, schneller als bisher Elektrofahrzeuge auf die Straße zu bringen", sagte Zetsche am Mittwoch. Daimler hat sich nach Angaben eines Sprechers - wie andere Hersteller auch - bereit erklärt, 50 Prozent zu der geplanten Kaufprämie beizusteuern. Der Autobauer wolle sein Angebot konsequent weiter ausbauen, hieß es.(Bild: Daimler)
Die Kaufprämie für Elektroautos liegt nach Worten von VW-Chef Matthias Müller im Interesse der Autofahrer und der Industrie. "Der Elektromobilität gehört die Zukunft. Gemeinsam schaffen wir nun die Voraussetzungen, damit diese Zukunft in Deutschland schneller beginnen kann", teilte Müller am Mittwoch in Wolfsburg mit. Die Bundesregierung habe für die Elektromobilität ehrgeizige Ziele beschlossen, sagte Müller mit Blick auf das Ziel bis 2020 eine Million E-Autos auf die Straße zu bringen. "Gestern haben wir gemeinsam wichtige und gute Entscheidungen getroffen, um diese Ziele zu erreichen."(Bild: VW)
"Die Prämie für E-Autos halte ich für einen schweren Fehler", sagte der neue Präsident des ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung, Clemens Fuest. "Die 600 Millionen Euro Steuergelder wären besser in der Erforschung und Entwicklung neuer Umwelttechniken angelegt."(Bild: ifo)
Die Kaufprämie für Elektroautos ist beschlossene Sache. Es gibt viele Befürworter, aber auch einige Kritiker haben sich zu Wort gemeldet. Die Reaktion aus Autobranche und Politik im Überblick.
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Käufer von Elektroautos sollen schon vom kommenden Monat an einen Zuschuss von bis zu 4.000 Euro erhalten. Nach einer Einigung mit der deutschen Autobranche würden die Kaufprämien ab dem Tag des für Mai geplanten Kabinettsbeschlusses starten, sagte Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) am Mittwoch in Berlin.
Die Förderung hat eine befristete Laufzeit bis spätestens 2019, die Mittel würden aber hoffentlich lange vorher aufgebraucht sein. "Wer zuerst kommt, bekommt die Förderung", sagte Schäuble. Wenn die Summe von 1,2 Milliarden Euro ausgeschöpft sei, ende die Prämie.
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Die Kaufzuschüsse sollen 4.000 Euro für reine Elektroautos und 3.000 Euro für Hybride mit aufladbarer Batterie plus Verbrennungsmotor betragen. Dabei darf das Basismodell nach Listenpreis nicht teurer als 60.000 Euro sein. Finanziert werden soll die Prämie je zur Hälfte vom Bund und von der Industrie, wie am Dienstagabend bei einem Treffen im Kanzleramt mit Branchenvertretern vereinbart wurde.
Dabei gilt: Ein Kunde bekommt nur dann eine Prämie, wenn sein Hersteller sich auch an der vereinbarten Finanzierung zur Hälfte beteiligt. Daimler, Volkswagen und BMW sagten dies laut Regierung bei dem "Autogipfel" bereits zu.
Zum Förderprogramm gehört auch der Aufbau von 15.000 neue Ladestellen im ganzen Land, wie Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) sagte. Sie sollen etwa auch an Supermärkten oder Sportplätzen entstehen. Dafür gibt der Bund von 2017 bis 2020 rund 300 Millionen Euro.
Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) sagte, mit den vereinbarten Maßnahmen hoffe man, die Zahl der Elektroautos über die Schwelle von 500.000 zu heben. Ziel sei es, auf dem Heimatmarkt zu zeigen, dass man die Antriebsform beherrsche und "massenmarktfähig" mache. In Deutschland müsse mehr geforscht und die industrielle Fertigung künftiger Batterien zurückgeholt werden.
Die Regierung hat das Ziel ausgegeben, dass 2020 eine Million E-Autos im Land unterwegs sein sollen. Zum Jahresbeginn waren aber erst 25.500 E-Autos und 130.000 Hybride zugelassen - bei 45 Millionen Pkw insgesamt. Als Hauptprobleme beim Ausbau der Elektromobilität gelten die vergleichsweise hohen Preise für die Fahrzeuge, die geringe Reichweite und eine unzureichende Ladestation-Infrastruktur.
Umweltverbände kritisieren die milliardenschwere Förderung für die Autobranche, die gerade wegen der Abgas-Affäre im Blickpunkt stehen. Auch in der schwarz-roten Koalition - insbesondere in der Union - gibt es Vorbehalte gegen direkte Kaufzuschüsse.
Der Verband der Automobilindustrie (VDA) begrüßte die Weichenstellung. Autokäufer, die sich wegen unsicherer Rahmenbedingungen bisher nicht für ein E-Modell entschieden hätten, könnten nun planen.