E-Auto beim Tanken

Der "Index Elektromobilität" vergleicht die Wettbewerbspositionen von Deutschland, Frankreich, Italien, USA, Japan, China und Südkorea. (Bild: Petair-Fotolia.de)

Im Ranking Technologie verliert Deutschland seine Spitzenposition an Frankreich. Im ersten Quartal belegten beide Länder noch gemeinsam den ersten Platz. Grund für diese Verschiebung ist laut Roland Berger vor allem der zunehmende Anteil an Plug-In-Fahrzeugen im Portfolio deutscher Automobilhersteller. Diese besitzen geringere elektrische Reichweiten und Höchstgeschwindigkeiten. Außerdem nutzen Plug-In-Fahrzeuge aufgrund der geringeren Batteriekapazität einfachere Ladetechnologien. Dadurch geht nach Roland Berger die technologische Leistungsfähigkeit der elektrifizierten Fahrzeuge deutscher Hersteller leicht zurück.

"Index Elektromobilität" – Ranking nach Indikator
China ist Spitzenreiter im Index Elektromobilität, gefolgt von den USA und Deutschland. (Bild: Roland Berger, fka)

China profitiert im Ranking Industrie von den großen Produktionsvolumina heimischer Hersteller. In den Jahren 2015-2019 stellen diese rund 3,5 Millionen Elektrofahrzeuge her. Die zweiplatzierten amerikanischen Hersteller produzierten im gleichen Zeitraum gerade mal ein Drittel dieses Volumens. Dabei werden über 90 Prozent der Fahrzeuge mit Lithium-Ionen-Zellen aus lokaler Fertigung bedient, prognostiziert Roland Berger. Deshalb steigt China auch zum weltweit führenden Anbieter im Bereich der Zellfertigung gemessen am Produktionsumfang auf.

"Die großen deutschen Automobilhersteller produzieren mehr Elektroautos", sagt Alexander Busse, Consultant bei der fka. "Allerdings ist 2016 die ohnehin niedrige, lokale Zellfertigung in Deutschland komplett weggebrochen." Aus diesem Grund befindet sich Deutschland im Industrieranking nur auf Platz vier hinter Japan. "In ganz Europa existiert im Bereich Zellfertigung deutlicher Nachholbedarf gegenüber Asien", warnt Busse.

China verschärft Regularien und baut Führungsrolle weiter aus

In China wurden 2016 mit über 350.000 BEVs und PHEVs knapp doppelt so viele Elektrofahrzeuge verkauft wie im
Jahr davor. Damit gibt das Reich der Mitte auch im Ranking den Ton an. Bis 2025 hat sich China als nationales Ziel einen E-Fahrzeug-Anteil von 15–20 % aller verkauften Pkw gesetzt. 2030 soll der Anteil dann bei 40–50 % liegen. Die China Association of Automobile Manufacturers (CAAM) hat als Zielgrößen 5 % für 2018, 8 % für 2019 und 10 % für 2020 vorgeschlagen. Diese Werte liegen unterhalb der ursprünglichen Planungen des Verkehrsministeriums, weil mehrere ausländische Automobilhersteller die Ursprungsziele für unerreichbar halten.

Den derzeitigen Erfolg im Bereich der Elektromobilität kann in China führen Roland Berger und die fka auf die staatliche Förderung zurück. Allein im Jahr 2015 stellte die chinesiche Regierung über eine Milliarde Euro für die E-Mobilität zur Verfügung. Aufgrund von Betrugs- und Missbrauchsfällen kürzte China allerdings gegen Ende 2016 die staatlichen Gelder um rund 20 Prozent. 

Um seine Elektro-Ziele in den kommenden Jahren zu erreichen, fokussiert sich China laut dem Index nicht nur auf Fördermittel, sondern auch auf innovative Start-Ups im Automotive-Bereich, die ausschließlich auf Elektroantrieb und autonomes Fahren setzen. "Wir sehen einen richtigen Boom chinesischer Start-Ups", beschreibt Wolfgang Bernhart, Partner von Roland Berger, die Situation. "Mit kapitalstarken Investoren, erfahrenen Managern aus der Automobilbranche, globalen Entwicklungszentren und innovativen Geschäftsmodellen greifen die Startups das Premiumsegment an."

Dynamischen Startups in China

Die immer stärkere Präsenz von dynamischen Startups auf dem chinesischen Markt setzt auch die etablierten Automobilhersteller zunehmend unter Druck: "Die großen europäischen OEMs müssen hier flexibler werden, um den Marktanschluss nicht zu verpassen", warnt Stefan Riederle, Experte von Roland Berger. "Die klassischen Produktzyklen von sieben Jahren sind heute nicht mehr gefragt. Unternehmen sollten insgesamt schneller, flexibler und innovativer in ihren Angeboten werden."

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