Das neue Werk von Lucid Motors in Saudi-Arabien.

Das neue Werk von Lucid Motors soll in einer Planstadt am Roten Meer entstehen. (Bild: Lucid Motors)

Ohne Saudi-Arabien wäre Lucid Motors wohl längst am Ende. Der E-Autobauer hatte mehrfach massiv von Investitionen aus Nahost profitiert. Nun folgt die nächste Finanzspritze. Eine Aktienemission soll laut Medienberichten rund drei Milliarden US-Dollar in die Kassen spülen – knapp zwei Drittel davon entfallen auf den saudischen Public Investment Fund (PIF). Dieser ist bereits mit mehr als 60 Prozent an Lucid beteiligt.

Der Staatsfond des saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman hilft Lucid damit unter anderem den Preiskampf mit Tesla zu überleben. Umsätze, Produktionszahlen und das verbleibende Finanzpolster hatten bislang eine andere Sprache gesprochen. Für die Aktie ging es in den vergangenen Tagen dennoch steil bergab.

Lucid baut erstes Auslandswerk in Saudi-Arabien

Im vergangenen Jahr hatte Lucid Motors mit dem Bau eines Produktionsstandorts in der King Abdullah Economic City (KAEC) begonnen. Bei voller Auslastung sollen dort jährlich 155.000 Autos gefertigt und mehrere tausend Mitarbeiter beschäftigt werden – mehrheitlich saudi-arabische Staatsbürger, wie Lucid betont.

„Lucid will ein Katalysator für den Wandel sein, daher macht es absolut Sinn, dass wir Elektrofahrzeuge in eine der größten Öl-Nationen der Welt bringen“, erläuterte Peter Rawlinson, CEO und CTO der Lucid Group. Die Fabrik soll vollständig dem Autobauer gehören sowie wettbewerbsfähige Preise bei Rohstoffen und Energie, Erleichterungen bei der globalen Logistik und Vorteile durch die entstehende inländische Lieferkette ermöglichen.

USA bleibt Hauptstandort von Lucids Produktion

In KAEC soll zunächst die Montage vorgefertigter Kits aus dem US-Werk AMP-1 in Casa Grande (Arizone) erfolgen, später sei laut dem Unternehmen die Produktion kompletter Fahrzeuge vorgesehen. In der Anfangsphase werden die Fahrzeuge lediglich auf dem saudischen Markt angeboten, der Export in andere globale Märkte folge anschließend.

Die notwendigen Qualifizierungsmaßnahmen hat Lucid bereits eingeleitet: Durch Praktika werden potenzielle saudische Mitarbeiter an den Standorten in Kalifornien und Arizona auf ihre Arbeit vorbereitet. Zudem errichtet der Autohersteller neue Trainingszentren in KAEC.

Das Werk AMP-1 in Arizona werde in diesem Sinne weiterhin der Dreh und Angelpunkt der Produktion bleiben. Die zweite Bauphase und die damit einhergehenden Erweiterung um 265.000 Quadratmeter wurde bereits eingeleitet. Mit einer jährlichen Produktion von 365.000 Fahrzeugen würde das US-Werk gemeinsam mit dem Standort in KAEC somit die Marke einer halben Million Fahrzeuge pro Jahr übersteigen. Mit den Absatzzahlen von 2022 (4.400) und der Prognose für 2023 (10.000 bis 14.000) hat dies bislang wenig gemein.

Saudi-Arabien sorgt für Nachfrage an E-Autos

Ein Abnehmer für die künftigen E-Autos ist allerdings gefunden: Die saudische Regierung orderte im letzten Jahr bis zu 100.000 Fahrzeuge und verkündete zugleich schwindelerregende Investitionssummen. In den nächsten 15 Jahren sollen 3,4 Milliarden US-Dollar in die Taschen des Autobauers fließen. Anfangs sollen 50.000 Einheiten des Lucid Air sowie künftiger Modelle geliefert werden. Über einen Zeitraum von zehn Jahren habe der Wüstenstaat die Option auf 50.000 weitere E-Autos, so der OEM damals.

Die Auslieferung der Fahrzeuge werde laut der Vereinbarung spätestens im zweiten Quartal 2023 beginnen und zwischen 1.000 und 2.000 Einheiten jährlich betragen. Ab 2025 soll sie auf 4.000 bis 7.000 ansteigen. Dafür werden Modelle aus den USA importiert, später aber auch in Saudi-Arabien gebaute und montierte Autos herangezogen.

Was ist die King Abdullah Economic City?

Die King Abdullah Economic City (KAEC) ist eine seit 2005 im Aufbau befindliche Stadt, die als Kernelement der „Vision 2030“ gilt. Sie soll die saudische Zukunft nach dem Erdölzeitalter sicherstellen. Die auf zwei Millionen Einwohner ausgelegte Metropole und ihre ebenso große Agglomeration befindet sich am Roten Meer – nördlich von Dschidda, zwischen den heiligen Stätten Mekka und Medina.

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