Produktion

17. Jun. 2025 | 08:23 Uhr | von Ronja Schmiedchen

23.000 neue Roboter

Europas Autoindustrie legt bei Automatisierung nach

Die europäische Autoindustrie hat im vergangenen Jahr mit 23.000 neu installierten Robotern ihre Investitionen in die Automatisierung erneut verstärkt – und will damit ihre Schlüsselrolle bei der Digitalisierung der Fertigung unterstreichen.

„Ein Mann mit dunklem Polohemd steht vor einem Laptop und programmiert einen gelben Industrieroboter. Auf dem Bildschirm ist eine 3D-Simulation des Roboterarms mit Steuerungsdaten zu sehen. Im Hintergrund befindet sich die Produktionshalle.

Fanuc, ABB, Kuka & Co.: Unterschiedlichste Roboterhersteller haben die Autoindustrie auch im Jahr 2024 beliefert und bei dessen Automatisierung unterstützt. (Bild: Fanuc)

Die Automobilbranche hat im Jahr 2024 mit 23.000 installierten Robotern das zweitbeste Ergebnis der letzten fünf Jahre erzielt. Laut vorläufigen Daten der International Federation of Robotics (IFR) entfallen etwa ein Drittel aller in Europa eingesetzten Industrieroboter auf den Automobilsektor. Damit bestätigt sich erneut die Führungsrolle dieser Industrie als Innovationstreiber für Automation und Industrie 4.0.

Robotiksysteme übernehmen repetitive, gefährliche und präzisionskritische Aufgaben. Dies steigert nicht nur die Qualität, sondern reduziert auch Arbeitsunfälle und erhöht die Produktionsflexibilität. In Zeiten von Fachkräftemangel ist der strategische Einsatz von Robotik zudem ein Mittel zur Sicherung der Produktionskapazität. Die durch Automatisierung gewonnenen Daten werden zunehmend genutzt, um Fertigungsprozesse in Echtzeit zu analysieren und zu optimieren. Damit werden Roboter zu einem zentralen Element datengetriebener Fertigungsstrategien.

Die Automatisierung ist zudem nicht nur ein Mittel zur Effizienzsteigerung, sondern auch zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit gegenüber asiatischen und nordamerikanischen Herstellern. IFR-Präsident Takayuki Ito betonte, dass Europa beim Robotereinsatz weltweit an der Spitze steht – mit einem signifikanten Vorsprung vor Nordamerika, das 2024 rund 19.200 Einheiten installierte.

Wo liegt Europa im internationalen Vergleich?

Im globalen Ranking der Roboterdichte – also der Anzahl installierter Roboter pro 10.000 Mitarbeitende – liegen sechs europäische Länder unter den Top 10. Die Schweiz führt mit 3.876 Robotern, dicht gefolgt von Slowenien (1.762) und Deutschland (1.492). Auch Österreich, Finnland und die Benelux-Staaten sind in der Spitzengruppe vertreten. Diese Zahlen würden die tiefgreifende Integration von Robotik in die Fertigungsprozesse der europäischen Automobilindustrie belegen und zusammen mit der technologischen Reife sowie der Bereitschaft zur kontinuierlichen Modernisierung Europa zu einem globalen Hotspot für High-Tech-Fertigung machen.

Welche Rolle spielt die EU bei der Automatisierung?

Die Europäische Union zeigt sich geschlossen als Robotik-Vorreiter: 85 Prozent aller Industrieroboter-Installationen in Europa entfallen auf die EU-27. Deutschland sticht mit einem Anteil von etwa 30 Prozent hervor, gefolgt von Italien (10 Prozent) und Spanien (sechs Prozent). Diese nationale Dominanz trage laut IFR dazu bei, dass die EU insgesamt ihre wirtschaftliche und technologische Souveränität behaupten kann. Mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate der in Europa installierten Roboter  von drei Prozent zwischen 2019 und 2024 bleibt Europa ein wachsender Markt – trotz konjunktureller Unsicherheiten. Die Automatisierung wirke in diesem Kontext als wirtschaftlicher Stabilitätsanker.

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