Der Flying Spur soll zum neuen Volumenmodell im Hause Bentley werden. Aktuell rangiert über dem Flying Spur noch der besonders luxuriöse Mulsanne, der gegen Modelle wie den Mercedes Maybach oder einen Rolls-Royce Phantom antritt. Doch der Über-Bentley bekommt aufgrund überschaubarer Stückzahlen mittelfristig erst einmal keinen Nachfolger und wird ab 2025 von einer Elektrolimousine ersetzt. So muss der neue Flying Spur ein gigantisches Spektrum abbilden und das kann er zweifellos. Das Design ist eine Schau - typisch Bentley, aber etwas dynamischer als man es kennt. Dabei muss man sich an die Seitenlinie mit dem kurzen Frontüberhang und dem langen Hinterteil etwas gewöhnen, doch gerade die skulptural ausgeformten Kotflügel am Heck machen die 5,32 Meter lange Luxuslimousine, die zukünftig mehr denn je gegen Volumenmodelle wie eine Mercedes S-Klasse, den 7er BMW, Audi A8 oder eben den Porsche Panamera antreten muss, dynamischer als je zuvor.

Die sportliche Optik mit dem massigen Kühlergrill verspricht nichts, was der Antrieb des W12 nicht halten kann. Wie die Plattform kennt man auch den Antrieb bereits von seinem zweitürigen Bruder, dem Bentley Continental GT. Zunächst ist der Flying Spur nur mit dem bekannten Zwölfzylinder-Triebwerk zu bekommen, das 467 kW / 635 PS und ein maximales Drehmoment von 900 Nm leistet. Die Dutzendware im Motorraum ist dabei so leise, dass man meint, im Elektromodus eines Hybriden unterwegs zu sein, doch der jüngst im Bentayga vorgestellte Plug-in-Hybrid kommt mit einer Reichweite von rund 60 Kilometern erst im Jahre 2021. Zudem bekommt der Bentley Flying Spur später den bekannten Achtzylinder-Doppelturbo, der kaum weniger Fahrdynamik als das W12-Triebwerk des Volkswagen-Konzerns bietet.

Für den perfekten Auftritt in der Luxusliga ist jedoch der sechs Liter große Zwölfzylinder eine perfekte Besetzung. Er beschleunigt die über 2,4 Tonnen schwere Luxuslimousine kaum spürbar in 3,8 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100. Seine Höchstgeschwindigkeit: spektakuläre 333 km/h. Da sieht es für die deutsche Nobelkonkurrenz schwierig aus, denn die Zwölfzylinder werden bei Mercedes und BMW zeitnah wegfallen und Audi lässt das imageträchtige W12-Kraftpaket für seinen A8 etwas überraschend völlig außen vor. Der Normverbrauch des eleganten Luxus-Briten: 14,8 Liter Super - trotz aktiver Zylinderabschaltung im Teillastbetrieb.

Leder, Holz und Lack nach Wahl

Der Zwölfzylinder ist nicht nur in Sachen Laufruhe ein Genuss, denn auch wenn er den Insassen im edel belederten Innenraum mit seinem kaum vernehmbaren Säuseln einen Elektromotor vorgaukelt, sieht das bei Leistungsanfragen ganz anders aus. Dann bläst der Brite aus Crewe ohne Verzögerung kraftvoll an und scheint mit seinem Vortrieb physikalische Grenzen auszulöschen. Wenn es etwas zu meckern gibt, bleibt das achtstufige Doppelkupplungsgetriebe, das der Flying Spur durch die Plattformübernahme von Porsche Panamera und Bentley Flying Spur geerbt hat. Auch wenn die Bentley-Ingenieure viel Detailarbeit in die Abstimmung des Getriebes gesteckt haben, das unter Zug sportlich arbeitet; im Komfortbereich kommt man an eine Wandlerautomatik nicht heran. Besser: serienmäßig sind nicht nur eine überaus präzise Lenkung mit genügend Langstreckenqualitäten und eine exzellente Fahrwerksabstimmung in ihren vier Modi, sondern auch ein Allradantrieb, den in dieser Leistungsklasse längst niemand mehr vermissen möchte. Ein 48-Volt-Bordnetz sorgt für schnellen Zugriff bei Wankneigung in schnell gefahrenen Kurven. Wahlweise rollt der schicke Koloss auf 21- oder 22-Zoll-Rädern bis hin zu 315er-Pneus.

Im Innern gibt es abgesehen vom Sound einer 2.200-Watt-Anlage, klimatisierten Massagesesseln und zahlreichen Fahrerassistenzsystemen den Luxus, den man von einem Bentley in dieser Liga erwartet. Der 3,19 Meter lange Radstand sorgt dabei auch im Fond für üppige Platzverhältnisse, wobei der Kopfraum aufgrund der leicht abfallenden Dachlinie nicht opulent ist. Doch der Platz für Beine und Knie ist ebenso üppig wie die schier unbegrenzten Individualisierungsmöglichkeiten, die man von den Briten kennt. Wie die anderen Bentley-Modelle lässt sich auch der Flying Spur durch die hauseigene Veredlungsabteilung Mulliner maximal individualisieren. So gibt es nicht nur 17 Lackierungen, sondern einzigartige Farben innen und außen sowie ein nahezu unbegrenztes Angebot an Hölzern, Lederarten und Detailarbeiten für den Innenraum. Der Laderaum ist mit gerade einmal 420 Litern dabei nicht gerade üppig; stören wird das jedoch kaum jemanden - trotz des Preises, der bei stattlichen 214.676 Euro beginnt. Damit rangiert man eindeutig über der deutschen Premiumkonkurrenz. Doch ist nicht auch der Preis ein wichtiges Kriterium für die notwendige Begehrlichkeit bei einem Luxusprodukt? Daran sollte es beim neuen Bentley Flying Spur daher nicht scheitern. Und die anderen Motorvarianten vom Plug-in-Hybriden über den V8 bis hin zum erwarteten Topmodell Flying Spur Speed werden nicht lange auf sich warten lassen.

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