Bei BMW sind sie stolz auf das, was sie machen - und das oftmals zu Recht. Schließlich hat dieser Korpsgeist den Münchner Automobilbauer erfolgreich gemacht. Deswegen verwundert der Stolz der Techniker auf ihre Autos auch heutzutage nur wenig. Fritz Klein ist so einer, der dieses Selbstverständnis lebt. Bei der Beschreibung des neuen BMW 545e xDrive benützt der freundliche Projektleiter der 5er Baureihe sechsmal das Adjektiv "einzigartig", um das elektrifizierte Modell zu beschreiben.
Dass der neue 5er ein gutes Auto ist, überrascht nicht, auch die Plug-in-Version wird nicht enttäuschen - soviel sei jetzt schon verraten. Aber einzigartig? Eher nicht. Das liegt daran, dass unter die Karosserie der 5er Limousine letztendlich das aus dem BMW X5 45e xDrive bekannte Elektrifizierungsmodul geschnallt ist. Das bedeutet, dass der BMW 545e in den Genuss eines Sechszylindermotors mit 210 kW / 286 PS kommt anstelle des Vierzylinders, wie das beim 530e der Fall ist. Ergänzt wird der Verbrenner durch einen Elektromotor mit rund 84 kW / 113 PS, was eine Systemleistung von 290 kW / 394 PS ergibt. Damit soll der Standardsprint in 4,7 Sekunden erledigt sein, der PHEV-5er bis zu 57 Kilometer rein elektrisch fahren. Unterm Strich ergibt das einen Kraftstoffverbrauch von 2,4 l/100 Kilometer.
Wir konnten diesen Verbrauch nicht bestätigen und kamen auf 5,6 l/100 Kilometer, eine rein elektrische Reichweite von gut 56 Kilometern sowie einen Stromverbrauch von 9,7 Kilowattstunden pro 100 Kilometer. Allerdings vollführten wir auch einige Beschleunigungen, um die sportlichen Gene dieses 5ers samt traktionsspendenden Allradantrieb zu erwecken und dabei musste der Verbrennungsmotor öfters eingreifen. Generell machte die Kombination aus feinem Reihensechszylinder und E-Maschine eine gute Figur auch wenn dem PHEV-Duo subjektiv der Punch der niedrigeren Modellklassen, wie etwa eines X3 xDrive 30e, fehlt. Doch das hilft im Zweifelsfall nur dem Ego des Elektromobilisten, der am Stammtisch seinen Kumpels erzählt, wie lässig doch so ein Plug-in-Hybrid beschleunigt. Doch die Stärke des elektrifizierten Sechszylinder-5ers ist eben, dass das Zusammenspiel der beiden Antriebsarten geschmeidig abläuft und sich die Geschwindigkeitsveränderungen nicht im Hinterteil des Piloten manifestieren. Das liegt auch daran, dass die Achtgangautomatik größtenteils ihre Aufgabe souverän erledigt. Nur beim schnellen Beschleunigen sind Schaltrucke zu spüren. Da es sich bei den gefahrenen Autos laut BMW um Vorserienmodelle handelt, wird der Test des Produktionsfahrzeugs Aufschluss geben.
Musik von Hans Zimmer beim Start
Die Verstellmöglichkeiten der Fahrprogramme verstecken sich teilweise unter den Wähltasten "Sport" und "Hybrid", wo man zum Beispiel die verbrauchsoptimierte Einstellung "Eco Pro" findet. Wer sich seinen eigenen Fahrmodus zusammenstellen oder besonders sportlich unterwegs sein will, sollte "Sport" anwählen. Um sich die Batterieladung für die Innenstadt zu sparen will, genügt ein Tastendruck. Beim 545e xDrive nehmen die Münchner dem Fahrer einiges an Arbeit ab. Der Fahrer kann die Rekuperationsstärke nicht selbst definieren, das übernimmt alles das System im Zusammenspiel mit den Sensoren und Navigationsdaten. So wird vor Ortsschildern stärker verzögert als auf der Autobahn. Um beim Verlangsamen möglichst viel Strom in die Akkus zu pumpen, muss man selbst auf die Bremse steigen. Auch wann der Antrieb in den Segelmodus wechselt, bestimmt die Software. Das ausgeklügelte Agieren des Systems gefällt, auch wenn sich der eine oder andere Fahrer sicher mehr Eingriffsmöglichkeiten wünscht - etwa, um bei der Rekuperation das One-Pedal-Fahren zu praktizieren. Letztendlich spielen hier auch strategische Interessen eine Rolle. "Mit dem Plug-in-Hybriden wollen wir Kunden, die vom Verbrennungsmotor kommen, an die Elektromobilität heranführen";, erklärt Fritz Klein. Also ein Brücken-Fahrzeug, sozusagen, das nicht zu kompliziert sein sollte.
BMW führt mit dem 545e xDrive einige interessante Neuigkeiten ein: Jetzt kann der Fahrer das iPhone als Schüssel nutzen und der vegane Sitzbezug, der sich gut anfühlt, ist darüber hinaus politisch korrekt. Der auf 12,3 Zoll gewachsene zentrale Touchscreen und die gute Spracherkennung beziehungsweise Bedienung sowie die Vernetzung der Systeme machen aus dem Plug-in-Hybridmodell ein gelungenes Automobil, das allerdings BMW-typisch seinen Preis haben wird. Übrigens hat kein Geringerer als Oscar-Preisträger Hans Zimmer den kurzen Klang beim Aktivieren und Ausschalten des Autos komponiert - sicher auch nicht für einen Apfel und ein Ei. Im November wird die PHEV-Limousine auf dem Markt debütieren. Auf die Frage, wie es dazu kommt, dass der Sechszylinder Plug-in-Hybrid nur als Limousine erhältlich sein wird, gibt Fritz Klein eine klare Antwort: "Das Produkt folgt dem Markt." Im Klartext bedeutet das, dass dieser PHEV BMW 5er in den USA Fans finden soll. Das spricht aber nicht gegen den Einsatz hierzulande.