Die Wüstenstadt Palm Springs im Coachella Valley mit ihren knapp 50.000 Einwohnern hat schon immer ihren ganz besonderen Reiz gehabt. Hier tobten sich seit den 40er Jahren die Hollywood-Stars aus, wenn sie einmal nicht von Fotografen und der Öffentlichkeit behelligt werden wollten. Los Angeles ist nur rund 180 Kilometer entfernt und die Filmproduktionen sahen ehemals vertragliche Regelungen vor, sich nicht weiter als zwei Stunden entfernen zu dürfen. Palm Springs passte da perfekt als Refugium. Viele Stars und Sternchen hatten oder haben hier bis heute ein Haus; zumeist gut geschützt in einer abgeschotteten Community. Man spielt Golf oder lässt einfach nur die Seele baumeln. Doch es ist nicht nur die Abgeschottetheit, die viele Amerikaner in die kalifornische Wüste zieht. Das Klima hier gehört zu den besten in den USA. Es ist trocken und heiß - zwölf Monate im Jahr. Während die meisten Bewohner Palm Springs oder den umliegenden Städten wie Indian Wells, Cathedral City oder Rancho Mirage in den Sommermonaten den Rücken kehren, weil die Temperaturen tagsüber deutlich über 40 Grad Celsius steigen, verbringen hier viele seit Jahrzehnten Herbst und Winter.
Das trockene Klima mit überschaubaren Temperaturamplituden ohne jede Niederschläge gefällt nicht nur unentwegt golfspielenden Senioren und ruhesuchenden Prominenten, sondern insbesondere der Old- und Youngtimerszene. Die historischen Autos in der Region haben zumeist einen altersunabhängig beeindruckenden Zustand. Da das Publikum zu den finanzstärksten in den USA gehört, ist das Straßenbild entsprechend. Asiatische Mittelklasselimousinen und lieblose Pick Ups aus der Detroit Area sieht man deutlich weniger als irgends anders im Land. Hier zeigt man - ohnehin lässiger als anderswo - seinen Reichtum und fährt Rolls-Royce, Porsche, Ferrari, Bentleyoder Mercedes. Das spiegelt sich nicht nur auf den Straßen und in Einfahrten zwischen der Interstate I-10 und der Bundesstraße 111 am Fuße der südlich gelegenen Bergkette des Coachella Valleys, sondern insbesondere bei den lokalen Cardealern wider.
Insbesondere die Händler von klassischen Fahrzeugen haben seit Jahren einen exzellenten Ruf. "Uns gibt es hier seit 38 Jahren und fast genauso lang bin ich schon dabei", erzählt Jim Young, der bärtige Verkaufsleiter vom Klassikspezialisten One Eleven Vintage Cars an der Sunny Dune Road von Palm Springs. Eigentümer Bob Arzano ist seit Jahr und Tag eine große Nummer, wenn es in der Region um den Verkauf von exklusiven Gebrauchtwagen geht. "Ich habe gerade heute wieder einen Rolls-Royce Silver Spur von 1982 für 16.900 Dollar nach China verkauft. Mal schauen, wann das Geld kommt", strahlt Jim Young, "letzte Woche ging ein Mercedes 560 nach Deutschland und einiges geht nach Asien. Die Nachfrage ist nach wie vor riesig. Gerade die Klassiker aus Europa stehen hier meist nur ein paar Tage auf dem Hof." Im Verkaufsraum parkt ein roter Ferrari 360, ein 335er F-1 und ein Bentley. Auf dem Hof gibt es derzeit ungewöhnlich viele Lücken. Neben alten US-Klassikern aus den 40er und 50ern geben exklusive Allerweltsmodelle von Mercedes, Jaguar oder BMW den Ton an. Während sich die Anfragen aus der weiten Welt meist um europäischer Luxusklassiker drehen, wollen die Amerikaner aus Los Angeles, New York oder Miami Beach zumeist US-Ikonen. Doch eines ist bei allen gleich: der exzellente Pflegezustand. Die meisten Fahrzeuge stammen aus den 70er oder 80er Jahren. Jim zeigt auf zwei Mercedes SL der 107er Baureihe, der rote 560 SL soll 14.900 Dollar kosten, der blaue 380 SL 10.100 Dollar. Ganz hinten in der Ecke parkt ohne jeden Aufmerksamkeitswert ein Rolls-Royce Silver Wraith II in gold / braun.
Ein Abstecher lohnt
Ein paar Meilen weiter im Herzen von Palm Springs sieht das Bild kaum anders aus. Mitten in der Wüstencity gibt es eine große Ausstellungsfläche von Palm Springs Actions. Hier kann man zum einen Auto ersteigern oder es gleich zum Festpreis zzgl. fünf Prozent Bearbeitungsgebühr kaufen und mitnehmen. Der Fuhrpark der Ausstellungsstücke ist noch sehenswerter als der bei One Eleven Vintage Cars. Unter den rund 30 Autos, die hier unspektakulär zur Schau gestellt werden, sind allein fünf historische Rolls-Royce und zwei Bentley Limousinen. Dazu eine Reihe vom Palm-Springs-Besteller Mercedes SL, ein Triumph TR7, sowie einige Luxuscoupés von Jaguar, BMW und Lexus. Die Preise sind selten günstig, doch die Pflegezustände beeindruckend. Der Mercedes 450 SEL von 1977 in silbermetallic mit Vollausstattung hat kaum mehr als 100.000 Meilen gelaufen. Für 12.500 Dollar ist so ein Auto in diesem Zustand in Europa ein Schnäppchen. Hinten gibt es ein kalifornisches Kennzeichen, während an der Front ein nicht ganz originales deutsches Kennzeichen aus Berlin prangt - mit bayrischer Landesflagge. Ebenso beeindruckend sind die Pflegezustände des frisch restaurierten Chevrolet El Camino von 1966 für stattliche 32.500 Dollar. Unscheinbar dahinter steht der Ford F-1, der Urvater aller Pick Ups und ein seltenes deutsches Amphicar, dem hier in der kalifornischen Wüste wohl Wasser oder Interessenten ausgegangen sind.
Wer auf der Suche nach einem europäischen Klassiker ist und die Region besucht, sollte sich einen Abstecher zu den zahlreichen Klassikhändlern zwischen Palm Springs und dem legendäre Salton Sea gönnen. Die meisten Käufe finden jedoch ohne Realkontakt per Internet statt. Im Netz stöbern geht daher auch - dann fehlt jedoch die einzigartige Wüstenatmosphäre.