Wer zuerst kommt, mahlt zuerst! Dieses Sprichwort zählt vor allem in der Automobil-Industrie. Also kommt es Mercedes ganz gelegen, dass Audi den neuen A5 später als geplant auf die Straße bringt. Damit haben die Schwaben die Chance noch ein paar Kunden zu gewinnen. Der andere Konkurrent, das BMW 4er Coupé hat dagegen einen Vorsprung von zwei Jahren. Aber auch das hat etwas Gutes. Damit hatten die Mercedes Strategen genug Zeit, den Münchener zu studieren und die entsprechenden Schlüsse zu ziehen. Das Bemühen, sich vom weißblauen Agilitätsmeister zu differenzieren, wird schon beim Interieur deutlich, dessen Materialien und Verarbeitung einen wertigeren Eindruck macht als beim BMW.

Entwicklungs-Vorstand kommt ins Schwärmen

Die Applikationen rund um die Mittekonsole sind sauber eingepasst und fühlen sich gut an. Wer sich für die elektrisch einstellbaren Sportsitze entschieden hat, findet nicht nur genug Seitenhalt, sondern auch Komfort, um lange Strecken zu bewältigen (Aufpreis 952 Euro). Allerdings ist auch bei den Schaben nicht alles Gold, was glänzt – das frei stehende Pseudo-Ipad vor dem Armaturenbrett ist immer noch nicht jedermanns Sache und bei der Bedienlogik sowie der Konnektivität haben die BMW-Modelle immer noch die Nase vorne. Immerhin profitieren die Mercedes-Fans jetzt von der Apple-Jüngerschaft der Sternen-Marke. Per App “connect me” und mittels einer Apple Watch kann jetzt unter anderem eine Navigationsroute ins Auto gesendet werden, die dann bei Abfahrt bereitsteht. Dass es bei allen Nicht-AMG-Versionen nur Halogen-Funzeln mit LED-Tagfahrlicht serienmäßig gibt, bereitet auch nicht unbedingt Freude. Übrigens: Für das LED-Licht sind 1.450 Euro fällig.

Daimler Entwicklungs-Vorstand Thomas Weber kommt angesichts dieser Modernität des jüngsten C-Klasse-Produkts regelrecht ins Schwärmen. Das C-Klasse-Coupé sei ein “cooles Auto”, dass die “Kollektion der Mercedes Traumautos” erweitere, Das 1.565 Kilogramm schwere Mercedes Coupé ist sicher ein schickes Auto, dass es aber in einer Reihe mit Ikonen wie den Mercedes SL 300 “Gullwing” steht, darf doch zumindest bezweifelt werden.

Agiles Fahrverhalten

Soviel Platz vorne ist, so eng geht es coupétypisch hinten zu. Normalgewachsene Mitteleuropäer werden den Mangel an Bein- und Kopffreiheit beklagen. Dass man den Kofferraum nur vom Wageninneren per Hebel in der Tür oder mit einem Druck auf den Schlüssel entriegeln kann, ist auch keine Meisterleistung der Praktikabilität. “Der Stern ist kein Bedienelement, hieß es bei der Entwicklung”, verrät ein Techniker. Das ist durchaus nachvollziehbar, aber das kein Platz für einen Knopf am Deckel des Gepäckraumes zu finden war, dagegen weniger. Hat man sich einmal Zugang zum Hohlraum hinter den Rücksitzen verschafft, gilt es eine hohe Ladekante und eine kleine Luke zu überwinden, ehe man seinen Siebensachen verstauen kann.

Wenn es um die Agilität geht, haben die Ingenieure ihre Hausaufgaben gemacht. Das Fahrwerk mit der neuen Vierlenker-Vorderachse und der Raumlenker-Hinterachse lässt den Schwaben deutlich flotter agieren als den Vorgänger. Das 4,70 Meter lange Coupé reagiert ohne großes Tamtam auf die Lenkbefehle des Fahrers. Vor allem, wenn man die optionale Luftfederung wählt (kostet 1.416 Euro Aufpreis), ergibt sich so eine deutlich spürbare Spreizung der Fahrmodi, die von Eco bis hin zu Sport + und Individual reicht. Bei der Lenkpräzision und -Widerstand sowie der Umsetzung der Gaspedalbefehle und die Härte der Dämpfer findet so jeder die perfekte Einstellung. Angenehm ist vor allem der Komfortgewinn und wer will, kann die Luftfederung sportlich justieren. Wenn es dauerhaft sportlich-knackig zur Sache gehen soll, ist das Stahl-Sportfahrwerk die beste Wahl. Je nach Fahrmodus ist die Lenkung dann direkter und gibt mehr Rückmeldung, was bei der Reifen-Asphalt-Interaktion eigentlich genau passiert. Dazu passt auch der Zweiliter-4-Zylinder-Turbobenziner, der mit seinen 180 kW / 245 PS die Bewegungsfreude des Automobils nicht behindert und deutlich lebhafter ist als der 150 kW / 204 PS-Diesel im Mercedes C 250 d Coupé.

Dank eines maximalen Drehmoments von 370 Newtonmetern, das bereits bei 1.300 U/min auf die breiten Walzen wirkt, lässt sich das Coupé sehr entspannt fahren. Bei voller Beschleunigung ist in sechs Sekunden aus dem Stand die 100-km/h-Marke geknackt und bei 250 km/h lässt die Elektronik die Schranke fallen. Der Norm-Verbrauch fällt mit 6,3 Litern auch gemäßigt aus. Ingesamt stehen zum Verkaufsstart in der ersten Dezember-Woche sechs Motoren – vier Benziner und zwei Diesel – zur Auswahl. Mit einem Grundpreis von 44.803,50 Euro markiert der C 300 die vorläufige Spitze, der 250 d kostet 45.041,50 Euro. Später kommen noch Allrad-Versionen dazu. Ein Cabrio wollten die Mercedes-Verantwortlichen partout nicht bestätigen, aber dass eines kommt, ist ziemlich wahrscheinlich.

Sie möchten gerne weiterlesen?

press-inform