Jordi Gené warnt schon mal vor: "Wenn Sie was wissen wollen, fragen Sie gleich - unterwegs werden Sie kein Wort verstehen." Die Dämpfung des Geräuschniveaus gehört nun mal nicht zu den Prioritäten im Pflichtenheft eines Rennwagens.

Die gut vier Kilometer lange Rundstrecke bei Castellolí in der Nähe von Barcelona ist mit ihrem guten Dutzend Kurven relativ hügelig angelegt.Gené prügelt den Cup Racer um die Kurven und knallt über den langen Schaltstock des sequenziellen Getriebes durch die Gänge.

Den Seat für Tourenwagen-Rennen gibt es alternativ auch mit einem sechsstufigen DSG-Getriebe - aber Gené ist lieber mit dem ebenfalls sechsgängigen sequenziellen Getriebe unterwegs, sagt er später - das erleichtert den Wagen mit nun 1.150 Kilogramm Gesamtgewicht um 40 Kilogramm gegenüber der DSG-Version. Die paar Kilo weniger machen den 4.363 mm langen und an Heckflügel wie Frontspoiler 1.950 mm breiten Renn-Leon noch einen Tick schneller und agiler.

Basis ist der Modulare Querbaukasten

Die Gewichtsverteilung ist auf 60% Front und 40% Heck ausgelegt. Für eine bissige Verzögerung sorgen innenbelüftete Scheibenbremsen mit einem Durchmesser von 378 mm vorne und Scheibenbremsen mit 275 mm hinten. Über einen Drehknopf im Cockpit kann der Fahrer die Bremsbalance zwischen Vorder- und Hinterrädern einstellen. Das Lenkrad dient mit elf griffigen Knöpfen als Schaltzentrale: Funk, Frischluft, Speedlimit, Wischer und mehr.

Gebaut wird der Leon Cup Racer bei Seat im Stammwerk Martorell. Angelegt ist die Produktion auf 240 Stück, 220 sind aktuell montiert. Daneben entstehen dort auch Rennsportwagen für Audi und Volkswagen - insgesamt gut 400 Stück. Gebaut werden jeweils fünf Wagen parallel, etwa 80 Stunden dauert die Montage pro Stück.

Rund 70 Prozent der Teile stammen aus der normalen Serienproduktion im Seat-Werk nebenan. "Wir haben alle Prozesse zum Bau von Sportwagen hier bei uns im Haus," sagt Seats Sportdirektor Jaime Puig. Und als Plattform dient die eierlegende Wollmilchsau des VW-Konzerns: der "Modulare Quer Baukasten" (MQB), auf dem mittlerweile rund 50 Modelle von Audi, Seat, Škoda und Volkswagen aufsetzen - vom Polo über Audi TT, Škoda Superb, Seat Leon bis hin zum US-SUV VW Atlas.

Acht Euro pro Rennkilometer

Auch der Motor kommt aus der Serienfertigung und ist praktisch der gleiche, der auch den "zivilen" Leon Cupra antreibt: vier Zylinder, 1.984 ccm Hubraum, Direkteinspritzung, turbobeatmet. Während sich der Cupra allerdings mit 221 kW/300 PS und einem maximalen Drehmoment von 380 Nm begnügen muss, legt die Rennversion nach dem Besuch im Seat-Sportstudio bei 6.200 U/min. noch einmal 50 PS drauf und sorgt für ein Drehmoment von bis zu 420 Nm. Macht 3,28 Kilogramm, die ein PS zu bewegen hat.

Das reicht dem Fronttriebler dann für eine Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 5,2 Sekunden und für eine mögliche Höchstgeschwindigkeit von 267 km/h. Der Serien-Cupra braucht für den Spurt 5,8 Sekunden und macht bei 250 km/h dicht. Der Durst des Rennmotors ist gewaltig: Umgerechnet zwischen 37 und 42 Liter Kraftstoff - mindestens Super Plus - setzen die vier Brennkammern auf 100 Kilometer in Vortrieb um. Entsprechend fasst der Tank 100 Liter.

Der Griff in die Schubladen wird bei Seats Rennsemmel zum Prinzip - nicht nur beim Fahrzeug selbst. Das schlägt sich vor allem bei den relativ moderaten Kosten nieder. Der "Basispreis" für einen Leon Cup Racer liegt bei 90.000 bis 115.000 Euro - je nach dem, ob mit DSG oder sequenziellem Getriebe. Im Schnitt, hat irgend ein rennsportbegeisterter Controller bei Seat ausgerechnet, kostet der Renn-Kilometer acht Euro.

Mit im Preis: Komplettbetreuung. Die 220 Wagen sind rund um den Globus und übers Jahr bei etwa 230 Rennen in 21 Rennserien auf der TCR-Plattform unterwegs. In Bahrain, Monaco und Abu Dhabi gehören die TCR Rennen zum Vorprogramm der Formel 1. Immer mit dabei: Service-Trucks von Seat oder lokalen Partnern. Der Kundendienst funktioniert wie ein Supermarkt: Fällt während des Rennens ein Teil an einem der Cup Racer aus - Ersatz aus dem Regal im Servicetruck besorgen, bezahlen, einbauen und weiter fahren. Die Rennteams selbst müssen keine umfangreichen Ersatzteillager mehr vorhalten. "Wir wollen, dass alle Cup Racer ins Ziel kommen", verspricht Jaime Puig.

Sie möchten gerne weiterlesen?