Für echte Kilometerfresser gibt es nichts Besseres als einen Diesel. Die Reichweite ist mit zum Teil über 1.000 Kilometern ohne nachzutanken schlicht gigantisch, der Realverbrauch auch bei hohen Autobahntempi allemal vertretbar und echte Schwächen sucht man vergeblich. Kein Wunder, dass sich gerade ein Volumenmodell wie der Skoda Octavia Combi als dieselschluckender Kilometerfresser gerade bei Familiennutzern einer großen Beliebtheit erfreut. Doch wer in einen Diesel steigt, sperrt die aktuell hohen Subventionen, die es speziell in einem Land wie Deutschland gibt, aus. Und anders als Mercedes bietet Skoda die Kombination aus Diesel und Plug-in-Hybrid nicht an. Für echte Langstreckenfans dürfte der 204 PS starke Octavia iV als zahmerer Bruder des Octavia RS iV mit seinen 245 PS kaum etwas sein. Dafür ist der Alltagsverbrauch auf langen Strecken einfach zu hoch und die Vorteile einer Lademöglichkeit an der Elektro-Zapfsäule ebenso zu klein wie der Kraftstofftank mit seinen gerade einmal 40 Litern.
Doch für alle, die zwar viele Kilometer hinter dem griffigen Skoda-Steuer sitzen, jedoch auch im Stadtverkehr und auf Kurzstrecken unterwegs sind, könnte der kleinere der beiden Octavia Plug-in-Hybriden allemal die rechte Wahl sein. Das Antriebspaket ist Teil der bunten Motorenpalette des Volkswagenkonzerns. Denn die Kombination aus dem kleinen 1,4-Liter-Turbobenziner und einem Elektromodul - kompakt in der Getriebeeinheit versteckt, steckt nicht nur in VW Golf, Passat und Arteon, sondern auch Audi A3, Seat Leon oder VW Tiguan - weitere Modelle werden folgen. Meistens gibt es die identische Wahlmöglichkeit wie im 4,69 Meter langen Octavia Combi. Mit einem Sportannex im Namen wird das stärker motorisierte Modell vertrieben, wobei Skoda mit dem RS keine Ausnahme macht. Doch die meisten Kunden und speziell diese mit einer Dienstwagenregelung dürften sich wohl oftmals für das Basismodell entscheiden.
Dabei ist der Benziner mit seinem 1,4-Liter-Benziner der Bauart EA 211 mit 110 kW / 150 PS weitgehend identisch mit dem des Octavia RS iV. So steuert der Elektromotor weitere 85 kW / 115 PS bei, was sich in einem Normverbrauch von 1,4 Litern Super auf 100 Kilometer bemerkbar machen soll. Wie hoch der Verbrauch des 150 kW / 204 PS starken Tschechen in der Realität ist, darüber entscheidet nicht allein der Gasfuß, sondern auch das Ladeverhalten. Wer seinen Octavia iV nicht regelmäßig in der eigenen Garage oder an der Ladesäule nachtanken kann, sollte sich wie bisher für einen Diesel entscheiden. Doch gerade den reinen Benzinern dürfte nicht nur im Octavia-Modellprogramm ohne Stecker bald die Luft ausgehen. Das Elektromodul bringt unter dem Strich ein Plus von 180 Kilogramm, was das Leergewicht des Mittelklassekombis, der ursprünglich ein Kompaktklassemodell sein wollte, auf knapp 1,7 Tonnen drückt. Ohne Allradantrieb wohl gemerkt, denn das so praktische 4x4-Paket bleibt bei den Plug-in-Hybriden im modularen Querbaukasten des Volkswagen-Konzerns bis auf weiteres außen vor.
Nachladen dauert mindestens 3,5 Stunden
Mit dem teilelektrifizierten Skoda Octavia ist man flott unterwegs. Die Kombination mit dem sechsstufigen Doppelkupplungsgetriebe ist zwar nicht derart filigran wie die Version mit sieben Schaltstufen, aber der boostende Elektromotor überbrückt manchen Drehzahlsprung gekonnt. Je nachdem in welchem Programm man unterwegs ist, ist der Octavia iV rein elektrisch unterwegs und schaltet bis 140 km/h seinen Verbrenner nur dann zu, wenn man kräftig aufs Gas steigt und der Elektromotor allein die Beschleunigungswünsche des Fahrers nicht mehr aus eigener Kraft befriedigen kann. Rein elektrisch ist der Octavia iV bis zu 60 Kilometer unterwegs. Danach muss er für mindestens dreieinhalb Stunden an eine Ladesäule, um wieder zu erstarken. Der Normverbrauch liegt bei 14,4 kWh bzw. 1,1 Litern Super auf 100 Kilometern.
Der Fahrer blickt auf übersichtliche Anzeigen, einen großen Zentralbildschirm nebst animierter Instrumente sowie ein etwas liebloses Head-up-Display und kann zwischen den verschiedenen Fahrmodi Eco, Comfort, Normal, Sport und Individual wählen. Während es im Ökomodus recht zäh wird, ist man im Normal- oder Sportmodus gelungener unterwegs, weil der Fronttriebler besser und insbesondere direkter am Gas hängt. Jedoch wird der kleine Turbomotor unter Lastanforderungen laut und wirkt angestrengt. Hier merkt man ihm seinen überschaubaren Hubraum von 1,4 Litern am deutlichsten an. Immerhin wirkt der Vierzylinder souveräner als so mancher Dreizylinder aus dem Konkurrenzumfeld. Das Fahrwerk ist dabei betont komfortabel, dabei jedoch nicht zu weich oder gar schwammig. Die Lenkung ist angenehm direkt, wenngleich der Tscheche - nicht zuletzt wegen der Winterreifen - im Grenzbereich sehr deutlich untersteuert.
Eine der großen Stärken des Skoda Octavia ist das Platzangebot. Vorne wie hinten lässt es sich bequem sitzen und der Laderaum fasst 490 Liter, die sich durch Umlegen der Rückbank auf bis zu 1.555 Liter erweitern lassen. Das ist weniger als die 640 bis 1.700 Liter Volumen der Versionen ohne Ladekabel, da im Fach unter dem Kofferboden keine Ladekabel verstaut werden müssen. Bei den Assistenzsystemen bietet der Octavia iV all das, was auch seine technischen Zwillingsbrüder auf dem modularen Querbaukasten bieten - modernste Konzerntechnik aus dem Volumenregal. So holt sich der adaptive Tempomat seine Informationen aus dem Navigationssystem und arbeitet auch mit dem Radarsystem zusammen. Der Skoda Octavia Combi iV startet bei 38.299 Euro und ist damit rund 4.000 Euro günstiger als der 245 PS starke Octavia RS iV. Nicht herum kommt man um das Infotainmentpaket Navigationssystem Columbus, das unter anderem Infotainment Online, Head-up-Display, elektrische Heckklappenbedienung, schlüssellosen Zugang sowie eine Gepäcknetztrennwand bietet.