Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus. Smart wird in Zukunft in Kooperation mit Geely in China gefertigt. Voraussichtlich Ende 2022 soll das erste gemeinsame Elektrofahrzeug im B-Segment auf den Markt kommen, vermutlich ein Crossover, der auf der Geely/Volvo-Plattform CMA (Compact Modular Architecture) basieren könnte und in China gefertigt wird. Aus wirtschaftlichen Gründen ergibt die Kooperation mit Anteilseigner Li Shufu Sinn, nur so hat man eine Chance, Smart langfristig in die Gewinnzone zu hieven. Bis dahin soll der Smart EQ die Elektro-Fahne hochhalten.

Deswegen ist eine Modellpflege überfällig. Wer aber neue Batteriezellen mit mehr Energiedichte und damit mehr Reichweite für den E-Stadtfloh erwartet hat, wird enttäuscht. Beim Antriebsstrang ändert sich nämlich nichts. Die Akkus haben nach wie vor eine Kapazität von 17,6 Kilowattstunden, der Elektromotor leistet immer noch 60 kW / 82 PS und das maximale Drehmoment beträgt weiterhin 160 Newtonmeter. "Wir haben intensive Kundenbefragungen durchgeführt und die haben ergeben, dass der Smart hauptsächlich im urbanen Bereich genutzt wird", heißt es bei Daimler. Das mag schon sein, aber gerade bei der Elektromobilität wird Reichweite nur durch noch mehr Reichweite geschlagen. Das ist vor allem bei dem unterirdisch schlechten Navigationssystem hilfreich, das die Richtungsänderungen nur ruckelig und verzögert anzeigt. Damit hat das Zurechtfinden in fremden Gefilden einiges von Versuch und Irrtum. Immerhin kommt der Smart EQ Fortwo mit einer Batterieladung nominell 159 Kilometer weit.

Letztendlich dürften auch wirtschaftliche Gesichtspunkte für das Beibehalten der Batteriekapazität eine Rolle gespielt haben, allerdings schläft die Konkurrenz nicht. Der VW E-Up kostet (vor Förderung) 21.975 Euro, ist damit 35 Euro teurer als der Smart EQ Fortwo, hat eine 32,3 kWh-Batterie, schafft auf dem Papier bis zu 260 Kilometer und bietet mehr Platz. Die Smart-Fans werden jetzt entgegenhalten, dass die kompakten Ausmaße und der unschlagbar geringe Wendekreis von 6,95 Metern für den Zweisitzer sprechen. Im Stadtverkehr kann man sich diesen Argumenten durchaus anschließen, zumal die steife Fahrgastzelle und das gut abgestimmte Fahrwerk den kurzen Radstand und die damit einhergehende Hoppelneigung so gut es geht, kaschieren.

Neue Front

Mehr Leistung ist ebenfalls nicht nötig. In der Stadt kennt der Smart EQ wenig Gegner und lässt sich ganz entspannt bewegen: Nach 4,8 Sekunden sind 60 km/h und nach 11,6 Sekunden die 100 km/h-Marke erreicht. Maximal sind 130 km/h möglich. Die tatsächliche Reichweite pendelte bei unseren Testfahrten zwischen 122 und 132 Kilometern. Schaltet man in den Eco-Modus, sind zehn Kilometer mehr drin. Dann agiert der Smart EQ Fortwo zwar spürbar mit gebremstem Schaum, reduziert die Höchstgeschwindigkeit auf 110 km/h und rekuperiert auf der höchsten Stufe. So kommt man bei vorausschauender Fahrweise oft ohne Bremspedal aus, ist aber trotzdem beim Ampelspringen ganz weit vorne dabei. Die Technik unterstützt den Fahrer nach Kräften: Ähnlich wie bei einem adaptiven Tempomaten überwacht ein Radarsensor mit einer Reichweite von 200 Metern den Bereich vor dem Smart und passt automatisch die Stärke der Rekuperation auf die Verkehrsdichte an, sobald der Fahrer den Fuß vom Gas nimmt. Ist der Weg frei, wird gesegelt.

Den Verbrauch gibt Smart 16,5 kWh/100 km an. Hängt man den Smart EQ an eine haushaltsübliche 230-Volt-Steckdose, sind die Akkus nach rund sechs Stunden bis zu 80 Prozent gefüllt, an der 4,6-kW-Wallbox (für 833 Euro extra) sind es 3,5 Stunden und mit dem 22 kW-Schnellladegerät (90 Euro Aufpreis) sind es lediglich 40 Minuten.

Mikrokosmos

Äußerlich erkennt man den neuen Smart an dem tief platzierten größeren Kühlergrill ohne Markenlogo (der Smart-Schriftzug befindet sich auf der Motorhaube) und den Voll-LED-Scheinwerfern sowie dem modifizierten Heck mit 3-D-Leuchten. Im Interieur gibt es mehr Ablagen und ein neues Infotainment mit acht-Zoll-Bildschirm. Eine induktive Ladefunktion sucht man aber vergebens, obwohl die Flächen dafür vorhanden wären. Immerhin gibt es eine USB-Buchse, mit der man Apple CarPlay oder Android Auto auf den Bildschirm spiegeln und so das Navigationssystem umgehen kann.

Eine große Neuerung ist der Mikrokosmos, den Smart um seinen Stromer aufbaut. Mit der App kann man sich in Echtzeit freie Parkplätze anzeigen lassen und diese teilweise sogar reservieren. Wer sein Auto verleihen will, kann mit der Funktion "ready to share" die Kosten abrechnen und den anderen Nutzern individuelle Tarife zuweisen. Wenn sich Langfinger an dem Smart zu schaffen machen und das Auto einen per Geofencing definierten Bereich verlässt, schlägt die App ebenfalls Alarm. Ab 14. Februar steht der Smart beim Händler.

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