Volkswagen bringt seine Fahrzeuge und Antriebe auf den neuesten Stand. Dabei werde ein intelligenets Nebeneinander der Systeme ein wichtiger Weg sein, hört man vom OEM. Ein strategisches Ziel dabei sei es, 2025 einen Anteil von BEV in Höhe von 25 Prozent zu erreichen. Neben all den Anstrengungen, das CO2-Flottenziel von 95 g zu erreichen, liege dazu ein großer Hebel in der Verbesserung der Verbrennungsmotoren, sagte Kurt Blumenröder, seit Anfang des Jahres Leiter der Aggregateentwicklung der Marke Volkswagen, im Umfeld des Wiener Motorensymposiums Ende April.
Zu den Highlights, die Volkswagen zu dem jährlichen großen Branchentreff der Antriebsentwickler nach Wien mitbrachte, zählen die neue 2.0 TDI-Familie sowie das optimierte CNG-Triebwerk 1.5 TGI evo. Die Wolfsburger gaben zudem einen Ausblick auf den 48V-Mild-Hybrid im nächsten Golf.
Sauberer und leistungsstarker Diesel
Mit dem neuen EA 288 evo feiert Volkswagen Weltpremiere der neuen 2.0 TDI-Familie, dem mit Abstand wichtigsten Aggregat der Volkswagen-Gruppe. Brennräume, Kurbeltrieb, Turbolader und Abgasnachbehandlung hat man stark überarbeitet. Das neue Kurbelgehäuse aus Aluminium spart 20 kg Gewicht. Die Motorengeneration erfüllt die Vorschriften der aktuellen Abgasnorm EU6d-temp und ist bereits gerüstet für die nächste Stufe, EU6d. Der CO2-Ausstoß konnte um bis zu 10 g/km reduziert werden, bei gleichzeitiger Steigerung der Leistungs- und Drehmomentwerte um bis zu neun Prozent. Der EA 288 evo wird mit Leistungen zwischen 85 und 150 kW angeboten. Ein 12V-Startergenerator spielt im Gesamtsystem eine wesentliche Rolle und macht den TDI künftig zum Mild-Hybrid, der Energie rekuperiert und auch eine Segelfunktion bietet - Dahingleiten mit abgeschaltetem Motor. Sebastian Willmann, Leiter der Diesel-Entwicklung: „Der EA 288 war bereits sehr erfolgreich und bietet eine hervorragende Basis für weitere Evolutionsstufen. Wir sind stolz, dass es uns gelungen ist, gleichzeitig die Emissionen zu senken, die Effizienz zu erhöhen und das Fahrerlebnis zu verbessern.“
Hightech-Antrieb mit CNG
CNG, Compressed Natural Gas, oder Erdgas, bietet laut Volkswagen einen weiteren Stellhebel zu effizientem Vortrieb. Durch den höheren Wasserstoffanteil erfolge die Verbrennung praktisch partikelfrei, dazu entstehe bei der Verbrennung, im Vergleich zu Diesel oder Benzin, etwa 20 Prozent weniger CO2. Und: Erdgas könne sogar als CO2-neutraler Antrieb gewertet werden, wenn es mittels regenerativer Energiequellen (Wind, Solar, Wasserkraft) erzeugt werde, heißt es von Seiten der Volkswagen-Entwickler. Audi habe mit einem Pilotprojekt in industriellen Maßstäben die praktische Umsetzung bereits bewiesen. In Wien zeigten die Volkswagen-Ingenieuere daher mit dem 1,5 TGI evo die nächste Ausbaustufe ihres CNG-Engagements. Das Triebwerk basiert auf dem 1,5 TSI ACT BlueMotion, der durch das Miller-Brennverfahren und den Hightech-Turbolader mit variabler Turbinen-Geometrie ideale Voraussetzung für den Erdgasbetrieb biete. Erdgas verfügt über eine höhere Oktanzahl (130 ROZ statt 95 ROZ bei Super), der Motor könne daher mit sehr hoher Verdichtung betrieben werden. Eine weitere Effizienzsteigerung finde durch zahlreiche CNG-optimierte Bauteile statt. Seine Premiere wird der 1,5 TGI im aktuellen Golf erleben. Durch einen dritten Gastank wird die Erdgas-Reichweite auf 490 km erweitert. Dr. Wolfgang Demmelbauer-Ebner, Leiter der Entwicklung Ottomotoren: „Wir sind überaus zufrieden mit den aktuellen CNG-Verkaufszahlen, die wir mit dem hochmodernen Golf 1,5 TGI sicher noch steigern können. Als nächste Schritte müssen wir Aufklärungsarbeit leisten und die Optimierung des Tankstellennetzes vorantreiben.“
Nächster Golf mit 48 Volt-Technik
In Wien kündigten die Motorenentwickler von Volkswagen auch die "Demokratisierung der 48V-Technik" an. Das System verspriche verbesserte Fahrleistungen, mehr Antriebskomfort, höhere Rekuperation, und geringeren Verbrauch, hieß es. Wie der Hybrid- und E-Traktionsexperte Karsten Bennewitz beschrieb, biete das System eine verbesserte Anfahrperformance und könne in Kundenhand spürbare Verbrauchsvorteile erzielen. Volkswagen kündigt die 48V-Technik, die bislang aus Kostengründen Oberklassefahrzeugen vorbehalten war, als erschwingliche Technik für den nächsten Golf an.
Freilich wird der Hersteller auch sein Repertoire an rein elektrisch betriebenen Fahrzeugen ausweiten. So gab der OEM in Wien auch einen Ausblick auf die I.D.-Familie auf Basis des MEB, des Modularen Elektrifizierungsbaukastens, der quasi um die Batterie herum konstruiert ist. In der neuen Fahrzeugriege könnte das Leistungsspektrum bis zu 275 kW reichen.