
Peter Mosch, Audi-Gesamtbetriebsrat: "Die Modulare Montage bringt Produktivität fürs Unternehmen und entkoppelt die Werker von der Taktgebundenheit." (Bild: Vanessa Heder)
AUTOMOBIL PRODUKTION: Herr Mosch, 2016 herrschte große Unruhe am Standort Neckarsulm. Begonnen hat es mit der verunglückten Neubesetzung der Werksleiter-Position, gefolgt von Kurzarbeit. Es kam die Kritik, dass sich der Standort von der Zentrale Ingolstadt vernachlässigt fühlt. Sind die Spannungen zwischen den Standorten behoben?
Spannungen wurden von außen hineininterpretiert. Innen gab und gibt es diese nicht. In Neckarsulm haben wir aktuell neue Produktanläufe vor der Brust. Wir Arbeitnehmervertreter ziehen im Gesamtbetriebsrat fest an einem Strang und stellen uns gemeinsam den Herausforderungen. Mit den Anläufen des A8, A7 und des A6, beginnend in diesem Jahr, erwarten wir für Neckarsulm ein stabiles Jahr 2018. Die Weichen dafür sind gestellt.
AUTOMOBIL PRODUKTION: Wie sieht es denn mit Blick auf die Zukunftsfähigkeit der Standorte und in diesem Zusammenhang mit der Positionierung von Elektrofahrzeugen aus?
Alternative Antriebe sind die Zukunft des Automobilbaus. Und diese Zukunft muss in erster Linie an den deutschen Standorten stattfinden. Der Vorstand hat uns zugesagt, die beiden deutschen Standorte fit für die Elektromobilität zu machen. Und da bleiben wir dran. Für Ingolstadt beispielsweise fordern wir einen reinen „Stromer“, der zukünftig hier von den Linien fahren muss. Und davon rücken wir auch keinen Millimeter ab.
AUTOMOBIL PRODUKTION: Sind denn die Produktionsanlagen flexibel genug, um E-Modelle nahtlos zu integrieren?
Diese Flexibilisierung forderten wir von der Unternehmensleitung ein. Sie ist nun auf dem Weg und muss uns in den kommenden Jahren eine nahtlose Integration ermöglichen.
AUTOMOBIL PRODUKTION: Letztes Jahr ist der Q5 in Mexiko angelaufen und damit ein Kernmodell eines Premiumherstellers in ein Lowcost-Land abgewandert. Jetzt ist entschieden, dass der Q4 nach Ungarn kommt und der Q8 nach Bratislava. Besorgt es Sie, dass deutsche Standorte bei diesen neuen Modellen außen vor bleiben?
Nein, weil wir gegenüber der Unternehmensleitung klare Bedingungen an diese Standortentscheidungen geknüpft haben. Das heißt, dass das internationale Engagement des Unternehmens letztendlich die Beschäftigung an den deutschen Standorten sichern muss. Daran werden wir den Vorstand nicht nur immer wieder erinnern, wir werden ihn daran auch messen. Nicht nur wir Arbeitnehmervertreter, sondern auch die Audi-Mannschaft. Klar ist Audi ein Global Player, genauso klar ist aber auch, dass das Audi-Herz dort kräftig schlagen muss, wo es nun mal sitzt – in Deutschland. Hier müssen auch in Zukunft volumenstarke Modelle vom Band fahren.
AUTOMOBIL PRODUKTION: …zudem geht es ja auch um die Entwicklungskompetenz.
Bei allem Internationalisierungswillen, dem wir uns nicht verschließen: Wenn ich eben die Produktion als Herz umschrieben habe, ist die Entwicklung, die an den deutschen Standorten sitzt, das Hirn. Und das kann man nicht verpflanzen. Basta. Sollte es solche Absichten geben, sage ich entschieden: Nicht mit mir und schon gar nicht mit dem Audi-Gesamtbetriebsrat.
AUTOMOBIL PRODUKTION: Audi hat sich ja trotz eines durchaus vorhandenen Erfolgs ein sehr strammes Sparprogramm auferlegt, wie wirkt sich denn das auf Ihr Tun im Verhältnis zum Vorstand aus?
Meine Maxime lautet: Beschäftigung und Wirtschaftlichkeit müssen gleichranginge Unternehmensziele sein. Das bedeutet auch, dass wir keine Bremser bei Sparmaßnahmen sind. Trotzdem darf es zu keinen Sparschäden kommen. Es ist wichtig und richtig, an den entscheidenden Stellen Einsparungen zu treffen, um an anderer Stelle wieder in die Zukunft zu investieren. Beispielsweise muss an der Komplexität und an überholten Strukturen gespart werden. Auf der anderen Seite wäre es jedoch fatal, Zukunftsfelder wie Digitalisierung, Elektromobilität und automatisiertes Fahren zu vernachlässigen. Das Unternehmen sieht das ähnlich und gibt entsprechend Gas.
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