
Auf seinem Anwesen in Mar-a-Lago bestätigte US-Präsident Donald Trump, dass die Zölle auf Autoimporte bei rund 25 Prozent liegen werden. (Bild: The White House / Daniel Torok)
US-Präsident Donald Trump hat Zölle in Höhe von 25 Prozent auf den Import von Autos in die USA in Aussicht gestellt. „Sie werden in der Nähe von 25 Prozent liegen“, sagte Trump auf eine entsprechende Frage bei einer Pressekonferenz in seinem Anwesen Mar-a-Lago im US-Bundesstaat Florida. Er wolle sich am 2. April konkreter dazu äußern. Zölle würden nicht anfallen, wenn Unternehmen in den USA produzierten, so der Republikaner weiter. Trump wurde auch nach Zöllen auf Arzneimittel gefragt und äußerte sich ähnlich. Offen blieb, ob Trump nur über die Einfuhren aus bestimmten Weltregionen sprach.
Bisher hat die US-Regierung zusätzliche Zölle von zehn Prozent auf chinesische Waren umgesetzt. Zölle von 25 Prozent auf Importe von Aluminium und Stahl wurden für März angekündigt, Zölle in gleicher Höhe gegen Mexiko und Kanada stehen im Raum. Zudem hat Trump jüngst eine Anordnung unterschrieben, wonach überall dort Zölle angehoben werden sollen, wo die USA derzeit weniger verlangen als ihre Handelspartner. Hier ärgert sich Trump öffentlich immer wieder über die anfallenden Zölle und die Mehrwertsteuer der Europäischen Union auf Autoimporte aus den USA.
Wie wirken sich die Zölle auf die weltweite Logistik aus?
Wie Waren nun tatsächlich besteuert werden und wo es staatliche Subventionen gibt, wird vor allem für die Automobilindustrie eine große Herausforderung sein. Die EU erhebt beispielsweise einen Zoll von zehn Prozent auf importierte Fahrzeuge und zwischen drei und 4,5 Prozent auf die meisten Importe von Autoteilen, während der US-Zoll auf Fahrzeugimporte 2,5 Prozent beträgt (25 Prozent auf leichte Nutzfahrzeuge). Darüber hinaus gibt es in den einzelnen Ländern unterschiedliche Mehrwertsteuersätze, die meisten liegen bei 20 Prozent, einige sogar noch höher. In den USA gibt es zwar kein föderales Mehrwertsteuersystem, aber die einzelnen Bundesstaaten haben unterschiedliche Umsatzsteuersätze, die zwischen null und zehn Prozent liegen.
Bisher legten die USA ihre Zölle über die Welthandelsorganisation (WTO) fest. Trumps Ankündigung bedeutet jedoch eine Abkehr von dieser Norm: Stattdessen könnten die USA erstmals ihre eigenen Handelsabkommen und höhere Zölle festlegen. Dies wiederum bedeutet, dass es zu einer Vielzahl an Neuverhandlungen kommen könnte, die ein Chaos der automobilen Lieferketten zur Folge hätten sowie Investitionen und langfristige Planungen in der Logistik massiv beeinträchtigten.
Die Zölle werden darüber hinaus auch die Kosten für OEMs in die Höhe treiben – und das zu einer Zeit, in der der Kostendruck ohnehin schon massiv ist. Automobilhersteller wie Ford und GM haben beide bereits gewarnt, dass die Stahl- und Aluminiumzölle die Kosten jedes OEMs um etwa eine Milliarde Dollar erhöhen würden.
Gegenzölle stören globalen Handelsströme
Die Handelsbeziehungen zwischen den großen Automobilmärkten stehen auf dem Spiel. Als Reaktion auf die Gegenzoll-Ankündigung Trumps hat die Europäische Kommission verlautbart, „entschlossen und unverzüglich“ zu reagieren, und bezeichnete die Zölle als „einen Schritt in die falsche Richtung“. Die Kommission fügte hinzu: „Jahrzehntelang hat die EU mit Handelspartnern wie den USA zusammengearbeitet, um Zölle und andere Handelsschranken weltweit abzubauen, und diese Offenheit durch verbindliche Verpflichtungen im Rahmen des regelbasierten Handelssystems gestärkt - Verpflichtungen, die die USA nun untergraben.“
Daniel Harrison, Automobilanalyst beim Automobil Produktion-Schwestermagazin Automotive Logistics, unterstreicht, der Schritt würde die Erfolgsgeschichte der jahrzehntelangen Globalisierung und des relativ zollfreien Handels umkehren, Chaos und Unsicherheit schaffen und Vergeltungsmaßnahmen, Handelsschranken und die Kosten der Geschäftstätigkeit erhöhen. Im Ergebnis würden wir einen Rückgang der Investitionen, höhere Preise für die Verbraucher und ein verlangsamtes Wirtschaftswachstum sehen, so Harrison weiter.
Wichtigste Handelspartner der USA in 2024

„Trotz der überwältigend negativen Reaktion auf Trumps Zolldrohungen hat er mit den gegenseitigen Zöllen nicht ganz unrecht, aber der Punkt ist, dass diese Zölle zum Nutzen aller so niedrig wie möglich sein sollten, um einen freien Handel zu erreichen - und nicht, um die Zölle zu erhöhen. Daher ist die Überlegung der EU, ihren allgemeinen Zollsatz von zehn Prozent auf das US-Niveau zu senken, ein Schritt in die richtige Richtung“, erläutert Harrison.
Der Irrglaube von Präsident Trump, die Mehrwertsteuer funktioniere wie ein Zoll, sei jedoch grundlegend falsch, so der Analyst weiter. „Er hat die Mehrwertsteuer absichtlich mit Handelszöllen verwechselt.“ Die Mehrwertsteuer werde in der Regel auf alle (nicht lebensnotwendigen) Produkte gezahlt, unabhängig davon, ob sie im Inland hergestellt oder importiert werden. Daher funktioniere, so Harrison, die Mehrwertsteuer nicht wie ein Zoll oder ein protektionistisches Handelshemmnis, das importierte Waren diskriminiert.
Zölle als Belastung für die Exportnation Deutschland
„Aufgrund des immensen Handelsvolumens haben diese Zölle grundsätzlich das Potenzial, die europäische Wirtschaft zu schwächen, dies gilt insbesondere für Deutschland“, analysiert auch Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. Die Zölle würden auch Einfuhren aus Mexiko treffen, wo große deutsche Automobilhersteller in den vergangenen Jahrzehnten in teils gigantische Fabriken investiert haben.
Kraftwagen und Kraftwagenteile waren im vergangenen Jahr trotz eines Rückgangs das wichtigste Exportprodukt „Made in Germany“ mit einem Gesamtwert von 262 Milliarden Euro (minus 4,0 Prozent), gefolgt von Maschinen (216,5 Mrd Euro/minus 4,8 Prozent) und chemischen Erzeugnissen (138,6 Mrd Euro/minus 2,1 Prozent).
Nach Einschätzung von Sebastian Dullien, wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der gewerkschaftlichen Hans-Böckler-Stiftung, könnte eine Eskalation des Handelskonflikts dazu führen, dass die deutschen Ausfuhren in die USA 2025 erstmals seit Jahren wieder zurückgehen. Komme es gar zu einem globalen Handelskrieg, könnte die deutsche Wirtschaft um mehr als ein Prozent schrumpfen, und es könnten rund 300.000 Jobs in Deutschland verloren gehen könnten, warnt Dullien. Dies zeigten Simulationen des IMK.
Mit Material von Automotive Logistics und dpa.