Einigung mit IG Metall & Betriebsrat
ZF setzt auf Zukunftsbündnis für die Division E
Mit einem Bündnis zwischen Management und Arbeitnehmern stellt das Unternehmen die Division E neu auf.
(Bild: ZF)
ZF und Arbeitnehmervertreter haben sich auf ein Bündnis zur Restrukturierung der Division E geeinigt. Die Division bleibt Teil des Konzerns, wird neu fokussiert und soll mit Kostensenkungen sowie Partnerschaften zukunftsfähig aufgestellt werden.
ZF und die Arbeitnehmervertretungen haben sich auf ein umfassendes Maßnahmenpaket geeinigt, das die Restrukturierung der Division Elektrifizierte Antriebstechnologien (Division E) ermöglichen soll, wie der Zulieferer am 1. Oktober im Rahmen einer Pressekonferenz bekannt gab. Die Division bleibt damit im Konzern verankert und soll aus eigener Kraft neu aufgestellt werden. „Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht, doch wir sind überzeugt, dass wir mit diesem Bündnis die richtigen Weichen stellen“, erklärte der neue Vorstandsvorsitzende Matthias Miedreich. Für ihn sei diese Einigung ein Signal, dass alle Beteiligten Verantwortung übernehmen, um ZF langfristig wettbewerbsfähig zu halten.
Die strategische Neuausrichtung der Division E sieht eine klare Fokussierung auf Produkte mit Zukunftspotenzial vor. Entwicklungsaktivitäten in Bereichen wie On-Board-Charger, Gleichspannungsrichter und elektrische Starrachsen werden beendet. Dagegen sollen das Thermomanagementsystem TherMaS sowie das Plug-in-Hybridgetriebe 8HP evo konsequent weiterentwickelt werden. Eine Sonderprüfung soll bis Anfang 2026 zeigen, bei welchen Komponenten ZF eigene Fertigung fortführt und wo Zukäufe sinnvoll sind. Damit will das Unternehmen seine Rolle als Systemanbieter stärken, der den Wandel des Antriebsstrangs umfassend begleitet.
Partnerschaften statt Ausgliederung
Eine mögliche Ausgliederung der Division E ist nicht mehr vorgesehen. Stattdessen sollen Teilpartnerschaften in bestimmten Bereichen den Zugang zu zusätzlichem Knowhow und Wachstumsmöglichkeiten eröffnen. „Für uns war klar, dass eine Herauslösung der gesamten Division nicht in Frage kommt“, sagt Achim Dietrich, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats. „Partnerschaften können in Teilbereichen sinnvoll sein – wichtig ist, dass sie transparent ausgestaltet werden.“ Die Pkw-Antriebstechnik bleibt damit ein integraler Bestandteil des Konzerns. Aus Sicht der Arbeitnehmerseite ist dies ein entscheidender Punkt, um Beschäftigung und Knowhow im Unternehmen zu halten. Das Bündnis umfasst zudem auch Maßnahmen zur kurzfristigen Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit. Vorgesehen sind Einsparungen von mehr als einer halben Milliarde Euro bis 2027. Dazu zählen eine Arbeitszeitabsenkung um sieben Prozent bis Ende 2027 sowie Verschiebungen tariflicher Entgelterhöhungen.
Bis 2030 sollen in der Division E rund 7.600 Stellen entfallen. Der Abbau soll über Freiwilligenprogramme, Altersteilzeit und eine Transfergesellschaft erfolgen. Ab Mitte Oktober startet ein Abfindungsprogramm, das von Qualifizierungs- und Unterstützungsmaßnahmen flankiert wird. „Uns ist bewusst, dass dieser Prozess für viele Beschäftigte Einschnitte bedeutet“, kommentiert Miedreich. „Zugleich wollen wir betriebsbedingte Kündigungen vermeiden.“ Auch die Arbeitnehmerseite stellt klar, dass die getroffenen Vereinbarungen nur unter der Bedingung gelten, dass ZF seiner Verantwortung gerecht wird.
Bedeutung für den Konzern und die Branche
Die Division E ist nach Umsatz und Mitarbeiterzahl der größte Geschäftsbereich von ZF. Ihre Zukunftsfähigkeit hat zentrale Bedeutung für den gesamten Konzern. Mit dem Bündnis soll sichergestellt werden, dass die Division wieder Erträge liefert und damit auch zur Finanzierung anderer Aktivitäten beiträgt. Für die Arbeitnehmervertretungen hat die Einigung Signalwirkung. „Unser gemeinsames Ziel ist, dass ZF wieder selbstbewusst auftritt und motivierte Beschäftigte an innovativen Produkten arbeiten“, betont Dietrich.
ZF sieht sich mit den beschlossenen Maßnahmen in der Lage, den tiefgreifenden Wandel der Antriebstechnologien aktiv zu gestalten. Die Vereinbarungen sollen zeigen, dass sich ein Unternehmen mit Management und Arbeitnehmerseite gemeinsam auf einen schwierigen, aber strategisch wichtigen Kurs einigen kann. Miedreich formuliert: „Wir wollen unsere Position als technologisch führender Anbieter sichern. Der Weg dahin ist anspruchsvoll, aber wir haben die Grundlage gelegt.“