Personalabbau und Produktionskürzungen

Die radikalen Sparmaßnahmen der Autoindustrie im Überblick

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Ein Sprecher von Bosch präsentiert auf einer Messebühne vor einem großen Publikum. Auf der Bühne steht er neben einer Leinwand mit einer Projektion eines Autos bei Sonnenuntergang. Im Vordergrund ist ein futuristisches technisches Exponat zu sehen, vermutlich ein Demonstrator für Automobiltechnologie. Das Publikum sitzt aufmerksam in Reihen, einige machen sich Notizen.
Während Bosch auf der IAA Mobility 2025 seine software driven Strategy festigte, entstehen im Hintergrund beim Zulieferer konkrete Pläne zu Kosteneinsparungen in Milliardenhöhe.

Absatzrückgänge, hohe Kosten und die schleppende E-Mobilität zwingen Hersteller und Zulieferer zu drastischen Sparmaßnahmen. Von Stellenabbau bis Werksschließung – dieser Artikel zeigt, welche Notfallpläne die Player jetzt ausrufen.

In der Automobilbranche galt lange das Prinzip: wachsen, investieren, expandieren. Doch mittlerweile dreht sich der Wind. Statt glänzender Absatzrekorde dominieren Stellenabbau und Produktionsdrosselungen und sogar Werkschließungen die Schlagzeilen. Getrieben durch die Transformation hin zur Elektromobilität, verschärfte regulatorische Vorgaben und eine unsichere wirtschaftliche Lage sehen sich Automobilhersteller und Zulieferer gezwungen, drastische Sparmaßnahmen zu ergreifen. Besonders hart trifft es aktuelle Konzerne wie Volkswagen oder Mercedes-Benz, aber auch Zulieferer wie Bosch, ZF und Continental. Sie alle stehen vor der Herausforderung, ihre Geschäftsmodelle an neue Marktgegebenheiten anzupassen, ohne dabei ihre Wettbewerbsfähigkeit zu gefährden.

Während Volkswagen angekündigt hat, Zehntausende Stellen abzubauen, kämpft Mercedes mit sinkenden Margen und Tesla verfehlt zuletzt seine Absatzerwartungen. Zuletzt hat auch die VW-Tochter Audi einen großangelegten Stellenabbau angekündigt. Zulieferer wie Schaeffler und Mahle reagieren mit massiven Einsparungen, um den Kostendruck zu bewältigen. Dieser Artikel gibt einen Überblick über die aktuellen Sparmaßnahmen führender Automobilunternehmen und Zulieferer. Welche Firmen sind betroffen und welche Maßnahmen sind konkret geplant?

Bosch plant Einsparungen im Milliarden-Bereich

1.500 Stellen im Dezember 2023, 1.200 Stellen im Januar 2024 und weitere 5.500 Stellen im November 2024: Bosch ist vom Stellenabbau in der Automobilindustrie mit am härtesten betroffen. Besonders betroffen ist der Bereich Cross-Domain Computing Solutions, der für Assistenzsysteme und automatisiertes Fahren zuständig ist. Hier fallen 3.500 Stellen weg, etwa die Hälfte davon in Deutschland. Betroffen sind unter anderem Standorte wie Leonberg, Abstatt, Renningen, Schwieberdingen und Hildesheim. Gründe sind die stagnierende Fahrzeugproduktion, hoher Wettbewerbsdruck und eine geringere Nachfrage nach E-Auto- und Assistenzsystem-Technologien. "Wir werden um einen weiteren Stellenabbau nicht herumkommen", sagte Bosch-Chef Stefan Hartung der Stuttgarter Zeitung und den Stuttgarter Nachrichten Anfang März 2025.

Mitte September äußerten sich auch Markus Heyn, Mitglied der Geschäftsführung und Chairman im Unternehmensbereich Mobilität sowie Bosch-Arbeitsdirektor Stefan Grosch in einem Interview mit der Stuttgarter Zeitung. Laut ihnen sollen die Kosten des Geschäftsbereichs um 2,5 Milliarden Euro pro Jahr sinken. Man habe dabei wichtige erste Schritte gemacht, aber müsse weitere gehen. Die Kostenlücke soll nach Angaben von Grosch bereits in den kommenden Jahren sehr deutlich reduziert werden und spätestens 2030 geschlossen sein.

Volvo will rund jeden sechsten Bürojob streichen

Die schweren Zeiten für Automobilhersteller gehen auch am schwedischen Traditionsunternehmen Volvo nicht spurlos vorbei. Der OEM will in seinem angekündigten Sparkurs Tausende Verwaltungsjobs abbauen. Inklusive Beratern sollen weltweit 3.000 Stellen wegfallen, wie das vom chinesischen Geely-Konzern kontrollierte Unternehmen in Göteborg mitteilte. Das seien rund 15 Prozent aller bürobasierten Arbeitsplätze, ein Großteil entfällt dabei auf Schweden. Volvo-Chef Hakan Samuelsson sprach von schwierigen Entscheidungen: „Die Automobilindustrie befindet sich mitten in einer schwierigen Phase." Um diese zu bewältigen müssten die Kosten strukturell sinken, sagte er laut Mitteilung und kündigte Gespräche mit den Gewerkschaften an.

Volvo hatte bereits mit den schwachen Zahlen zum ersten Quartal Ende April verkündet, dass Stellen wegfallen würden und inklusive anderer Maßnahmen insgesamt 18 Milliarden schwedische Kronen (knapp 1,7 Milliarden Euro) eingespart werden sollen. Details waren aber offengeblieben. Für das Paket werden nun erst einmal Sonderkosten von umgerechnet rund 137 Millionen Euro fällig, die im zweiten Quartal verbucht würden. Volvo hatte früh einen Fokus auf reine Batterieelektroautos gelegt und in den vergangenen Jahren des Öfteren unter hohen Kosten für die Batteriematerialien gelitten. Der glücklose Ex-Chef Jim Rowan musste plötzlich gehen, mit Samuelsson übernahm Anfang April ein Manager die Geschicke, der Volvo bereits zuvor viele Jahre geführt hatte. Zuletzt wurde das Umfeld im Verkauf härter. Die Zahlen der ersten drei Monate fielen unerwartet schwach aus, eine detaillierte Finanzprognose traut sich das Unternehmen auch wegen der US-Zölle aktuell nicht zu.

So will Daimler Truck profitabler werden

Der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck will in Europa wettbewerbsfähiger werden und hat sich mit dem Gesamtbetriebsrat auf Eckpunkte für die Standorte in Deutschland geeinigt. Von dem Sparprogramm Cost Down Europe bei der zuletzt schwächelnden Marke Mercedes-Benz Trucks sind sowohl die Produktion als auch die Zentrale, Verwaltung, Vertrieb und Entwicklung und damit rund 28.000 der 35.500 deutschen Beschäftigten betroffen. Neben der Senkung der Materialkosten sind gleichfalls die Personalkosten ein Teil des Gesamtpakets.

So ist auch ein Personalabbau von 5.000 Stellen vorgesehen. An den insgesamt fünf deutschen Standorten in Gaggenau, Kassel, Mannheim, Stuttgart und Wörth sollen die wiederkehrenden Kosten um mehr als eine Milliarde Euro bis spätestens 2030 dauerhaft gesenkt werden. Achim Puchert, als Vorstandsmitglied verantwortlich für Mercedes-Benz Trucks sowie die Regionen Europa und Lateinamerika, erklärte gegenüber der dpa, man werde weitestgehend mit der natürlichen Fluktuation und Altersteilzeit bei der Reduzierung der Personalkosten hinkommen. Aber auch gezielte Abfindungsprogramme seien möglich, hieß es. „In den anderen Funktionen werden wir um einen sozialverträglichen Personalabbau nicht herumkommen", so Puchert.

Dennoch haben sich Unternehmen und der Gesamtbetriebsrat darauf geeinigt, die laufende Beschäftigungssicherung zu verlängern. Gesamtbetriebsratschef Brecht sagte, dies sei ein zentrales Anliegen gewesen: „Sie läuft nun bis Ende 2034. Somit sind betriebsbedingte Kündigungen von jetzt an für zehn Jahre ausgeschlossen. Das gibt zusätzliche Sicherheit für die Kolleginnen und Kollegen in Deutschland." Bei der Leiharbeit gibt es eine einheitliche Lösung: Die Quote wurde auf 18 Prozent erhöht. Das Thema spiele in der Produktion zurzeit eine geringe Rolle, sagte Brecht. An allen deutschen Standorten gibt es aktuell etwa nur 700 Leiharbeiter.

Webasto baut 650 Stellen in Deutschland ab

Webasto will im Zuge seiner Sanierung rund 650 Stellen in Deutschland abbauen. Darauf haben sich Management und Arbeitnehmervertreter geeinigt, wie das in Stockdorf vor den Toren Münchens ansässige Unternehmen mitteilte. Der Stellenabbau soll möglichst sozialverträglich ablaufen, Vorstand und Betriebsrat haben einen Sozialplan vereinbart. „Dies war eine schwere, aber angesichts der Marktentwicklung auch bei Webasto unumgängliche Entscheidung“, sagte der erst seit wenigen Wochen amtierende Vorstandschef Jörg Buchheim laut Mitteilung.

Webasto beschäftigte Ende 2024 weltweit gut 16.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon aber nur 3.700 in Deutschland. Die Vereinbarung bedeutet, dass in den heimischen Standorten knapp jede sechste Stelle wegfallen soll. „Die geplanten Personalmaßnahmen werden wir mit größtem Respekt für die soziale Sicherheit unserer Mitarbeitenden und im Einklang mit unserer Unternehmenskultur umsetzen“, sicherte Buchheim der Belegschaft zu. Eine Transfergesellschaft soll den betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter maximal zwölf Monate bei der Suche nach einer neuen Tätigkeit unterstützen. Der Stellenabbau soll schon Ende dieses Jahres vollzogen sein.

Der Stellenabbau soll schwerpunktmäßig die Unternehmensverwaltung und Entwicklung treffen, aber auch die Kapazitäten der Produktion sollen an die gesunkene Nachfrage „angepasst“ werden. Betroffen sind demnach die Standorte Gilching, Hengersberg, Neubrandenburg, Utting sowie die Stockdorfer Zentrale.

Webasto war im vergangenen Jahr in finanzielle Schieflage geraten und hatte im Dezember eine Stabilisierungsvereinbarung mit den wichtigsten Gläubigern abgeschlossen. Im vergangenen Monat hatte bereits der langjährige Vorstandschef Holger Engelmann Webasto das 124 Jahre alte Familienunternehmen vorzeitig verlassen.

Siemens streicht rund 6.000 Stellen

5.600 Stellen - 2.600 davon in Deutschland - sollen bis Ende September 2027 im zur Sparte Digital Industries (DI) gehörenden Automatisierungsgeschäft von Siemens wegfallen. Insgesamt plane der Zulieferer weltweit rund 6.000 Stellen zu streichen. Veränderte Bedingungen in zentralen Märkten machten Anpassungen notwendig, hieß es von Siemens selbst. „Insbesondere der deutsche Markt ist seit zwei Jahren rückläufig. Daher müssen Kapazitäten in Deutschland angepasst werden.“ Insgesamt werde der Personalbestand in Deutschland aber „in der Tendenz konstant“ bleiben, da Siemens in anderen, wachsenden Bereichen rekrutiere. Denn im Automatisierungsgeschäft war der Umsatz zuletzt deutlich abgesackt, aber insgesamt laufen die Geschäfte bei Siemens derzeit gut: Im ersten Quartal machte der Konzern einen Gewinn von 2,1 Milliarden Euro.

Von der Arbeitnehmerseite kam Kritik. „Wir haben kein Verständnis für die geplanten Maßnahmen bei der DI und sind angesichts der massiven geplanten Abbauzahl überrascht und verärgert“, sagte die Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats und stellvertretende Vorsitzende des Aufsichtsrates, Birgit Steinborn. „Wenn die One Tech Company ein Wachstumsprogramm sein soll, dann fordern wir, dass Arbeitsplätze nachhaltig geschaffen statt zugunsten der Profitmarge abgebaut werden“, so Steinborn. Unter diesem Titel hat Siemens vergangenes Jahr ein Programm angekündigt, mit dem unter anderem Einheiten stärker zusammengebracht werden sollen.

Das ist Audis milliardenschwerer Sparplan

Nach einem schwierigen Jahr 2024 mit rückläufigen Verkaufszahlen reagiert Audi mit einem umfangreichen Sparprogramm. Die Notwendigkeit ist offensichtlich: Der weltweite Absatz sank um 11,8 Prozent auf 1.671.218 Fahrzeuge, wobei keine Region von den Rückgängen verschont blieb. Besonders betroffen waren China und die USA, während Europa mit einem Minus von 5,9 Prozent vergleichsweise glimpflich davonkam.

Eine besonders schwerwiegende Maßnahme: Audi streicht bis Ende 2029 insgesamt 7.500 Stellen in Deutschland, um jährlich über eine Milliarde Euro einzusparen. Die Einigung mit dem Betriebsrat sieht vor, dass es bis Ende 2033 keine betriebsbedingten Kündigungen geben wird. Der Stellenabbau betrifft vor allem den „indirekten Bereich“ und soll Bürokratie reduzieren.

Parallel investiert Audi acht Milliarden Euro in die deutschen Werke. In Ingolstadt wird ein weiteres Einstiegs-Elektromodell gefertigt, während Neckarsulm durch Digitalisierung und KI gestärkt werden soll. Zudem prüft Audi die Produktion eines zusätzlichen Modells am Standort und richtet einen Standortfonds über 250 Millionen Euro ein.

Die Mitarbeiter müssen sich zudem auf finanzielle Einschnitte einstellen: Die Ergebnisbeteiligung wird strukturell umgebaut und gekürzt. 2023 lag die Prämie noch bei 8.840 Euro pro Mitarbeiter, dürfte aber künftig geringer ausfallen.

Mercedes trimmt Produktion und Kosten auf Effizienz

Auf der Pressekonferenz am 20. Februar präsentierte Mercedes nach einem herausfordernden Vorjahr und einem Gewinneinbruch von über 28 Prozent eine strategische Neuausrichtung seiner Pkw-Sparte. Zunächst will der OEM seine weltweiten Produktionskapazitäten von 2,5 Millionen Einheiten auf maximal 2,2 Millionen Einheiten bis 2027 reduzieren. Im gleichen Zeitraum will Mercedes weitere Maßnahmen umsetzen, um wieder eine zweistellige Rendite erwirtschaften zu können. Unter anderem sollen die Produktionskosten des Autobauers mithilfe von effizienteren Fertigungsprozessen und dem Einsatz digitaler Zwillinge um zehn Prozent sinken. Zudem plant er seine Materialkosten zu optimieren, indem Lieferanten früher in die Entwicklung eingebunden und Bauteile standardisiert werden. Des Weiteren sollen Mercedes' Fixkosten durch eine Straffung der Vertriebsorganisation und den Abbau von Führungspositionen ebenfalls um zehn Prozent gesenkt werden.

Auf der Pressekonferenz wurde betont, dass Mercedes-Benz in Deutschland keine Stellen abbauen will. Dennoch plant der Autohersteller, Arbeitsplätze im Zuge der natürlichen Fluktuation zu reduzieren. Eine getroffene Vereinbarung schließt betriebsbedingte Kündigungen bis 2029 grundsätzlich aus, sodass dem Unternehmen nur begrenzter Spielraum bleibt. Die jüngsten Entwicklungen haben zusätzlich dazu geführt, dass der OEM seine Aktivitäten in den Werken Hambach in Frankreich, Iracemapolis in Brasilien sowie in den CKD-Anlagen in Russland und Indonesien eingestellt hat. Der Verkauf eines Van-Werks in Argentinien ist dem OEM zufolge ein weiterer Schritt zur Anpassung der globalen Produktionsstruktur.

ZF prüft Abspaltung seiner Antriebssparte

Fast täglich tauchen neue Meldungen über immer extremere Sparmaßnahmen der Automobilunternehmen auf. So brandaktuell auch die kolportierte Ausgliederung der Antriebssparte bei Zulieferer ZF. Wie das Handelsblatt berichtet, prüfe das Unternehmen unter dem Namen Projekt Verde eine Abspaltung seiner zweitgrößten Division, die mehr als 32.000 Beschäftigte umfasst und mit einem Umsatzvolumen von über elf Milliarden Euro knapp ein Viertel des Konzernumsatzes umfasst. Besprochen habe ZF dieses Projekt, das wichtige Standorte wie Schweinfurt, die Zentrale in Friedrichshafen und das Getriebewerk in Saarbrücken betreffen würde, auf einer Betriebsversammlung am 18. Februar.

„In der Division Elektrifizierte Antriebstechnologien bündelt ZF alle Pkw-Antriebsvarianten – von konventionellen über Plug-in-Hybrid- bis zu rein elektrischen Antrieben. Diese Geschäftseinheit leidet in besonderem Maße unter dem verzögerten Anlauf der E-Mobilität, den hohen Kosten und daraus resultierenden geringen Margen im traditionellen Getriebe-Geschäft", kommentierte ein ZF-Sprecher auf Anfrage von Automobil Produktion.Um dieser Division wieder profitables Wachstum zu ermöglichen und die dafür nötigen Investitionen zu tätigen, prüfen wir derzeit strategische Kooperationen und Partnerschaften. Sie können sich auf einzelne Komponenten oder auch die gesamte Division beziehen. Dazu sind wir auch im regelmäßigen Dialog mit der Arbeitnehmervertretung.“ Den Status dieser Überlegungen wolle man öffentlich nicht kommentieren, so der Sprecher. Bereits im Juli 2024 schockte der Zulieferer mit Sparmaßnahmen: Bis zu 14.000 Stellen wolle man bis zum Ende des Jahrzehnts streichen, knapp 2.000 am Standort in Saarbrücken. Der zunächst bis Ende 2025 angepeilte Jobabbau in Saarbrücken soll ZF zufolge vor allem mit dem Auslaufen befristeter Verträge erreicht werden. Sollte sich die Auftragslage weiter nicht bessern, könnten dort bis Ende 2028 demnach sogar 4.500 der rund 10.000 Arbeitsplätze wegfallen. Das hoch verschuldete Unternehmen hatte sich zuvor ein strenges Sparprogramm auferlegt, um innerhalb von zwei Jahren seine weltweiten Kosten um ungefähr sechs Milliarden Euro zu reduzieren, hieß es.

Der Automobilzulieferer hat im Jahr 2024 einen Nettoverlust von knapp über einer Milliarde Euro verzeichnet, nachdem im Vorjahr noch ein Gewinn von 126 Millionen Euro erzielt wurde. Hauptursache für dieses negative Ergebnis waren hohe Rückstellungen für Umbaukosten in Höhe von rund 600 Millionen Euro. Der Umsatz sank um etwa elf Prozent auf 41,4 Milliarden Euro, was einem Rückgang von 5,2 Milliarden Euro gegenüber 2023 entspricht. Das bereinigte operative Ergebnis (EBIT) lag bei rund 1,5 Milliarden Euro, etwa 900 Millionen Euro weniger als im Vorjahr.

Continental führt massiven Stellenabbau durch

Die ersten Sparmaßnahmen verkündete der Hannoversche Zulieferer Continental im November 2023: In der Automotive-Sparte, in der die Geschäfte mit Displays und Fahrassistenzsystemen gebündelt sind, sollten weltweit rund 5.500 Stellen abgebaut werden, über 1.000 davon an den rund 30 deutschen Standorten. Im Februar 2024 kündigte Conti dann an, rund 7.150 weitere Stellen zu kürzen, davon 5.400 in den Verwaltungsbereichen sowie 1750 Stellen im Forschungs- und Entwicklungsnetzwerk.

Rund ein Jahr später meldet der Zulieferer, dass bereits 80 bis 90 Prozent der angekündigten Stellenstreichungen umgesetzt wurden. Angesichts der weiterhin schwierigen Lage in der Automobilbranche will das Unternehmen jedoch bis zum Ende 2026 weitere 3.000 Jobs der schwächelnden Autozuliefersparte kürzen. Betroffen sind vor allem Standorte in Hessen sowie Bayern, zudem droht dem Ingenieurs-Standort in Nürnberg mit aktuell 140 Mitarbeitenden eine komplette Schließung. Einen zusätzlichen Stellenabbau gäbe es auch bei der Softwaretochter Elektrobit mit Sitz in Erlangen und Standorten unter anderem in Berlin, Stuttgart und Braunschweig. Dort sollen nochmal 480 Stellen wegfallen, davon 330 in Deutschland.

Scharfe Kritik kam von der Arbeitnehmerseite. „Wir sind zutiefst besorgt, dass sich die tiefen Einschnitte bei der Automotive Forschung und Entwicklung zu einem umfassenden Kahlschlag ausweiten“, sagte Gesamtbetriebsratschef Michael Iglhaut. „Stellenabbau und Kostensenkungen um jeden Preis“ seien keine tragfähige Zukunftsstrategie. Das „gewollte Ausbluten der deutschen Standorte“ schwäche die Sparte, die Continental noch in diesem Jahr in die Eigenständigkeit entlassen will.

ContiTech Standorte Werksschließung
Der Continental-Unternehmensbereich ContiTech plant derweil die Einstellung der Produktion an den Standorten Bad Blankenburg (Thüringen), Stolzenau (Niedersachsen) und Moers (Nordrhein-Westfalen) sowie die Einstellung des Werkzeugbaus am Doppelstandort Frohburg und Geithain (Sachsen).

Schaeffler schließt zwei europäische Standorte

Der Automobil- und Industriezulieferer Schaeffler hat im vergangenen Jahr schwächer abgeschnitten als vom Markt erwartet. So stieg der Umsatz zwar von 16,3 Milliarden auf 18,2 Milliarden Euro, wie das Unternehmen anhand vorläufiger Zahlen mitteilte. Analysten hatten jedoch im Schnitt mit 18,5 Milliarden Euro gerechnet. Treiber des Anstiegs sei vor allem die Konsolidierung von Vitesco ab dem vierten Quartal gewesen, hieß es. Wie viele andere strauchelnde Zulieferer hatte Schaeffler Ende 2024 bereits einen deutlichen Stellenabbau verkündet: 4.700 Arbeitsplätze, 2.800 davon in Deutschland, sind planmäßig von diesen Maßnahmen betroffen und sollen bis 2027 abgebaut werden. Zwei europäische Standorte stünden zudem vor einer endgültigen Schließung.

Porsche streicht 1.900 Stellen und deckelt Mitarbeiterboni

Porsche plant, bis 2029 rund 1.900 Stellen abzubauen, hauptsächlich in den Werken Stuttgart-Zuffenhausen und Weissach. Der Absatz von Porsche-Fahrzeugen ging 2024 im Vergleich zum Vorjahr um drei Prozent auf etwa 310.700 Fahrzeuge zurück, wobei der chinesische Markt mit einem Minus von 28 Prozent besonders betroffen war. Um langfristig erfolgreich zu bleiben, sollen daher auch die Personalkosten angepasst werden. Der geplante Stellenabbau soll sozialverträglich gestaltet werden, da betriebsbedingte Kündigungen bis 2030 ausgeschlossen sind. Geplant sind Angebote für Altersteilzeit und in Einzelfällen Aufhebungsverträge mit Abfindungen. Zudem werden natürliche Fluktuation und demografische Entwicklungen genutzt, um Nachbesetzungen und Neueinstellungen kritisch zu prüfen.

„Der Abbau betrifft alle Bereiche - von der Entwicklung, über die Produktion bis zur Verwaltung“, kommentierte Personalvorstand Andreas Haffner der Stuttgarter Zeitung und den Stuttgarter Nachrichten gegenüber. Bereits 2024 wurden 1.500 befristete Verträge in der Produktion nicht verlängert; für 2025 sind weitere 500 geplant. Aktuell beschäftige Porsche etwa noch 23.650 Mitarbeitende. Zusätzlich werden weitere Sparmaßnahmen ergriffen, darunter die Deckelung von Mitarbeiterboni. Während im Geschäftsjahr 2023 Boni von bis zu 9.690 Euro gezahlt wurden, sollen diese für 2024 deutlich niedriger ausfallen. Auch das Management werde einen signifikanten Beitrag zum Sparvolumen leisten.

Nissan reduziert Personal, Produktion & Führungspositionen

Angesichts anhaltender finanzieller Schwierigkeiten hat Nissan unter der Leitung von CEO Makoto Uchida ein umfassendes Restrukturierungsprogramm initiiert, das auf die Stabilisierung des Unternehmens abzielt. Diese Maßnahmen folgen auf wiederholte Quartalsverluste und das Scheitern der Fusionsgespräche mit Honda. Nissan plant, innerhalb der nächsten zwei Jahre drei Produktionsstätten zu schließen. Die erste Schließung betrifft ein Werk in Thailand im Sommer 2025; die Standorte der beiden weiteren, die bis März 2027 stillgelegt werden sollen, wurden nicht bekannt gegeben. Zusätzlich werden in den US-amerikanischen Werken in Smyrna, Tennessee, und Canton, Mississippi, die Schichten reduziert, was zu weiteren Arbeitsplatzverlusten führt. Diese Maßnahmen zielen darauf ab, die weltweite Produktionskapazität um eine Million Einheiten auf vier Millionen Fahrzeuge pro Jahr zu senken.

Im Rahmen der Restrukturierung werden weltweit 9.000 Stellen abgebaut, was etwa 6,7 Prozent der globalen Belegschaft von 134.000 Mitarbeitern entspricht. Zudem ist eine Reduzierung der Führungspositionen um 20 Prozent geplant, um Entscheidungsprozesse zu straffen und die Effizienz zu erhöhen. Trotz der aktuellen Herausforderungen betont CEO Uchida die Bedeutung von Autonomie und die Notwendigkeit, das Potenzial von Nissan voll auszuschöpfen. Das Unternehmen bleibt offen für alternative Partnerschaften und fokussiert sich auf strategische Projekte, einschließlich der fortgesetzten Zusammenarbeit mit Honda im Bereich softwaredefinierter Fahrzeuge.

VW fährt Sparmaßnahmen und Verbrenner-Preise hoch

Volkswagen hat am 20. Dezember 2024 nach intensiven Verhandlungen mit dem Betriebsrat und der IG Metall einen umfassenden Sparplan beschlossen, der bis 2030 die sozialverträgliche Reduzierung von über 35.000 Arbeitsplätzen vorsieht. Allein in der technischen Entwicklung am Standort Wolfsburg sollen etwa 4.000 Stellen abgebaut werden. Zudem wird die Anzahl der jährlich angebotenen Ausbildungsplätze ab 2026 von 1.400 auf 600 reduziert. Durch diese Maßnahmen erwartet der Konzern jährliche Einsparungen von 1,5 Milliarden Euro bei den Arbeitskosten. Trotz des Stellenabbaus wurde eine neue Beschäftigungsgarantie bis 2030 vereinbart, nachdem die vorherige, seit über 30 Jahren bestehende Garantie im September 2024 von VW gekündigt worden war. Sollte nach Ablauf dieser neuen Garantie keine weitere Vereinbarung getroffen werden, verpflichtet sich Volkswagen, eine Milliarde Euro an die Beschäftigten auszuzahlen.

Während vollständige Werksschließungen vorerst vermieden werden, stehen einige Standorte vor erheblichen Veränderungen. Im Stammwerk Wolfsburg wird die Produktion der Verbrennermodelle Golf und Golf Variant ab 2027 nach Puebla, Mexiko, verlagert. Stattdessen sollen dort die Elektro-Modelle ID.3 und Cupra Born gefertigt werden. Für die Zukunft des Standorts plant VW die Einführung eines elektrischen Golf sowie eines weiteren Modells auf Basis der kommenden Elektroauto-Architektur. Experten wie Frank Schwope von der Fachhochschule des Mittelstands Hannover betonen, dass diese Einigung zwar für beide Tarifparteien gesichtswahrend sei, jedoch viele Details nicht öffentlich bekannt sind. Zudem stehe der VW-Konzern vor langfristigen Herausforderungen, insbesondere im Hinblick auf das autonome Fahren, was gegen Ende des Jahrzehnts weiteren Anpassungsdruck erzeugen könnte.

Der Wolfsburger Autobauer will jedoch nicht nur bei den Ausgaben sparen, sondern auch seine Einnahmen erhöhen und passt daher die Preise seiner Verbrenner-Modelle an. Der frisch überarbeitete Touareg wird um knapp 2.500 Euro teurer, während die kleinen Crossover Taigo und T-Cross um etwa 500 Euro steigen. Die Bestseller Golf und Tiguan verteuern sich um jeweils rund 1.100 Euro, was einer relativen Steigerung von etwa vier Prozent entspricht. Lediglich der Kleinwagen Polo bleibt von den Preiserhöhungen unberührt.

ElringKlinger setzt Verkauf zweier Werke um

Obwohl der ElringKlinger-Konzern vorläufig „insgesamt solide Geschäftszahlen" verkünden konnte, leitet der Automobilzulieferer ebenfalls drastische Sparmaßnahmen ein. „Trotz hoher Investitionen in den Zukunftsfeldern haben wir einen starken operativen Free Cashflow erzielt und konnten die Nettofinanzverbindlichkeiten auf den niedrigsten Stand seit dreizehn Jahren senken. Mit dieser Entschuldung haben wir die Finanzierungsstruktur von ElringKlinger verbessert und ein festes Fundament für die weitere Transformation des Konzerns geschaffen. Nichtsdestotrotz sind die Rahmenbedingungen herausfordernd und erfordern ein klares, konsequentes Vorgehen", kommentiert CEO Thomas Jessulat.

Um den Konzern in diesem herausfordernden wirtschaftlichen und politischen Umfeld resilient aufzustellen, hat der Vorstand ein strategisches Maßnahmenpaket beschlossen und stellt unter anderem das Systemgeschäft bei elektrischen Antriebseinheiten ein. Zudem hat der Automobilakteur zum 31. Dezember 2024 den im Oktober unterzeichneten Verkauf zweier Gesellschaften in der Schweiz und in den USA rechtlich vollzogen. Diese Veräußerung erfolgte vor dem Hintergrund, dass hohe Investitionen zur kompetitiven Fortführung notwendig gewesen wären und den Konzern auf seinem Weg der Transformation eingeschränkt hätten. Vor dem Hintergrund der herausfordernden Situation in der weltweiten Automobilbranche reduziert ElringKlinger außerdem seine Standorte und plant, neben dem Werk in Thale, Deutschland, auch den US-amerikanischen Standort in Fremont, CA, stillzulegen. Beide Werke sollen Mitte des Jahres aus dem Konzernverbund ausscheiden.

Thyssenkrupp will weltweite Kosten senken

Der auch als Autozulieferer agierende Stahlkonzern Thyssenkrupp baut in der entsprechenden Sparte Stellen ab. „Ziel ist eine weltweite Senkung der Kosten um über 150 Millionen Euro, dies soll unter anderem durch einen Abbau von rechnerisch rund 1.800 Arbeitsplätzen erreicht werden“, teilte Thyssenkrupp Automotive Technology mit. Nach Unternehmensangaben hatte Thyssenkrupp Automotive zuletzt knapp 31.300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Kosten senken will Thyssenkrupp Automotive Technology konkret durch eine Anpassung der Investitionen, eine Reduzierung des gebundenen Betriebskapitals sowie einen vorübergehenden Einstellungsstopp, insbesondere für Positionen oberhalb einer bestimmten Gehaltsgrenze. Die Kostensenkungen ergänzten ein konzernweites Programm. „Die Diskussionen um neue Zölle erzeugen weitere Unsicherheit“, sagte der Chef der Automotive-Sparte, Volkmar Dinstuhl.

Dieser Artikel wurde ursprünglich am 19.02.2025 veröffentlicht und wird seitdem fortlaufend aktualisiert. / Mit Material der dpa.