Sie sollten eigentlich längst auf der Straße sein, die elektrischen Business-Modelle der Baureihe A6 E-Tron. Doch wegen Software-Problemen bei der neu konzipierten Plattform PPE mussten die Audi-Entwickler auf die Bremse treten. Nun wird es März 2025 bis die ersten Fahrzeuge zum Händler rollen. Bestellbar sind A6 Sportback E-Tron – so der Name der Schräghecklimousine – und der Kombi A6 Avant E-Tron aber schon. Die Preise beginnen bei 62.800 Euro. Der Avant kostet jeweils 1.650 Euro mehr.
Auch wenn Audi sagt, beide A6-E-Tron-Versionen seien in der oberen Mittelklasse positioniert, mit einer Länge von fast fünf Metern fahren sie eher im automobilen Oberhaus, treffen hier auf den Mercedes EQE und den BMW i5. Florian Hauser, bei Audi fürs Marketing des A6 zuständig, sieht allerdings auch den etwas kleineren BMW i4 als Kern-Wettbewerber.
Unter den genannten Konkurrenten dürfte der A6 E-Tron eine herausragende Stellung einnehmen, besonders, wenn es um das Thema Reichweite geht. Die neue Fahrzeugarchitektur von Audi sieht nicht nur eine Batterie mit einer nutzbaren Kapazität von bis zu 94,9 kWh vor, sondern Audis Ingenieure gaben sich auch redlich Mühe, das gesamte Elektro-Package inklusive der Motoren auf eine bestmögliche Effizienz zu trimmen.
Hinzu kommt eine bis ins Detail optimierte Aerodynamik, die in Summe zu einem extrem niedrigen Cw-Wert von 0,21 führt. Kein Modell mit den vier Ringen im Grill hat in der Geschichte der Marke je diese Zahl erreicht. Weniger Luftwiderstand heißt im Umkehrschluss weniger Stromverbrauch. Die Version A6 Sportback E-Tron performance soll so auf nur 14 bis 17 kWh/100 km kommen, ein. Rekordwert im Segment. Entsprechend hoch ist die Reichweite. Als WLTP-Wert nennt Audi 756 Kilometer, was die Ingolstädter Limousine nicht nur zur Marathon-Modell im Volkswagenkonzern macht, sondern auch so manchen Zweifler der E-Mobilität das Lager wechseln lassen dürfte.
Zumal der A6 E-Tron traumhaft fährt und mit einem derart geschmeidigen Antrieb aufwartet, wie ihn ein Verbrennungsmotor niemals erreicht. Die E-Maschine leistet 270 kW/367 PS und liefert praktisch aus dem Stand heraus ein Drehmoment von 580 Newtonmeter. Doch es sind nicht die Zahlen allein, die dem Fahrer ein souveränes Gefühl hinter dem Lenkrad vermitteln. Es ist viel mehr das Gesamtpaket, bestehend aus enormer Durchzugskraft, einer präzisen Lenkung, einer komfortablen Fahrwerksabstimmung und einer außergewöhnlichen Ruhe im Innenraum. Der A6 E-Tron wirkt im hohen Maße entspannend.
Laden mit bis zu 270 kW ermöglicht zügiges Reisen
Wer es eine Portion dynamischer möchte, kann entweder zur Quattro-Variante mit 315 kW/428 PS (ab 79.600 Euro) greifen oder gleich den S6 E-Tron wählen. Dessen 370 kW/503 PS machen Limousine wie Avant zum einem unauffälligen Power-Car, das so manchen Sportwagen alt aussehen lässt. Allerdings sollte dafür die Haben-Seite des Giro-Kontos mindestens 99.500 Euro aufweisen.
Zügiges Reisen ermöglicht der A6 E-Tron auch durch seine moderne Ladetechnik. An DC-Säulen kann dank 800-Volt-Bordtechnik Strom mit bis zu 270 kW in die Batterie fließen und dieses Niveau auch anfangs ziemlich lange gehalten werden. Von zehn bis 80 Prozent ist der Akku im Bestfall nach nur 21 Minuten gefüllt. Zu Hause an der Wallbox dauert es gut neun Stunden, da derzeit der On-Board-Charger nur elf kW verdaut. Audi will aber im kommenden Jahr auch eine 22-kW-Version anbieten.
Dass der Ingolstädter Autobauer beim Thema Interieur in der Top-Liga spielt, gehört seit Langem zum Anspruch des Hauses. Reinsetzen und wohlfühlen. Materialanmutung, Verarbeitung und Bedienung lassen nichts zu wünschen übrig. Wer möchte, kann eine komplett lederfreie Ausstattung bekommen. Zu empfehlen sind auf jeden Fall die schicken Stoffkombinationen, die das ohnehin sehr wohnliche Ambiente noch verstärken.
Der A6 E-Tron gilt nicht als Nachfolger des aktuellen A6
Im Cockpit dominiert klar das gebogene Panaroma-Display in OLED-Technik. Sogar Platz für einen Bildschirm auf der Breifahrerseite fanden die Designer. Konnektivität, Sprachsteuerung, Infotainment und das Head-up Display mit Augmented-Reality-Einspielungen hinterließen bei der ersten Testfahrt einen professionellen Eindruck.
Weniger zufrieden waren wir mit den Kamera-Außenspiegeln. Auch wenn Audi bei dem aufpreispflichtigen Feature von „zweiter Generation“ spricht, der Blick auf die obere Kante der Türverkleidung trifft die Sache nicht so wie gewünscht, selbst wenn es schon etwas besser funktioniert als vor fünf Jahren beim E-Tron-SUV. Für Situationen wie spontanes Einfädeln im Feierabendverkehr oder Spurwechsel braucht es sicherlich eine längere Eingewöhnung.
Apropos Gewohnheit: Der A6 E-Tron gilt übrigens nicht als Nachfolger des aktuellen A6. Es ist eine gänzlich neue Baureihe, denn Audi hat seine Nomenklatur geändert. Gerade Zahlen stehen ab sofort für die elektrischen Modelle, ungerade für die herkömmlichen mit Verbrennungsmotoren. Folglich wird aus dem heutige A6 der A7. Im kommenden Jahr ist es soweit.