Die letzte Hoffnung für eine Weiterführung des Audi-Werks in Brüssel durch einen Investor hat sich zerschlagen. "Der potenzielle Investor aus dem Nutzfahrzeugbereich hat die Interessenbekundung zurückgezogen", teilte die Volkswagen-Tochter Mitte November mit. "Es gibt keinen potenziellen Investor für den Standort, damit ist die aktive Investorensuche abgeschlossen."
Audi hat bereits angekündigt, dass die Autoproduktion in Brüssel Ende Februar beendet wird. Mit dem Betriebsrat und den Gewerkschaften wird über einen Sozialplan für die 3.000 Beschäftigten verhandelt. Bis Ende dieses Jahres soll es keine Entlassungen geben.
Werk Brüssel steht schon länger im Fokus
Der Vorstand von Audi Brussels hatte dem Unternehmensrat bereits im September die Absicht mitgeteilt, eine Umstrukturierung des Standorts vorzunehmen. Damit startete der nach belgischen Gesetzen vorgeschriebene Informations- und Konsultationsprozess. In diesem Prozess erörtert die Werkleitung gemeinsam mit den zuständigen Sozialpartnern Lösungen für den Standort. Diese können bis zur Einstellung des Betriebs reihen, wenn keine Alternative gefunden wird.
Grund für die schwierige Lage im Werk ist Audi zufolge der „segmentspezifische, verschärfte Nachfragerückgang“ bei Oberklasse-Elektrofahrzeugen wie den in Brüssel gebauten Q8 E-Tron und Q8 Sportback E-Tron. Die Modellfamilie habe für Audi 2018 einen erfolgreichen Start in die Elektromobilität markiert, nun beobachte man mit dem Hochlauf der neuen Modelle auf der Premium Platform Electric eine sinkende Nachfrage nach dem Q8 E-Tron. Die Fabrik hat zudem sehr hohe Logistikkosten, weil nur wenige Zulieferer in der Nähe sind. Die Lage zwischen einem Wohngebiet, Bahngleisen und der Autobahn macht außerdem Erweiterungen schwierig.
Nio wird Audi-Werk in Brüssel nicht kaufen
Verschiedenen Medien zufolge hätte es Interesse von E-Autohersteller Nio an einem Kauf des Audi-Werkes gegeben. Der OEM sei derzeit auf der Suche nach einem europäischen Standort, um die Einfuhrzölle für Elektroautos in die EU zu umgehen. Diese würden bei einer Produktion in Europa entfallen, weshalb die Übernahme des belgischen Werkes einen wichtigen strategischen Vorteil bedeuten könnte. Doch das für den 23. September von der Presse angekündigte Angebot blieb aus und der Automobilhersteller dementierte die Vermutungen sogar gegenüber dem chinesischen Nachrichtenportal CNEV Post. Nio habe kein Interesse den Standort zu übernehmen, so Gründer William Li. „Wie kann sich Nio eine Fabrik leisten, die sich Audi nicht leisten kann?“, kommentierte dieser die Gerüchte.