BMW pilotiert in Regensburg den Einsatz eines Thermalöl-Systems für die Wärmeerzeugung in der Lackiererei(Bild: BMW Group)
Im Werk Regensburg hat BMW den Einsatz eines Thermalöl-Systems für die Wärmeerzeugung in der Lackiererei pilotiert. Hintergrund ist das Loslösen von fossilem Erdgas hin zu alternativen Energieträgern.
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Der Nutzung regenerativer Energien widmet man bei BMW große Aufmerksamkeit. Im Fokus sind dabei aktuell die energieintensiven Lackierereien. Im Zuge der Dekarbonisierung der Fahrzeugproduktion elektrifiziert man diese beim OEM Schritt für Schritt. Derzeit ist das 1986 in Betrieb genommene Werk Regensburg an der Reihe, in dem BMW täglich rund 1.400 Fahrzeuge, darunter den X1 und X2, fertigt. Regensburg machte erst in den vergangenen Wochen mit dem automatisierten Fahren von Neufahrzeugen im Werksumfeld, kurz: AFW, von sich Reden. Mit Blick auf den Energieeinsatz verkündet der Autohersteller jetzt ein kürzlich abgeschlossenes Pilotprojekt zur effizienten Umstellung von Gas auf alternative Energieträger.
Thermalöl als Wärmeträgermedium schafft Flexibiltät
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Die Lösung liegt in der Installation eines Thermalöl-Systems. Der Einsatz von Thermalöl als Wärmeträgermedium erlaubt es BMW zufolge, die Wärmeerzeugung von den restlichen Anlagenkomponenten zu entkoppeln. Der Vorteil der Umrüstung auf Thermalöl sei, dass man bezüglich der Energiequelle für die Wärmeerzeugung in den Lackierereien flexibel werde, schildert Samuel Flieger, Projektleiter technische Planung in der Regensburger Lackiererei. Das Thermalöl könne beispielsweise mit Strom, Geothermie, Solarthermie oder auch über ein mit Wasserstoff betriebenes Heizsystem erhitzt werden. "Die Möglichkeit, jederzeit schnell den Energieträger wechseln zu können, erhöht die Resilienz unserer Lackierereien. Sollte ein Energieträger knapp werden oder ganz ausfallen, können wir kurzfristig reagieren.“ Die Lackierereien können damit schon jetzt auf den Betrieb mit erneuerbaren Energien vorbereitet werden, selbst wenn eine erdgasfreie Beheizung noch nicht möglich sei, heißt es. Übergangsweise kann ein System mit Thermalöl auch mit Gas betrieben werden.
Die Lackierereien können BMW zufolge schon jetzt auf den Betrieb mit erneuerbaren Energien vorbereitet werden, selbst wenn eine erdgasfreie Beheizung noch nicht möglich ist.(Bild: BMW Group)
Die Umrüstung gelang innerhalb weniger Tage
Die Verantwortlichen des Regensburger Pilotprojekts nutzten für den Einbau der Thermalöl-Technik eine Produktionsunterbrechung über den Jahreswechsel. Innerhalb weniger Tage ersetzten sie die mit Erdgas beheizte Trocknungsanlage einer der drei Decklacklinien durch ein elektrisch beheiztes Thermalöl-System inklusive einer ebenfalls elektrisch betriebenen eRTO-Abluftreinigung. Statt wie bisher direkt die Luft zu erhitzen, mit der die Karosserien nach dem Lackauftrag im Trocknungsraum umhüllt werden, überträgt das neue elektrische Heizaggregat die Wärme auf das Thermalöl. Das erwärmte Öl zirkuliert in einer Ringleitung und heizt im zweiten Schritt über Wärmetauscher die Luft im Trocknungsraum auf. Das zirkulierende Öl nimmt dabei Temperaturen von mehreren 100 Grad Celsius an. Anders als Wasser bleibt das Wärmeträgeröl auch bei solch hohen Temperaturen stabil.
Überall dort, wo Abwärme entsteht, wird sie als Prozesswärme zurückgeführt. Dadurch verringert sich die Temperatur der Abluft, die über das Hallendach abgeleitet wird. Insgesamt konnte durch die Umbaumaßnahme der Energieverbrauch der Trocknungsanlage BMW zufolge um rund 40 Prozent gesenkt werden. Die Umstellung auf die Thermalöl-Beheizung und höhere Energieeffizienz der Anlage reduziert den CO2e-Fußabdruck der Lackiererei im Werk Regensburg somit um rund 480 Tonnen CO2e pro Jahr.