Bosch Industrietechnik

Mit Lösungen wie Nexeed und ctrlX Automation setzt der Zulieferer auf offene Ökosysteme, Co-Creation und digitale Zwillinge, um Fabriken effizienter, flexibler und nachhaltiger zu gestalten. (Bild: Bosch)

Bosch setzt seine Software-Offensive fort und ruft dafür im Unternehmensbereich Industrietechnik ambitionierte Ziele aus: : Bis Anfang der nächsten Dekade will der Zulieferer in diesem Geschäftsfeld mit Software und softwarebezogenen Services einen Umsatz von rund einer Milliarde Euro erwirtschaften. „Wir verstehen Fabriken aus dem Effeff. Dieses Knowhow fließt bei uns in die Softwareentwicklung. Unsere Lösungen sind vom Anwender für Anwender, denn wir nutzen unsere Software auch in unseren eigenen Werken“, kommentiert Tanja Rückert, in der Geschäftsführung bei Bosch unter anderem verantwortlich für den Unternehmensbereich Industrietechnik, der aus Bosch Rexroth, Bosch Manufacturing Solutions und Bosch Connected Industry besteht.

Mit ctrlX Automation hat Bosch Rexroth ein offenes Automatisierungssystem für die Fabrikautomation geschaffen. Seit dem Start vor fünf Jahren sei die Zahl der Kunden auf über 2.000 gestiegen. Das angeschlossene Partnernetzwerk ctrlX WORLD mit über 100 Partnerunternehmen soll das Lösungsangebot um Soft- sowie Hardware erweitern und auch das Betriebssystem ctrlX OS wächst und gewinnt laut Bosch weiter an Bedeutung. Die reibungslose Integration von Automatisierungstechnologien aller Art soll zudem über offene Schnittstellen und Standards ermöglicht werden.

„Die zunehmende Digitalisierung erfordert neue Lösungen, mit denen sich Systeme vernetzen lassen und die Offenheit in alle Richtungen bieten. Co-Creation und offene Ökosysteme ermöglichen es Unternehmen, ihre Stärken zu bündeln, gemeinsam Innovationen zu entwickeln und deutlich schneller auf Marktveränderungen zu reagieren”, betont Thomas Fechner, im Vorstand von Bosch Rexroth verantwortlich für Fabrikautomation.  Über seinen ctrlX OS Store bietet das Unternehmen inzwischen mehr als 80 Apps an. Das Angebot reicht von Kommunikations- und IoT-Lösungen bis zu Vision- und Engineering-Apps, die Richtlinien von Bosch Rexroth validiert werden. Etwa die Hälfte der Apps stammt von Third-Party-Anbietern, um den Co-Creation-Ansatz zu unterstreichen, der sich in der Automatisierung immer weiter durchsetzt.

Nexeed dient als Gehirn der smarten Fabrik

Die Industrie-4.0-Software Nexeed von Bosch Connected Industry steuert die Fertigung und soll dabei die notwendige Transparenz für Rohstoff- und Materialeffizienz schaffen. Ursachen für Ausschuss könnten so frühzeitig entdeckt und behoben werden, Maschinen und Anlagen ließen sich vorausschauend warten, nachrüsten, optimieren. Im Ergebnis werden Fabriken laut Bosch um bis zu 25 Prozent produktiver, die Verfügbarkeit von Maschinen werde um bis zu 15 Prozent erhöht und auch die Wartungskosten würden sich um bis zu 25 Prozent reduzieren. Fertigungsmitarbeitende werden unter anderem mithilfe von künstlicher Intelligenz direkt an der Maschine unterstützt. Per App können sie zukünftig etwaige Vorfälle an einer Station durch Spracheingabe aufnehmen sowie nach ähnlichen Situationen fragen und Lösungsvorschläge anfordern. Nexeed ist derzeit bei internationalen Kunden wie Sick und Osram ebenso im Einsatz wie in etwa 150 Bosch-Werken. Dank offener Schnittstellen soll sich die Bosch-Software in gängige Industrieplattformen und in bestehende Infrastrukturen integrieren lassen und die Weiterverwertung erzeugter Daten ermöglichen.

So liefert Nexeed unter anderem Daten für den Bosch Semantic Stack. Das zugehörige Software-Portfolio soll einen semantischen Daten-Layer schaffen, der Produktdaten entlang des Lebenszyklus für Mensch und Maschine verständlich macht, einem digitalen Zwilling zuordnet und so konsistente, zuverlässige Erkenntnisse für fundierte Geschäftsentscheidungen ermöglicht. Anstatt nur Daten zu speichern, erkläre der Bosch Semantic Stack deren Bedeutung und verhindere so die mehrfache Datenaufbereitung und -Integration. Bosch nutzt die Lösung selbst und hat laut eigenen Aussagen unternehmensweit bereits mehr als 400 Millionen Digitale Zwillinge von seinen Produkten erstellt. Dank dieser könnten Daten einfacher und sicherer auch über Unternehmensgrenzen hinweg nutzbar gemacht werden.

Ein möglicher Use Case hierfür eröffne sich beispielsweise durch die ab 2027 geltende Batteriepass-Pflicht für alle Elektrofahrzeuge, leichte Transportmittel und Industriebatterien ab zwei Kilowattstunden. Dieser muss eine Vielzahl von Daten über den Batterie-Lebenszyklus ausweisen können, wie CO2-Daten bei der Herstellung, Leistungsdaten sowie Informationen zur Materialzusammensetzung für das Recycling. Hierfür bietet Bosch den Battery Passport an, ein Modul des Bosch Semantic Stack. Dieser erfüllt die gesetzlichen Anforderungen und erstellt automatisiert mit Hilfe von Digitalen Zwillingen die notwendigen Batteriepässe für eine durchgängige Datentransparenz über den gesamten Lebenszyklus.

Modellfabrik von Bosch Rexroth zeigt Fabrik der Zukunft

Wie Software von Bosch Fabriken und ihre Steuerung einfacher und effizienter macht, zeigt das Unternehmen in der Modellfabrik von Bosch Rexroth in Ulm. Anhand konkreter Produktionsszenarien präsentiert Bosch dort das Portfolio seiner Industrietechnik, einschließlich der Intralogistik und Distribution. Der beispielhaft aufgebaute Fertigungsablauf verdeutlicht, wie auch bestehende Produktionsumgebungen transformiert werden können. Die Modellfabrik macht dabei Lösungen für die Branchen Automobil, Batterie, Konsumgüter und Halbleiter erlebbar.

Anwender können die Fertigung flexibel der schwankenden Nachfrage anpassen und dabei wirtschaftlich Varianten oder auch kleinste Stückzahlen herstellen. Gesteuert von Bosch-Software sorge die Kommunikation der Maschinen und Anlagen untereinander und mit übergeordneten Systemen über offene Standards für einen nahtlosen Informationsaustausch und eine vollständige Orchestrierung der Fertigung.

In der Modellfabrik in Ulm zeigt Bosch Rexroth Anwendungen für die Fabrik der Zukunft.
In der Modellfabrik in Ulm zeigt Bosch Rexroth Anwendungen für die Fabrik der Zukunft. (Bild: Bosch)

Sie möchten gerne weiterlesen?