IAA Mobility 2025

Wie Zulieferer der E-Mobilität Schub verleihen

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Power supply for hybrid electric car charging battery. Eco car c
Neben offensichtlichen Komponenten wie Ladesäule und Batterie gibt es noch zahlreiche andere Komponenten, die die Elektromobilität ermöglichen und vorantreiben. Auf der IAA gab die Zuliefererindustrie Einblicke in ihr elektrisches Produktportfolio.

Der Verbrenner verschwindet, Elektro gewinnt, Hybride und Range-Extender feiern ein Comeback. In diesem Spannungsfeld müssen sich Zulieferer im schwierigen Marktumfeld neu aufstellen. Wir zeigen, welche Strategien und Technologien die Unternehmen aktuell bereithalten.

Einer der nicht wegzudenkenden Player im Umfeld der automobilen Technologie ist selbstredend Continental. Der große Zulieferer weiß das gesamte Themenumfeld der Mobilität abzudecken und freilich, wie man Trends in der Technik industrialisiert und skaliert. Auf die veränderten Gegebenheiten im Bereich der Antriebe reagierte man beim Zulieferer zuletzt mit einer Konsolidierung der Kräfte. Die Continental-Sparte Aumovio debütierte just nun auf der IAA Mobility und präsentierte ihren ersten internationalen Mobility Report sowie die neuesten Entwicklungen.

Neuer Namen, neue Agilität: Um im Markt erfolgreich zu sein, müsse man ein Powerhouse sein, eine Hochleistungsorganisation, betonte Aumovio-CEO Philipp von Hirschheydt . Kostenwettbewerbsfähigkeit sei dabei essenziell. „Unser Ziel ist es, zu den effizientesten Unternehmen in unseren Märkten zu gehören. Diesen Spin-off verstehen wir als Katalysator, um noch erfolgreicher zu werden als in den vergangenen Jahren.“ Man orientiere sich dabei nicht nur an Megatrends, sondern intensiviere auch die eigene Forschung, was der erste Mobility Report belegen soll. Aumovio hat dazu 1.000 Personen in Deutschland und China zu ihren Präferenzen befragt. Klar zeige sich: Die Welt ist unterschiedlich, die Bedürfnisse und Vorlieben der Kundinnen und Kunden sind verschieden.

Auch Software-definierte Fahrzeuge benötigen clevere Hardware

Neben innovativen Entwicklungen wie einem Head Up Display, das anstelle von Spiegeln 3D-Display-Technologie einsetzt, einer nachttauglichen KI-basierten Kamera, kündigt Aumovio vor allem im Bereich der Antriebstechnologie marktrelevante Entwicklungen an und betont etwa in Form des Corner Modules, die Fahrzeugbewegung buchstäblich neu zu definieren. In diesem System lässt sich jedes Rad quasi individuell bewegen und lenken. „Das ermöglicht völlig neue Manöver wie paralleles Einparken, Wenden auf der Stelle und vieles mehr“, so von Hirschheydt. Mit dieser By-Wire-Technologie liefere man Bausteine für das softwaredefinierte Fahrzeug – insbesondere auch für autonome Fahrzeuge.

Mit seiner radindividuellen 150-Grad-Lenkung soll das Corner Module eine deutlich verbesserte Manövrierfähigkeit bieten, und dank vollständiger By-Wire-Architektur eine „perfekte Adaption für das Software-definierte Fahrzeug“. Die Basis des Corner Modules bildet eine skalierbare Antriebs-Brems-Einheit, die Motor und Bremse am Rad integriert. Mit dem sogenannten Green Electric Caliper (Bremssattel) zielt man beim Zulieferer etwas gegenwartbetonter auf die oft großen, schmalen Felgen von E-Fahrzeugen. Aumovio fokussiert dabei die Anforderungen moderner, modularer Fahrzeugplattformen, für die man ein abgestimmtes System bieten will. Der Electric Caliper benötigt keine Hydraulikflüssigkeit und ist leichter als konventionelle elektrische Bremssättel. Dies trägt laut Aumovio zur Erhöhung der Reichweite bei. Die Besonderheit liegt in einem niedrigeren Restschleifmoment als bei herkömmlichen hydraulischen Bremssätteln. Für OEMs bedeute das vor allem geringere Materialkosten verglichen mit einem koventionellen elektrischen Bremssattel, heißt es beim Unternehmen. Zudem sollen mit dem System vereinfachte Montageprozesse und mehr Flexibilität in der Fahrzeugarchitektur einhergehen.

Range-Extender und Thermomanagement fest im Blick

Eine hohe Energieeffizienz in Hybrid- und batterieelektrischen Fahrzeugarchitekturen ist von großer Bedeutung für den weiteren Erfolg der E-Mobilität. Dies thematisiert man derzeit etwa auch bei BorgWarner. Wie auch bei anderen Unternehmen sieht man derzeit eine Lösung im Ringen um die elektrische Reichweite bei gleichzeitig sukzessivem Abschied vom Verbrennungsmotor in der Range-Extender-Technologie. Für sein Range-Extender-Modul setzt das Unternehmen auf Wechselrichter und Leistungselektronik der nächsten Generation, eine höhere Leistungsdichte und ein verbessertes Wärmeverhalten, wodurch sich letztendlich kompaktere und effizientere elektrische Antriebssysteme umsetzen lassen, betont Harry Husted, Chief Technology Officer. Im Antriebsstrangbereich bestehen die sogenannten eTMS-Produktlinien von BorgWarner aus aktiven Systemen, die speziell auf die Verbesserung von Sicherheit, Handling und Effizienz des Fahrzeugs zugeschnitten sind. eTMS- umfasst integrierte Steuerelektronik und Software, die die bedarfsgerechte Drehmomentverteilung auf einzelne Räder steuern, einschließlich Schlupfregelung oder Entkopplung des Antriebsmoduls.

Schnittmodell eines elektrischen Turboladers (eTurbo) von BorgWarner auf der IAA Mobility 2025, das die internen Komponenten und Kühlstrukturen sichtbar macht.
BorgWarner zeigt auf der IAA Mobility 2025 in München innovative Antriebslösungen wie eTurbo- und eBooster-Technologien, die Leistung und Effizienz von Elektro-, Hybrid- und Verbrennungsfahrzeugen steigern sollen.

Zu den neuesten Wärmemanagementlösungen zählen Hochvoltheizungen, Thermomodule, Batterie-E-Cooler, Leistungselektronik-E-Cooler und Hochvolt-E-Fans. Die Systeme habe man darauf ausgelegt, optimale Betriebstemperaturen in einer Reihe von Antriebssystemelementen und Kabinen aufrechtzuerhalten und so Sicherheit, Leistung und Energieeffizienz in allen Fahrzeugarchitekturen zu gewährleisten, so der CTO. Die sogenannte Ultra-Short High-Voltage Hairpin-Technologie (S-HVH) wird in Kooperationsprojekten mit mehreren chinesischen OEMs angewendet. Projekte umfassen die Lieferung von 400-V-Hochvolt-Hairpin-Motoren (HVH) an Hersteller von Elektrofahrzeugen für deren 200-kW-Hybrid-Heckantriebsplattform. Der Produktionsbeginn erfolgte erst kürzlich im August 2025.

Neben rein batterie-elektrischen Fahrzeugen setzt etwa der Antriebsspezialist Mahle strategisch auf die Range Extender-Technologie, um die Akzeptanz der E-Mobilität zu erhöhen. Dies, indem man den Kunden ganz praktisch die Reichweitenangst nehmen möchte. Prognosen des Unternehmens zufolge soll der Markt für E-Fahrzeuge mit Range Extendern bis 2030 jährlich um 15 Prozent wachsen. Insbesondere in China zeige sich bereits eine starke Nachfrage, hört man aus Stuttgart. Das neue Mahle-System soll kosteneffizientes Rightsizing der Batteriegröße und verkürzte Ladezeiten auf längeren Strecken bieten. Der Zulieferer gibt für sein System je nach Fahrzeug und Batteriegröße bis zu 1.350 Kilometer maximale Reichweite pro Batterieladung an (nach WLTP). Das System mit einer Nenndauerleistung von 85 kW und einer Systemspannung von 800 Volt reduziert aufgrund einer direkten Rotorkühlung den Bedarf an Seltenen Erden in Permanentmagneten.

Seltene Erden – in Europa übt man immer mehr Verzicht

Die Reduzierung von Seltenen Erden in E-Motoren entwickelt sich zu einer dringenden Herausforderung. Im Fokus stehen etwa Dysprosium (Dy) und Terbium (Tb), - Elemente, die in elektrischen Maschinen die thermische Belastbarkeit erhöhen. Die immer höher gehenden Preise für Seltene Erden und das Quasi-Monopol Chinas auf die für E-Maschinen notwendigen Rohstoffe beflügelt insbesondere die europäischen Akteure im Bereich der E-Motoren, die Metalle zu reduzieren, oder Entwicklungen voranzubringen, die den kompletten Verzicht von Seltenerdmetallen ermöglichen. So arbeitet Valeo gemeinsam mit dem Stuttgarter Antriebsexperten Mahle an einer Magnet-freien High Performance eAxle. Beide Unternehmen gaben bereits Ende des vergangenen Jahres bekannt, ihre Kräfte zu bündeln, um gemeinsam eine innovative magnetfreie E-Achse zu entwickeln, die in E-Fahrzeugen mit Höchstleistungen von 220 bis 350 kW zum Einsatz kommen soll. Mit der Spitzentechnologie ihres neuen iBEE Systems (Inner Brushless Electrical Excitation – innere bürstenlose elektrische Energieübertragung) wollen Valeo und Mahle die Leistung und Effizienz magnetfreier E-Motoren nichts weniger als revolutionieren.

Da gerade Permanentmagnet-Synchronmaschinen das Herzstück effizienter Elektroantriebe bilden, fokussiert man etwa bei SEG Automotive Alternativen etwa durch die Substituierung mithilfe von Leichten Seltenerdelemente wie Neodym (Nd) bis hin zum Verzicht auf Seltene Erden. Der Ansatz basiert auf einer Kombination aus innovativem mechanischem Design und fortschrittlichen Simulationsmöglichkeiten. Ein Fokus liegt im Wärmemanagement. Effiziente Ölkühlsysteme für Rotor und Stator – einschließlich ölgeführter Hohlwellen – sollen es ermöglichen unter kritischen Temperaturgrenzen (<120 °C) zu bleiben. Dies erlaube den Einsatz von Magnetsorten, die keine HRE-Additive benötigen, heißt es bei SEG. Auch ZF arbeitet an der Substituierung Seltener Erden. Mit der fremderregten Synchronmaschine I2SM hat man bereits ein marktreifes Produkt entwickelt, das komplett ohne diese auskommt. Bei ZF weist man diesbezüglich auf den sogenannten PSM-Rotor hin, der mit einem Karbonband umwickelt ist, um die Fliehkräfte bei hohen Drehzahlen besser abzufangen. Die Magnete lassen sich ZF zufolge so freier anordnen und man kommt mit weniger Magneten aus als beim herkömmlichen permanenterregten Synchronmotor.

Branche fokussiert deutlich kompaktere Bauweisen für E-Achsen

Auf dem weiten Feld der Antriebstechnologie ist auch das japanische Unternehmen Aisin ein wichtiger, globaler Player. Den neuen Bedürfnissen der Branche begegnet man beim Unternehmen mit Neuentwicklung wie einer extra-kleinen eAxle für kompakte batterieelektrische Fahrzeuge (BEVs), einschließlich B/C-Segment-e4WD. Eine geringe Höhe von lediglich 208 mm soll dazu beitragen, ausreichend Beinfreiheit für Fahrer und Beifahrer zu schaffen und einen niedrigeren Fahrzeugboden im hinteren Bereich von Allradfahrzeugen zu ermöglichen. Dabei sind dem Zulieferer keine Leistungseinbußen nötig: Die miniaturisierten Hochleistungsdesigns liefern Spitzenleistungen von 30, 60 oder 70 kW bei Drehmomenten von 1.250, 1.600 oder 1.700 Nm.

In seiner ultra-kompakten eAxle integriert Aisin auch Technologien seines Partners Denso, darunter ein flach montiertes Leistungsmodul (PCU) mit optimierten Kondensatoren, die Eliminierung von Toträumen im elektrischen Layout durch direkte Montage der PCU-Komponenten sowie eine neue Wasserkühlstruktur für Kondensatoren, Module und den Motor-Stator-Kern. Weitere fortschrittliche Miniaturisierungstechniken kommen bereits bei der Entwicklung der dritten Generation von Aisins eAxle zum Einsatz.

Das bereits angesprochene Thermomanagement zählt zu den wichtigen Stellhebeln künftiger E-Antriebe. Dies betont man auch bei Valeo, wo man im Rahmen der IAA Mobility fortschrittliche Hardware- und Softwarelösungen für ein effizientes, kompaktes und modulares Thermomanagement elektrifizierter Fahrzeuge vorstellt. Dazu zählen Smart Thermal Management-Systeme, die in allen Jahreszeiten für optimale Energieeffizienz sorgen – in Kombination mit der Valeo Predict4Range-Software kann dem Zulieferer zufolge die elektrische Reichweite um bis zu 24 Prozent erhöht werden. Hinzu kommt eine immersive Kühltechnologie für mehr Batteriestabilität und -sicherheit. Darüber hinaus zeigt Valeo Technologien zur Reduktion von Emissionen und Kraftstoffverbrauch mittels Hybridisierung – darunter das zweistufige Hochvolt-eAxle-System für verbessertes Anfahren, Beschleunigen und höhere Effizienz sowie eAccess, ein sofort einsetzbarer 48V-Antrieb für urbane Leichtfahrzeuge.