Auf den ersten Blick kletterten die Hybriden im abgelaufenen Jahr auf 3,8 Prozent - für die einstige Dieselnation Deutschland ein Plus von imposanten 50 Prozent. Doch bei genauer Betrachtung der Zulassungen hat sich nach Analyse von Dataforce, internationaler Anbieter von Fahrzeugdaten, kaum etwas verändert. Denn die Fahrzeuge, die für den spürbaren Anstieg gesorgt haben, sind zum ganz überwiegenden Teil Mildhybrid-Modelle. "Mit der Herauslösung von Mildhybriden aus den alternativen Antrieben wird wieder die reale, niedrigere Marktdurchdringung der echten Hybride sichtbar und Verzerrungen in länderübergreifenden Vergleichen beseitigt", erläutert Benjamin Kibies, Senior Analyst bei Dataforce, "die Unterschiede beim Hybridanteil sind beträchtlich und zeigen ein gänzlich anderes Bild von der Marktentwicklung auf."
Die Unterschiede rund um den Begriff "hybrid" liegen in der Technik drumherum. Ein Mildhybridsystem verarbeitet im Fahrzeug zwar ebenfalls elektrische Energie, jedoch geht es hierbei in erster Linie um die Erweiterung einer Start-Stopp-Automatik mit Riemenstarter. Das Auto kann bei der Fahrt Bremsenergie zurückgewinnen und beispielsweise über eine 48-Volt-Teilbordnetz wieder als kurzen Boost an das Getriebe abgeben. Das reduziert den Verbrauch, ersetzt durch den Riemenstarter den Anlasser und ermöglicht Sonderfunktionen wie das Segeln bei ausgekuppeltem Getriebe. Rein elektrisch fahren können Autos mit Mildhybridtechnik wie beispielsweise der neue Audi A8 jedoch nicht. "Mit Audi und Mercedes haben zwei Marken mit hohem Marktanteil in Deutschland bereits ein breites Angebot an Mildhybriden. So waren beispielsweise mehr als 90 Prozent der 2018 neu zugelassenen Audi A8 Hybride", erläutert Benjamin Kibies, "nach Dataforce Definition bleiben hiervon nur wenige echte Hybride übrig. 29 Prozent der Käufer entschieden sich für einen Benziner (16 Prozentpunkte weniger als 2017), dagegen hat sich der Dieselanteil um 15 Punkte auf 70 Prozent erhöht."
Audi verabschiedet sich von allen Plug-in-Hybriden
Nimmt man die Mildhybridsysteme aus der Zulassungszahl heraus, erhöhte sich der Hybridanteil von 2017 auf 2018 um gerade einmal 0,2 Prozent, sodass die der Prozentsatz von echten Hybriden (Plug-In-Hybriden und Vollhybriden) bei überschaubaren 2,4 Prozent lag. Hersteller wie BMW sind jedoch zufrieden mit dem steigenden Grad der Elektrifizierung. In Deutschland konnten BMW und Mini im vergangenen Jahr mit rund 15.000 elektrifizierten (Elektro und PHEV) Fahrzeugen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum über 30 Prozent mehr Autos verkaufen. Groß sind die Erwartungen an die neuen Modelle BMW 745e, 330e und X5 xDrive 45e, die den echten Hybridanteil in 2019 weiter steigern sollen. Meistverkauftes Modell ist der BMW 225xe Active Tourer mit einem Absatz von 4.872 Einheiten im vergangenen Jahr. Audi hat sich derzeit von all seinen Plug-in-Hybriden verabschiedet und setzt vorrangig auf die E-Tron-Elektromodelle, während Mercedes sein Portfolio an Plug-In-Hybriden insbesondere mit neuen Modellen der C- und E-Klasse ausgeweitet hat. Porsche hat sich ab Februar 2018 komplett von den so beliebten Dieseln verabschiedet und versucht dies recht erfolgreich mit Plug-In-Hybriden in Cayenne und Panamera auszugleichen.
Besonders beliebt sind die Hybridversionen traditionell bei Toyota. Zwar ist der Marktanteil des japanischen Massenherstellers in Deutschland mit knapp 2,5 Prozent (83.930 Autos in 2018) überschaubar, doch liegt der hauseigene Hybridprozentsatz bei stattlichen 54 Prozent - Tendenz steigend. Nicht zuletzt deshalb bieten die Japaner Dieseltriebwerke nur noch in Nutzfahrzeugen, großen Geländewagen und Pick Ups an. Hybriden gibt es dagegen vom kleinen Yaris bis hinauf die zu den größeren SUV. Jedoch bietet Toyota im Gegensatz zur Konkurrenz aktuell nur den Prius als Plug-In-Version mit nennenswerter elektrischer Reichweite an und tritt auch bei Elektroautos auf die Bremse. Bei einer jüngst abgehaltenen Händlerkonferenz in San Francisco kündigte Toyota-Generaldirektor Jack Hollis nicht nur knapp 20 neue Modelle in den nächsten drei Jahren an, sondern bekannte sich zu den Standard-Hybriden. "Man werde neue Hybridmodelle produzieren, sich jedoch auf dem Markt für batterieelektrische Fahrzeuge zurückhalten. Die Gleichungen rund um Strom bringen kein Geld", bekräftigte Hollis.