Freude am Fahren - sheer driving pleasure - der langjährige BMW-Slogan gehört nicht nur in deutscher Sprache zu den bekanntesten Marketingsprüchen in der Automobilwelt. Ging es um Dynamik, Sportlichkeit und Emotionen auf zwei bis vier Rädern gab es seit den späten 60er Jahren abseits von Porsche nur drei Buchstaben: BMW - Bayrische Motoren Werke. Mit dem legendären Vorkriegsmodell BMW 328 sicherten sich die Bayern ebenso einen Platz in den automobilen Geschichtsbüchern wie mit der offenen Roadsterversuchung 507 oder dem spektakulären Z8 - ebenfalls offen. Die 02er-Baureihe schuf vor 40 Jahren ein neues Segment, das der 3er seit den 70ern perfektioniert. BMW wurde im Laufe der Jahre zum erfolgreichen Millionenhersteller, setzte mit der Rover-Eskapade Milliardensummen in den Sand und weiß bis heute nicht so recht etwas sinnvolles mit dem trendigen Roverrelikt Mini anzufangen. Dabei immer im Nacken: der hungrige Atem der beiden europäischen Hauptkonkurrenten Audi und Mercedes.

Nichts desto trotz sicherten zahllose Erfolgsmodelle gegenüber allzu wenigen Fehlgriffen den Premiumthron sowie satte Erträge für Aktionäre und insbesondere die seit den einschneidenden 60ern allgegenwärtigen Inhaberfamilien Klatten und Quandt. BMW profitierte mehr als die meisten anderen Autohersteller über die Jahre von einer ruhigen Hand der Führungspersonen, soliden Finanzgebaren und einem vorausschauenden Händchen für neueste Fahrzeugtrends. Die Kombiversionen, einst als ein semi-privates Guerilla-Projekt ersonnen, wurden mit dem 3er Touring ebenso zu Erfolgsmodellen wie die sportlichen Versionen der M GmbH mit dem heute sehnlichst vermissten Aushängeschild BMW M1. Seit Ende der 90er Jahre wurden die X-Modelle zu wahren Bestsellern und führten die Bayern mit den regionalen Verkaufsturbinen USA und China in einstmals ungeahnte Verkaufshöhen, die im vergangenen Jahr 2015 bei über 2,2 Millionen Fahrzeugen lagen.

Angespornt von umtriebigen Vorstandsvorsitzenden wie Eberhard von Kuenheim, Helmut Panke oder Norbert Reithofer, den beiden Inhaberfamilien Quandt / Klatten und einem hungrigen Vertrieb wurde aus der einstigen bayrischen Dynamikmarke ein Volumenhersteller mit internationalem Premiumanspruch; deutlich familiären und weniger welthungrig geführt als der Hauptkonkurrent Daimler aus Stuttgart, der in den späten 90er Jahren zum Weltkonzern aufbegehrte. Im 22. Stock des Münchner Vierzylinders am Petuelring hält man es gerne etwas zurückhaltender und konnte große Skandale so weitgehend verhindern.

Unaufgeregter Führungsstil

mächtigen Betriebsrat ist die BMW Group aus der ersten Liga der internationalen Autohersteller seit langem ebenso wenig wegzudenken wie aus der Riege der traditionsreichsten deutschen Wirtschaftskonzerne. Die Zeiten waren dabei nicht immer einfach und lange alles andere als glorreich. Die Ursprünge lagen im Bau von Flugzeugmotoren und Motorrädern. Die ersten Autos entstanden erst Ende der 20er Jahre im thüringischen Eisenach. Erstmals nennenswert aufmerksam wurde man auf BMW als Autohersteller ab Mitte der 30er Jahre, mit den elegant-sportlichen Modellen 326, 327 und insbesondere dem bis heute legendären 328, der als Roadster und Touring Coupé große Erfolge im Rennsport erzielte. In den Kriegsjahren vorrangig als Produzent von Flugzeugmotoren, Motorrad-Gespannen und leichten Wehrkriegsmodellen aktiv, begann BMW nach dem Zweiten Weltkrieg am weitgehend zerstörten Stammsitz München nahezu bei null. Ende der 50er Jahre sorgten die Misserfolge von den großen BMW-Modellen 501 / 502 dafür, dass die Bayern nach einer anhaltenden finanziellen Schieflage nur mit Glück der Übernahme durch die Daimler-Benz AG entgingen.

So begann die echte Erfolgsgeschichte von BMW an sich erst in der zweiten Hälfte der 60er Jahre mit der neuen Klasse (BMW 1500 - 2000) und insbesondere dem seinerzeit ungewohnt sportlichen Mittelklassemodell der 02er-Baureihe. 1967 wuchs man mit der Übernahme der Hans Glas GmbH hinauf in höhere Segmente und baute dessen ehemaliges Werk in Dingolfing zum BMW-Produktionsstandort für größere Modelle auf. Bis heute werden die großen Modelle von BMW hier gefertigt. Das Stammwerk in München hat modellbezogen längst eine untergeordnete Bedeutung, da die X-Modelle größtenteils im amerikanischen Spartanburg gefertigt werden. Weitere Produktionsstandorte sind unter anderem in Leipzig, Regensburg, Rosslyn / Südafrika, Chennai / Indien oder Landshut. Doch so grandios sich BMW gerade seit den 60er Jahren durch Erfolge in Modellpolitik und begleitendem Motorsport auch entwickelt hat; ein wenig glückliches Händchen haben die Münchner bei Übernahmen und weitreichenden Kooperationen. Wirklich erfolgreich war dies nur bei der Glas GmbH und mit Einschränkungen bei Rolls-Royce, denn sowohl die Übernahme der Rover-Group mit den Marken Rover, Land Rover und Mini floppte, als auch der Einstieg bei Rolls-Royce Aero Engines.

Auf die nächsten 100 Jahre

Im Jahre 100 seit Firmengründung am 7. März 1916 ist die BMW Group auch der Suche nach einem glorreichen Weg in die Zukunft. Groß ist die Gefahr im Jubiläumsjahr vom Stuttgarter Hauptkonkurrenten übertrumpft zu werden. Doch längst geht es um mehr als neue Autos, sondern um mobile Dienstleistungen und die Zukunft der individuellen Fortbewegung. Dabei haben die Bayern ihre Kernwerte mit sportlich positionierten Fahrzeugen inklusiv Hinterradantrieb und Reihensechszylinder in den vergangenen Jahren durchaus erfolgreich mit Familienvans und Nischenmodellen verwässert. Ein immer größer werdender Anteil des Modellportfolios ist mit Front- oder Allradantrieb unterwegs und die legendären Reihensechszylinder stehen in Zeiten von kleinen Hubräumen und elektrischen Teilantrieben nur noch am Rande des Antriebsportfolios. Auch wenn sich die Verkaufszahlen der milliardenschwer entwickelten i-Modelle in Grenzen halten, hat sich BMW seine sportlichen Gene über nahezu alle Modellreihen bewahren können. Kern der Marke sind jedoch nicht mehr nur 3er und 5er, sondern in Sachen Image mehr denn je i3 und i8 sowie in Sachen Absatz die volumenstarken X-Modelle der Baureihen X1 bis X6.

Für die nächsten Jahre ist die Agenda üppig gefüllt. Dabei steht mehr denn je die Positionierung der drei Automarken BMW, Mini und Rolls-Royce, die Besinnung auf sportliche BMW-Kernwerte sowie die Erkennung neuer Modelltrends im Vordergrund. Dabei immer fest im Blick: die rechten Modelle für die höchst unterschiedlichen Massenmärkte in Asien, Europa und den USA anzubieten. Und ein paar mehr echte Ikonen dürften es ruhig sein, denn daran fehlt es gerade im Vergleich zum Jahrhundertrivalen Daimler im Portfolio. Viel mehr als 328, 2002 oder Z8 hat es da nicht gegeben. Es gibt viel zu tun - und vorher auch einmal selbstbewusst zu feiern - auf die nächsten hundert Jahre!

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