Hand hold of charging modern electric car battery on the street

Der Trend bei den Zulassungen von Elektrofahrzeugen zeigt zunehmend nach unten. (Bild: Adobe Stock / tongpatong)

Das neue E-Barometer der Versicherungsgesellschaft HUK-Coburg analysiert quartalsweise vier Faktoren rund um die E-Mobilität im deutschen Privatsektor: die Anzahl privater E-Auto-Zulassungen, die Veränderung zum Vorquartal, die Umstiegsquote von Verbrennern auf batteriebetriebene Fahrzeuge sowie deren Entwicklung. Ergänzt werden diese Angaben durch eine bundesweit durchgeführte, repräsentative Umfrage der Plattform YouGov im Auftrag der Versicherung, die – ebenfalls quartalsweise – die Kaufabsicht für Elektroautos ermittelt. „Wir wollen mit diesem Instrument die Akzeptanz und die Umstiegsgeschwindigkeit auf Elektroautos in der deutschen Privatbevölkerung umfassend messbar machen und Entwicklungen darstellen”, erklärt Jörg Rheinländer, Vorstandsmitglied der HUK-Coburg. „Angesichts der Bedeutung der privaten Autobesitzer ist dies der entscheidende Bereich, um zu prüfen, wie sich die Elektromobilität in Deutschland durchsetzt.”

Zahl der Umstiege auf E-Fahrzeuge nimmt deutlich ab

Die Ergebnisse der ersten Ausgabe des E-Barometers sind bereits deutlich: Nur bei knapp vier Prozent der Fahrzeugwechsel wurde im dritten Quartal dieses Jahres ein Verbrenner gegen einen E-Antrieb ausgetauscht. Betrachtet man den Zeitraum seit Jahresbeginn, liegt die Quote bei 3,6 Prozent. Das entspricht einer Halbierung im Vergleich zum letzten Jahr, als es noch eine staatliche Förderung gab. Damit fällt die Umsteigequote auf den niedrigsten Stand seit 2021.

Zum Veröffentlichungszeitpunkt der Studie lag der Anteil an E-Autos im Privatsektor bei 2,9 Prozent. Eine Berechnung auf Grundlage interner Daten des Versicherers zeigt, dass diese Quote in diesem Jahr ihr geringstes Wachstum im Vergleich der letzten vier Jahre verzeichnen könnte.

Fast die Hälfte der Befragten in der YouGov-Umfrage (47 Prozent) gaben zudem an, rein elektrisch betriebene Autos „weniger gut“ oder „gar nicht gut“ zu finden. Drei von zehn Befragten ziehen ein entsprechendes Fahrzeug erst dann in Betracht, wenn es aufgrund gesetzlicher Regelungen keine Alternativen mehr gibt. Gleichzeitig gaben 20 Prozent an, dass für sie ausschließlich ein E-Auto als nächstes Fahrzeug in Frage käme. Dieser Wert ist seit 2021 stabil. Besitzer von Diesel-Fahrzeugen scheinen dabei seit mehr als drei Jahren wechselfreudiger zu sein als Fahrer von Benzinern.

17 Prozent der Befragten antworteten, innerhalb der nächsten zwei Jahre auf ein Auto mit E-Antrieb umsteigen zu wollen. Doch auch, wenn dies eintreffe, lasse sich das Ziel der Bundesregierung nicht erreichen, bis 2030 eine E-Auto-Quote von 30 Prozent (entspricht etwa 15 Millionen Autos) zu realisieren, so die Studienautoren.

Elektroautos haben "grundsätzliches Akzeptanzproblem"

In Anbetracht der Menge an verfügbaren E-Modellen und der technischen Entwicklung der E-Mobilität kommen die Herausgeber zu dem Schluss, dass ein grundsätzliches Akzeptanzproblem vorliegen müsse. Doch es sind auch demografische Unterschiede erkennbar. Die Studie unterscheidet zwei Altersgruppen: über und unter 40 Jahre. Die Ergebnisse zeigen, dass die älteren Befragten der E-Mobilität deutlich skeptischer gegenüberstehen. Ihr Wert für die Kaufabsicht ist mit zwölf Prozent weniger als halb so groß wie das Ergebnis der Unter-40-Jährigen (28 Prozent).

Auch geografisch gibt es große Unterschiede in der Beliebtheit der E-Autos. Während die Umstiegsquote in Bayern, Schleswig-Holstein und Niedersachsen in den ersten drei Quartalen dieses Jahres bei rund vier Prozent lag, kamen Sachsen-Anhalt, Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern auf lediglich rund zwei Prozent. Ein ähnliches Verhältnis zeigt sich auch im Vergleich der bestehenden Zulassungen. So besitzen in Bayern 3,4 Prozent der Privatpersonen ein elektrisch betriebenes Auto, in Mecklenburg-Vorpommern nur 1,6.

Preis von Elektroautos bleibt ein Problem

Laut Studienergebnissen sei insgesamt jeder Dritte bereit, einen Preisaufschlag von zehn Prozent oder mehr für ein Elektroauto im Vergleich einem identischen Verbrenner zu akzeptieren, so die Studienautoren. Fraglich ist, ob Elektromobilität durch den Wegfall der Kaufprämie zum Statussymbol werden könnte. Inhaber einer eigenen Immobilie besitzen drei Mal häufiger ein E-Fahrzeug und die Autoren prognostizieren hier eine Verstärkung des Unterschieds zu Autobesitzern, die zur Miete wohnen. Im letzten Quartal lag die Umstiegsquote bei Hauseigentümern bereits vier Mal so hoch.

Abschließend wirft das E-Barometer auch einen Blick auf den Gebrauchtwagenmarkt. Bis Ende 2022 konnte man die dortigen Entwicklungen unter dem Motto „Einmal Elektro-Auto – immer Elektro-Auto“ zusammenfassen. Bis 2023 blieben rund 90 Prozent der Autofahrer bei einem Wechsel elektrisch. Dies gilt nun nicht mehr. Im Gegenteil: Im Laufe dieses Jahres wechselte bereits gut ein Drittel zurück zum Verbrenner (34 Prozent). Einen ähnlichen Effekt beobachten die Autoren auch bei Hybrid-Fahrern. Hier wechselten bislang nie mehr als 20 Prozent beim nächsten Autokauf zu einem vollelektrischen Modell, ein Anstieg wurde stets erwartet. In den ersten drei Quartalen fiel diese Quote nun jedoch auf elf Prozent ab.

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