Lange, viel zu lange hatte Jeep keinen Pickup mehr im Programm. Während die Ford- (F-150) und GM-Manager (Silverado und GMC Sierra) beim Dollarscheine zählen wunde Fingerkuppen bekamen, trauerten die Jeep-Fans dem Commanche-Pickup nach, der 1992 das Zeitliche segnete. Die Leidenszeit hat jetzt ein Ende: Mit dem Gladiator steigt Jeep wieder in die Pritschenwagen-Arena. Wir haben und gleich ein ganz besonderes Modell geschnappt, den Jeep Pickup Gladiator Rubicon Mopar. Also die von der Tuning-Division aufgemotzte Version. Knapp 12.000 US-Dollar an Extrateilen stecken in diesem Über-Gladiator. Unter anderem ein Lift-Kit, das die Karosserie um fünf Zentimeter nach oben wuchtet. Das hilft im Gelände und erlaubt auf Wunsch mächtige Räder - montiert waren 33 Zoll Walzen. Allerdings muss man sich beim Einsteigen schon ordentlich nach oben wuchten, aber dafür gibt es ja Griffe. Dazu kommen noch die abgefahrenen Türen mit Stahlrohren und statt eines Dachs spannt sich ein Moskitonetz über unsere Köpfe.

Unter dem 5,54 Meter langen Pickup steckt die Technik des Jeep Wrangler JL. Bei der Rubicon-Edition heißt das jede Menge feiner Offroad-Technik: Dana-44-Achsen der dritten Generation, elektrischen Sperrdifferenzialen an der Vorder- und Hinterachse, einen elektronisch entkoppelbaren Querstabilisator (erhöht die Verschränkung) und eine Wattiefe von 76 Zentimetern, da werden sie bei Land Rover ganz blass um die Nase. Wie es sich für einen echten Off-Road-Profi gehört, werden die Untersetzungen noch mechanisch eingelegt, mit gehörig Schmackes. "Die Hard Core Guys wollen das so", erklärt Many Kapoor. Im Gelände zahlen sich die Jeep-Rubicon-Gene aus: Der Gladiator wird mit jedem Hindernis fertig und auch wenn nur ein Rad Kontakt hat, hält es den Pritschenwagen nicht auf. Es geht immer weiter vorwärts. Bis zur B-Säule sind der Gladiator und der Wrangler identisch. Das bedeutet viel Hartplastik, ein neues Infotainmentsystem, bei dem das Smartphone via Apple CarPlay oder Android Auto eingebunden werden kann, aber auch Assistenzsysteme, wie einen adaptiven Tempomaten und einen Toter-Winkel-Warner bietet.

Aber klettern ist eine Sache, auf dem Asphalt sind im Alltag andere Qualitäten gefragt. Immerhin wiegt der Gladiator 2,3 Tonnen und ist deutlich länger als der viertürige Wrangler-Bruder, hat einen klassischen Leiterrahmen und zwei Starrachsen. Damit muss der 3,6 Liter V6-Benziner mit seinen 209 kW / 285 PS und dem maximalen Drehmoment von 353 Newtonmetern erst einmal klarkommen. Wie zu erwarten, ist das Triebwerk kein echter Temperamentsbolzen, aber die geschmeidig agierende Achtgangautomatik gleicht das durch eifriges Schalten, so gut es geht, aus. So geht es mit dem Schwertkämpfer souverän voran und das Fahrwerk kommt mit den schlechten US-Straßen gut zurecht und beschert den Passagieren ein durchaus komfortables Reiseerlebnis.

Komfortabel aus dem Highway
Das Fahrwerk wurde nicht eins zu eins vom Wrangler übernommen, denn die Techniker haben an entscheidenden Stellen auf das höhere Gewicht und den längeren Radstand reagiert. Der Rahmen wurde verstärkt und an der Hinterachse kommen Elemente des Dodge Ram Pickups zu Einsatz. "Die Vielseitigkeit und der Komfort waren uns bei der Entwicklung wichtig. Der Gladiator soll offroad und im Alltag überzeugen", erklärt Techniker Bernd Trautmann. Das ist gelungen: Vier Erwachsene finden in dem Pickup bequem Platz. Mit einer Zulademöglichkeit von bis zu 725 Kilogramm lässt sich auch das große Abteil hinter der Fahrgastzelle ausgiebig nutzen und unter den Rücksitzen finden sich noch Schließfächer. Besonders stolz sind sie bei Jeep, dass der Gladiator bis zu 3,5 Tonnen ziehen kann.

Bleibt zum Schluss noch der Preis. Der gut ausgestattete Jeep Gladiator Rubicon 3.6 kostet 58.535 Dollar, dazu kommen noch die Mopar-Teile für 11.996 Dollar. Allerdings wird dieser Sechszylindermotor nächstes Jahr vermutlich nicht seinen Weg nach Deutschland finden.

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