Bauen, was der Kunde möchte, bevor er zu einer anderen Marke wechselt. Diesem Motto sah sich zunehmend Mazda verpflichtet. Allzu oft mussten sich in der Vergangenheit die Verkäufer die Frage anhören, warum man denn kein größeres und stärkeres SUV als das Kompaktmodell CX-5 im Portfolio hat. Ab diesen Sommer steht die Antwort bei den Händlern, der CX-60.
Leicht haben es sich die Mazda-Entwickler mit ihrem großen SUV allerdings nicht gemacht. Um weltweit die Kundenwünsche vor allem in Sachen Komfort und Platzbedarf abzudecken, vergrößerte man nicht einfach einen CX-5, sondern setzte ganz neu an. So steht der CX-60 als erstes Modell der Marke auf einer komplett neu konzipierten Architektur, der sogenannten „Large Platform“. Sie bildet die Basis für zukünftige, große Mazda-Modelle.
Damit verbunden sind auch neue Antriebe. Nicht nur dass es erstmals einen Plug-in-Antrieb gibt – mit ihm startet Mazda in Deutschland den CX-60-Verkauf –, sondern die „Large Platform“ wurde auch für längs eingebaute Sechszylinder-Reihenmotoren ausgelegt. Das ist außergewöhnlich. So etwas leisten sich heute eigentlich nur noch BMW und Mercedes.
Mit Fahrkomfort und Topverarbeitung in Richtung Premium
Was treibt Mazda zu solch einer Lösung? Antwort: Die Marke möchte sich weiter in Richtung Premium entwickeln. Und hier bedarf es – neben einer Topverarbeitung und hochwertigen Materialien im Interieur – in erster Linie eines hohen Fahrkomforts. Dieser kann nach Meinung von Mazda über das Antriebs-Layout der „Large Platform“ am besten realisiert werden.
Sie ist auch gut geeignet, einen Plug-in-Hybrid aufzunehmen. Der Doppelherz-Antrieb bildet den Auftakt eine neuen Elektrifizierungsstrategie. Bis 2025 will Mazda global fünf Vollhybride (HEV), fünf Plug-in-Hybride (PHEV) und drei vollelektrische Modelle (BEV) in seinem Portfolio haben. Ab 2025 wird es sogar eine reine BEV-Plattform geben, die extrem flexibel ausgelegt ist und für diverse Fahrzeugsegmente eingesetzt werden kann.
Diesel- und Benzinversionen des Mazda CX-60 sollen 2023 starten
Beim CX-60 e-Skyactiv PHEV, so der Name des Plug-in-SUV, stecken ein 2,5-Liter-Vierzylinder-Benziner mit 141 kW/191 PS und ein 129 kW/175 PS starker Elektromotor unter der Haube. Angedockt sind eine ebenfalls neu entwickelte Achtgang-Automatik und der Allradantrieb. Als Systemleistung werden üppige 241 kW/327 PS genannt. Das Drehmoment beträgt 500 Newtonmeter. Beide Werte markieren ein Topniveau in der Mazda-Historie und verleihen dem 4,75 Meter großen SUV einen insgesamt souveränen Charakter. Besonders, wenn der Fahrmodus „Sport“ gewählt wurde. Alle Sinne sind geschärft, der Antrieb reagiert spontan und animiert zu flotter Kurvenfahrt, zumal der Schwerpunkt durch die tief im Boden untergebrachte Batterie niedriger liegt als üblich. Beim sportlichen Beschleunigen macht der Vierzylinder akustisch allerdings deutlich auf sich aufmerksam. Auf der anderen Seite hält er sich im Hybridmodus so dezent im Hintergrund, dass man ihn kaum hört.
Noch leiser und entspannter läuft die Sache natürlich im EV-Modus ab. Die 129 Kilowatt des Elektromotors reichen dicke aus, um nahezu alle Verkehrssituationen abzudecken. Wer den 18-kWh-Akku oft genug an der heimischen Wallbox nachlädt kann unter der Woche praktisch seine täglichen Routen elektrisch zurücklegen. Die Reichweite (nach WLTP) liegt bei 63 Kilometern. 68 sollen es laut Mazda sogar im städtischen Umfeld sein.
Effiziente Konkurrenz bekommt der CX-60 Plug-in-Hybrid Anfang 2023 mit einem 3,3 Liter großen Reihensechszylinder-Diesel, gekoppelt mit einem 48-Volt-Mildhybridsystem. Für die stressfreie Bewältigung langer Strecken bildet solch ein elektrifizierter Selbstzünder gewiss eine attraktive Kombination aus niedrigem Verbrauch und kurzer Reisezeit. Die höchste Laufruhe dürfte dann Ende nächsten Jahres der Dreiliter-Benziner versprechen. Er ist ebenfalls mit 48-Volt-Hybrid-Technik ausgestattet.
Doch nicht nur über die Antriebe haben sich die Mazda-Ingenieure viele Gedanken gemacht, sondern auch um den Premium-Anspruch im Interieur. Edle Materialien, ein üppiges Platzangebot und eine präzise Verarbeitung, gepaart mit einem japanisch-typischen, reduzierten Design, prägen das Cockpit. In ihm kommt der CX-60-Kunde außerdem in den Genuss eines besonderen Features: das „Driver Personalization System“.
Der Mazda CX-60 soll Audi, Mercedes, BMW auf die Pelle rücken
Erstmalig überhaupt in einem Auto misst eine Kamera den Abstand zu den Augen der Person hinter dem Lenkrad, um aus dessen Körpergröße (wird zuvor auf dem Display eingegeben) die optimale Sitzposition zu ermitteln. Gleichzeitig merkt sich das System das Gesicht. Steigt man erneut ins Auto, das zuvor von jemand anderem gefahren wurde, erkennt einen das System augenblicklich und stellt alle zuvor gespeicherten Daten für Lenkrad, Sitz, Spiegel und Head-up-Display wieder ein.
Neu in der Autobranche ist ebenso das Assistenzsystem „See-Through View“, ein digitaler 360-Grad-Monitor der nächsten Generation. Auf dem Bildschirm kann man beim Rangieren und Parkieren scheinbar durch das Auto hindurchschauen und sieht genau, was im nahen Umfeld eventuell gefährlich werden könnte.
Der Mazda CX-60 soll vor allem den etablierten Wettbewerbern wie Audi, Mercedes, BMW und Volvo, aber auch Marken wie Lexus und Genesis auf die Pelle rücken. Ob die Premium-Strategie von Mazda Erfolg hat, wird sich spätestens im nächsten Jahr zeigen, wenn auch die Sechszylinder-Modelle erhältlich sind. Preislich beginnt der CX-60 als Plug-in-Hybrid bei 47.390 Euro, in der höchsten Ausstattungsvariante Takumi kostet das Flaggschiff der Marke 52.890 Euro und bleibt damit zumindest unter seinen avisierten Konkurrenten. Das ist schon mal ein guter Anfang.