Die Marke Opel ist Kummer gewohnt. Und wer Kummer hat, muss nicht lange auf den Spott warten. Ob in der Kneipe, der Schule oder sonst wo, den Satz "Jeder Popel fährt einen Opel" kannte fast jedes Kind. Warum das heutzutage anders ist, liegt unter anderem an Fahrzeugen wie dem neuen Astra. Denn wer sich von der scharf gezeichneten Außenhaut, die nichts mehr mit den alten Popel-Opeln gemein hat, noch nicht hat überzeugen lassen, wird spätestens noch während der ersten Ausfahrt mit ihm seine Vorurteile aus dem Fenster schmeißen müssen. Warum? Ganz einfach: Der neue Astra ist so etwas wie ein in Stahl gegossener Vorurteils-Vernichter. Er funktioniert, sieht modern aus und ist selbst in der Topausstattung Innovation für weit unter 30.000 Euro erhältlich.

Genauer gesagt kostet die 110 PS starke 1.6 CDTI-Version mit Start-Stop-Funktion ab 25.460 Euro. Der 1,6 Liter große Vierzylinder verhält sich bereits nach wenigen Augenblicken laufruhig und ist außerhalb von Tempo 30-Zonen akustisch kaum noch wahrnehmbar. Dank seines Drehmoments von 300 Newtonmetern kann sich das jedoch schnell ändern. Bemerkenswert ist, dass der Astra trotz dieser Kraft selbst bei regennasser Fahrbahn zu kaum einem Zeitpunkt mit ernsthaften Traktionsverlusten an den angetriebenen Vorderrädern zu kämpfen hat. Selbst dann nicht, wenn der Tempo 100 Sprint in den möglichen elf Sekunden zurücklegt wird.

Bei höheren Geschwindigkeiten, die laut Tacho bis zu 220, in Realität aber nur bis 195 Kilometer pro Stunde erreichen können, sticht leider eine ganz andere Sache ins Auge, beziehungsweise ins Ohr. Denn schon bei wesentlich geringerem Tempo beginnen die Windgeräusche an der Windschutzscheibe deutlich an Präsenz zuzunehmen. Ab Tempo 145 kommt noch eine kleine nervende Sache hinzu: Auf dem Informations-Bildschirm innerhalb des Cockpits erscheint genau dann und leider auch jedes Mal der Hinweis, dass der Totwinkel-Warner nicht mehr aktiv ist. Der Grund liegt daran, dass die Ultraschallsensorik nur bis zu diesem Tempo genaue Messungen zulässt. Ein Systemupdate soll noch in diesem Jahr auf den Markt kommen. Eine weitere technische Unzulänglichkeit, die offenbar in jedem aktuellen Modell der Marke Opel auftritt, ist eine leichte Blinker-Rhythmus-Störung.

Gratis Internet ohne Limit

Ansonsten gibt es im Bereich der im Astra verbauten Technik kaum etwas zu meckern. Dass Android-Kunden mehr Glück als Apple-Kunden brauchen, um mit ihrem Smartphone das ganze Potenzial des Infotainment-Systems auszuschöpfen, liegt zugegebenermaßen nicht an Opel selbst. In diesem Punkt sind die Smartphone-Hersteller in der Pflicht sich auf ein markenübergreifendes System zu einigen. An dieser Stelle sei ein kleiner Tipp erlaubt: Aufgeladen werden sollte ein mobiles Endgerät nur über eine der beiden im Fond befindlichen USB-Buchsen, da dort mehr Stromstärke zum Einsatz kommt, als in der Konnektivitäts-USB-Buchse unterhalb der Mittelarmlehne.

Was mit jedem mobilen Endgerät reibungslos funktioniert, ist die Nutzung des festinstallierten 4G/LTE-Wifi-Hotspots ohne Datenbegrenzung. Das im Rahmen von OnStar verbaute Gratis-Internet wird nach einem kostenfreien Jahr jedoch kostenpflichtig. Was es dann kosten wird, weiß noch niemand, "da die ersten Kunden sich erst in diesem Sommer für oder gegen eine Verlängerung entscheiden müssen und sich die Marktpreise ständig ändern", heißt es seitens Opel. OnStar ohne Wifi kostet ab dem zweiten Jahr 99 Euro pro Jahr. Unbezahlbar ist der Gesichtsausdruck der Person, die den Sinn in der silbernen Spange unterhalb des Infotainment-Bildschirms herausfinden möchte. Nein, es befindet sich kein Geheimfach dahinter, sie soll als Befestigungsmöglichkeit für ein Smartphone dienen. Zumindest ist sie von modern wirkendem Klarlack-Interieur umgeben.

Überhaupt bietet der neue Opel Astra einen sehr wertigen Gesamteindruck. Die zu Recht ausgezeichneten Aktion-Gesunder-Rücken-Sitze sorgen auch nach mehrstündiger Autofahrt für gute Laune. Die verbauten Materialien und ihre Haptik lassen Erinnerungen an alte Opel-Zeiten schnell vergessen. Wer jetzt hofft, dass sich der Astra zumindest in der Kategorie Verbrauch eine Blöße geben wird, der wird an dieser Stelle massiv enttäuscht. Na gut, der angegebene 3,5-Liter-Verbrauch ist Utopie. Mehr als 4,5 Liter werden es bei normaler Fahrweise allerdings nicht. Wesentlich mehr Liter, 370 bis 1.210 um genau zu sein, fasst zum Glück sein Kofferraum. Soll heißen, dass in normalem Zustand fünf Getränkekisten locker verstaut werden können. Damit beim Einkauf die Parkplatzsuche stets von Erfolg gekrönt wird, dafür steht die sehr schnell und gut arbeitende Einpark-Automatik zur Verfügung. Die Tatsache, dass der Abstand zum Bordstein in manchen Fällen gut 25 Zentimetern entspricht, ist einer angekratzten Felge vorzuziehen.

Sie möchten gerne weiterlesen?

press-inform