Fahrbericht

Peugeot Rifter: französischer Anti-SUV

Veröffentlicht Geändert
Peugeot Rifter_FamilieII
Mit dem Rifter zielt Peugeot vor allem auf Familien als Käufer.
Peugeot Rifter_Länge
Peugeot Rifter Puretech 110 - die Kurzversion ist 4,40 Meter lang.
Peugeot Rifter_Tepee
Peugeot Rifter Puretech 110 - Nachfolger des Partner Tepee.
Peugeot Rifter_Schaltung
Peugeot Rifter Puretech 110 - nur mit Handschaltung lieferbar.
Peugeot Rifter_Ablage
Peugeot Rifter Puretech 110 - viele Ablagen im Innern.
Peugeot Rifter_Instrumente
Peugeot Rifter Puretech 110 - die hoch liegenden Instrumente überzeugen nicht.
Peugeot Rifter_Lade
Viel Laderaum im Rifter: das Fassungsvermögen reicht von 671 bis 2.693 Litern. Eine elektrische Ladeklappe ist allerdings nicht verfügbar
Peugeot Rifter_Stau
Peugeot Rifter Puretech 110 - zusätzlicher Stauraum unter den Füßen.
Peugeot Rifter_Tisch
Peugeot Rifter Puretech 110 - hinten gibt es ausklappbare Tische.
Peugeot Rifter_Fond
Peugeot Rifter Puretech 110 - drei Einzelsitze im Fond.
Peugeot Rifter_Seitenhalt
Der Seitenhalt vorn ist kritikwürdig.
Peugeot Rifter_Tempo
Peugeot Rifter Puretech 110: mit seinen 110 PS ist Familienwagen 169 km/h schnell, der Normverbrauch liegt bei 5,7 Litern.
Peugeot Rifter_Opel
Ach ja, wer eine deutsche Alternative zum Peugeot Rifter sucht: der Opel Combo ist baugleich.

Es gibt für Familien tatsächlich noch ein automobiles Leben außerhalb der scheinbar allgegenwärtigen SUV. Bestes Beispiel ist ein Hochdachkombi wie der Peugeot Rifter - jede Menge Praktikabilität zum fairen Preis. Noch Fragen?

Klar, diese Dinger sind einfach uncool - uncooler geht es nicht. Nichts, mit dem man prahlen oder bei seinen Freunden Eindruck schinden kann. Modelle wie Opel Combo, Renault Kangoo oder eben der neue Peugeot Rifter sehen aus, wie ein klobiger Skischuh aus den frühen 90er Jahren. Nichts für Museum of Modern Art oder den nächsten Designworkshop an der Hochschule. Doch sie bieten jede Menge Platz auf überschaubarem Raum und lassen das Herz jedes Familienoberhauptes höherschlagen - zumindest insgeheim. Denn bei zwei Erwachsenen und zwei bis drei Kindern müssen die meisten Kombis ebenso wie die schickeren SUV alle viere von sich strecken.

Wer so viel Platz benötigt, der schaut unverhohlen zu einem VW Transporter oder einer Mercedes V-Klasse herüber, erschrickt sich über die gigantischen Preise und stöbert spätestens dann in den Preislisten eines jener Hochdachkombis. Der neueste seiner Art ist der Peugeot Rifter; erstmals mit zwei Längen von 4,40 und 4,75 Metern (Radstand 2,79 / 2,98 m) zu bekommen. Bereits die kurze Version des Rifters lässt einen überaus entspannt der nächsten Gardasee-Tour entgegenblicken, denn der klobige Skischuh auf Rändern ist in Sachen Praktikabilität nicht zu schlagen - schon gar nicht zu einem Einstiegspreis von knapp über 20.000 Euro. Gleitschirm, Fahrräder, Großeinkauf und das normale Gepäck - alles kein Problem.

Bei den Antrieben gibt es solide, aber allemal schmackhafte Hausmannskost. Bereits die Basisversion ist eine gute Wahl, denn der 1,2 Liter große Dreizylinder-Turbo ist mit seinen 81 kW / 110 PS zwar kein ausgemachtes Kraftpaket, sollte für die meisten Kunden jedoch ausreichend sein. Nur wer häufig auf langen Strecken unterwegs ist und seinen Familientransporter bis unter das Dach volllädt, sollte über den größeren der beiden Diesel nachdenken, der 96 kW / 130 PS und ein maximales Drehmoment von 300 Nm ab 1.750 U/min leistet. Doch der kleine Basisbenziner macht in dem mindestens 1,5 Tonnen schweren Fronttriebler einen guten Eindruck. An das typische Dreizylinderschnattern gewöhnt man sich schnell und Dank 205 Nm (ebenfalls ab 1.750 U/min) lässt sich der Hochdachkombi allemal flott bewegen. Natürlich sind 169 km/h und 0 auf Tempo 100 in 11,7 Sekunden keine beeindruckende Werte; aber eben auch keine, die den potenziellen Rifter-Kunden enttäuschen dürften.

Die Sechsgang-Handschaltung ist leichtgängig; könnte aber etwas präziser zu führen sein. Das gilt auch für die Servounterstützung der Lenkung. Das Steuer dreht sich überaus leicht, was das Einparken einfach macht, aber bei flotten Tempo fehlt die Rückmeldung. Dass es der Peugeot Rifter als Familienfreund betont komfortabel angehen lässt und in schnellen Kurven zum Aufschaukeln neigt, mag man ihm bauartbedingt kaum vorwerfen.

Wenig Verbrauch, hohe Variabilität

Wichtiger als der gute Normverbrauch von 5,7 Litern Super auf 100 Kilometern sollte den meisten die große Variabilität des Rifters sein. Zwar ist die Zuladung mit 379 bis 598 Kilogramm je nach Modell nicht immer gigantisch, doch ein Ladevolumen von üppigen 571 bis zu gigantischen 2.693 Litern sollte niemanden zwingen etwas Wichtiges zu Hause lassen zu müssen. Zumal sich die drei Fondsitze mit wenigen Handgriffen flach im Fahrzeugboden versenken lassen. Zahllose praktische Ablagen gibt es auch im Innenraum. So können Fondpassagiere Gegenstände nicht nur in den Türtaschen, sondern auch in Fächern in Boden und Dach verstauen, während die Insassen vorn die großen Fächer in der Mittelkonsole oder über dem Kopf nutzen. Vorne fällt es sich jedoch schwer an das bekannte Peugeot-Paket aus winzigem Lenkrad und darüber positionierten Anzeigen zu gewöhnen. Das griffige Lederlenkrad ist bei aller Handlichkeit einfach zu klein und seine Position ist zu tief.

Dass sich einzelne Funktionen nach wie vor nicht über die Taster am Lenkrad, sondern einen klobigen und unbeleuchteten Satellitenarm bedienen lassen, ist ebenso unzeitgemäß wie das Fehlen von einer elektrischen Heckklappe oder elektrischen Schiebetüren, die zumindest bei der Topversion verfügbar sein sollten. In anderen Fahrzeugklassen oder bei Vans in Asien oder den USA ist das seit Jahren fester Bestandteil der Komfortausstattung. Immerhin: das Platzangebot ist üppig; das Raumgefühl sowieso.

Man kann dem Peugeot Rifter wenig vorwerfen, denn bis zu fünf Personen bietet bereits die 4,40 Meter lange Version ein üppiges Platzangebot und zumindest in der mindestens 23.990 Euro teuren Ausstattungsvariante Allure eine gute Serienausstattung inklusiv Klimaautomatik, Fensterhebern vorne und hinten, Ablagefächern sowie Klapptischen, abblendbare Spiegel, Einparkhilfe und einen umklappbaren Beifahrersitz. Sinnvolle Extras sind zumindest die Sitzheizung (300 Euro; nur vorn lieferbar), das Navigationssystem (1.000 Euro inkl. DAB) und Alufelgen (ab 500 Euro). Dann steht dem idealen Familientransport nichts mehr im Wege.