Der leicht verblichene Verkaufsprospekt hält aus dem Jahre 1982 sich mit Superlativen nicht zurück. "Der neue Subaru 1800 Turismo 4WD - Spitzentechnik aus Japan" steht da geschrieben. Eine Ankündigung, die für die zumeist sehr zurückhaltenden Japaner wie ein lautes Ausrufezeichen klingt. Doch wer genauer hinschaut sieht, dass die Kreativkräfte des Prospektinhalts den Mund nicht zu voll genommen haben. Der Subaru 1800 Turismo 4WD bietet tatsächlich automobile Spitzentechnik. Denn während die europäische Konkurrenz mit Opel Kadett, VW Golf oder Ford Escort auf maximale Funktionalität und modernes Design setzt, sieht das beim 1800er Turismo ganz anders aus. Der in diesem Fall grün getünchte Hüpfer bietet auf kleinem Raum nicht nur hohen Alltagsnutzen, sondern - mehr als ungewöhnlich zur damaligen Zeit - Ausstattungsmerkmale wie einen zuschaltbaren Allradantrieb, Automatikgetriebe und einen Boxermotor.

1972 gegründet, war die Automarke Subaru in Europa Ende der 70er Jahre noch völlig unbekannt. Das VIP-Skipärchen Rosi Mittermaier und Christian Neureuther sollten die japanische Allradmarke auf einen Schlag bekannt machen. Zentrales Verkaufsargument für die japanische Spitzentechnik: der Allradantrieb, mit dem Gold-Rosi und der wilde Christian auch bei Eis und Schnee ohne Probleme hinauf zur Winklmoosalm oberhalb des oberbayrischen Skiortes Reit im Winkl kamen - und wieder herunter.

Weder nach heutigen noch damaligen Maßstäben ist der Subaru 1800, der international zumeist unter dem Modellnamen "Leone" oder L-Serie verkauft wurde, eine Designikone. Die Motorhaue ist für den flach und klein bauenden Boxermotor überraschend lang, das Heck fällt früher als gewohnt ab und so gibt es in der Fahrgastzelle nicht allzu viel Platz für diejenigen, die mit 4x4-Vortrieb gegen den Berg ankämpfen wollten. Die weißen Stahlfelgen unterstreichen mit dem markigen 4WD-Signet auf der Motorhaube alles andere als subtil, dass dieser Kleinwagen zum echten Klettermaxen mutiert, wenn der Allradantrieb zugeschaltet wird. Das Plastikcockpit bietet nicht nur sechs Instrumente mit Informationen über Geschwindigkeit, Drehzahl, Tankvolumen, Batteriespannung, Öldruck und Wassertemperatur, sondern wird zur Mitte hin um eine Digitaluhr und einen Bordcomputer erweitert, der geöffnete Hauben, Türen und angezogene Bremsen moniert. So etwas bot Anfang der 80er Jahre kein anderes Modell dieser Klasse. Klobige Bediensatelliten steuerten derweil nicht nur Lichtfunktionen und Scheibenwischer, während nur der Blinker über ein dünnes Kunststoffhebelchen seinen Dienst antrat.

Schlapper Boxermotor

Wer sich in den 3,98 Meter langen Subaru 1800 Turismo 4WD setzt, bemerkt knapp geschnittene Sitze, kaum nutzbare Kopfstützen und vorn blickt man unweigerlich auf den unverkennbaren Charme eines japanischen Kleinwagens. Ungewöhnlich in Europa, in den USA oder Japan eher an der Tagesordnung: die optionale Getriebeautomatik. Man wollte hüben wie drüben bequem reisen und ein Automatikgetriebe war daher selbst in kleinen Fahrzeugklassen gesetzt. Im Gegensatz zu den meisten Konkurrenzmodellen verfügt der steil in den Fahrgastraum stehende Getriebewahlhebel über einen Taster, der den Allradantrieb kinderleicht zuschaltet. Bei der Variante mit Handschaltung wurde der Hinterradantrieb durch einen Hebel hergestellt, der per Schiebemuffe im Getriebe eine Zahnradpaarung aktivierte. Eine zweite Hebelstufe aktivierte das Untersetzungsgetriebe und den Dual-Range-Status. Der gefahrene Proband war mit seiner Dreigang-Automatik komfortabler und brachte gegen Aufpreis im Jahre 1981 auf Wunsch ein Dreigang-Automatikgetriebe mit Mehrscheibenübertragungs-4WD in den kleinen Subaru 1800 Turismo. Dieses 4WD-System nutzt den Hydraulikdruck des Automatikgetriebes, indem man während der Fahrt den Taster drückt. Beim Modus Auto-4WD stellt sich das Fahrzeug sogar auf einen intelligenten Allradantrieb ein, in dem der Hydraulikdruck für die Mehrscheibenkupplung durch den Tritt auf die Bremse oder die Scheibenwischerbetätigung aktiviert wird.

Trotz überschaubarer Abmessungen von unter vier Metern ist der 1800er selbst als kurze Schrägheckvariante kein Leichtgewicht. Allradantrieb und Automatikgetriebe fordern ihren Tribut, der sich auf der Waage mit über 1,3 Tonnen bemerkbar macht. Der 1,8 Liter große Boxermotor mit 59 kW / 80 PS hört sich dabei kraftvoller an, als er sich anfühlt. Die Dreigangautomatik nimmt dem an sich drehfreudigen Motor den Großteil seines Elans und so kämpft sich der Japaner mit Mühe auf der Landstraße an die 120-km/h-Marke heran. Die in Aussicht gestellte Höchstgeschwindigkeit: 145 km/h. Der Boxermotor ermöglicht dabei eine horizontale Symmetrie von Motor über Getriebe, Kardanwelle bis zum Hinterachsdifferential und ist dabei selbst so flach, dass über ihm noch das Ersatzrad Platz findet.

Gebrauchtmarkt? Fehlanzeige!

Wer mit dem 1800er Turismo unterwegs ist, wird schnell zum Cruiser und einer, der mit seinem Schwung umzugehen weiß. Denn ist der kleine Allradler erst einmal abgebremst, dauert es, bis man ihn wieder auf Tempo gebracht hat. Ein nennenswerter Teil der 80 Pferde macht sich in dem dreistufigen Automatikgetriebe aus dem Staub und verbringt den Nachmittag lieber auf der Koppel. Wer im Verkehr lässig mitrollt, hat weniger Probleme, den Subaru bei Laune zu halten. Bei höheren Tempi fühlt er sich jedoch ohnehin nicht zu Hause, sodass man auf der Landstraße besser unterwegs ist. Der Motor ist vibrationsarm, ohne hoch Drehzahlen sehr leise und nach Aussagen von ausgemachten Subaru-Experten nahezu unkaputtbar. Das konnte man von der rostanfälligen Karosserie des 80er-Jahre-Modells nicht sagen. Schnee, Eis und Salz zerstörten in den Alpen viele der heiß geliebten Alltagsklettermaxen.

Auf dem hiesigen Markt ist der Subaru 1800 4WD gerade als kleiner Turismo ein echter Exot. Das ist auch auf den Gebrauchtwagenmärkten zu spüren. Wenn überhaupt ein Fahrzeug angeboten wird, dann ist es zumeist die Kombivariante Station oder die seinerzeit beliebte Limousinenversion Sedan. Ein Marktpreis ist daher kaum zu ermitteln - der Markt ist schlicht nicht zu finden. Wer in der Schweiz auf die Suche geht, bezahlt für ein gut erhaltenes Modell schnell 15.000 Franken. Exklusiver kann man im Winter kaum unterwegs sein.

Sie möchten gerne weiterlesen?