Hermann Bohrer, CEO BMW Group Werk San Luis Potosí

"Zum Abschluss meiner Karriere ein Werk auf der grünen Wiese in einem spannenden Land wie Mexiko zu bauen, ist ein Traumjob", sagt Hermann Bohrer, CEO BMW Group Werk San Luis Potosí. (Bild: Fabian Kirchbauer/BMW)

AUTOMOBIL PRODUKTION: Herr Bohrer, Sie sind seit etwa acht Monaten CEO des Werks in San Luis Potosi. Bislang gibt es in Mexiko nur einen schmucken Grundstein. Mit was verbringt ein Werkleiter ohne Werk denn die Zeit?
Mit ganz anderen Dingen wie man sie aus einem laufenden Werk kennt. Statt Tagesgeschäft im Werk steht Planungsarbeit im Vordergrund. Der Aufbau eines neuen Werkes ist mit zahlreichen Herausforderungen verbunden: Zum einen gilt es, die lokalen Gegebenheiten und Gesetzgebungen zu verstehen, zum anderen die vielfältigen Erfahrungen von BMW im Aufbau und der Erweiterung des Produktionssystems einfließen zu lassen und dabei alle Interessen zu berücksichtigen und zu einem gemeinsamen Gesamtbild zu formen. Mit dem richtigen Team aus lokalen Erfahrungsträgern, Experten aus dem BMW Group Netzwerk und Kollegen, die Freude am Gestalten und Aufbauen eines neuen Werks haben, meistern wir diese Herausforderungen. Die Kollegen in San Luis Potosi, München und allen unterstützenden Standorten, leisten dabei richtig gute Arbeit.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Inwiefern bauen Sie auf die Erfahrungen aus bestehenden Werken?
Von BMW Group Seite ist die Einbindung in unser weltweites Produktionsnetzwerk mit derzeit 31 Standorten ein großes Thema. Wir sammeln aus der gesamten Produktionswelt Best-Practice-Lösungen, die wir dann hier einsetzen wollen. In Mexiko wird damit das gesamte Wissen und Können unseres weltweiten Produktionsnetzwerks sichtbar sein. Nehmen Sie den Bereich Karosseriebau: Dort bringen wir etwa 200 „Best-Practice-Beispiele“ aus unseren Werken in Mexiko zur Anwendung.

Hermann Bohrer
zählt zu den „Produktionshaudegen“ innerhalb der BMW Group. Sein Wissen war immer dort gefragt, wo es um neue Werke ging, neue Produktionsprozesse oder um Krisenmanagement wie 2003, als er als Leiter des Rolls-Royce-Werks nach Goodwood ging. Davor und danach war der Bayer in seinen inzwischen 41 BMW-Jahren unter anderem Werkleiter in München, bei BMW-Motorrad in Berlin und eben bei Rolls-Royce. Der Aufbau des Werks in Mexiko ist für den fast 60-Jährigen ein Traumjob – und bringt ihn einem anderen Traum räumlich ziemlich nahe: mit der GS auf der Panamericana von Kalifornien bis Feuerland fahren.

 

AUTOMOBIL PRODUKTION: Welche produktionstechnischen Ziele haben Sie sich für San Luis Potosi gesetzt?
Wir wollen hier das nachhaltigste und innovativste Werk aufbauen, egal ob im Karosseriebau, der Lackiererei, der Montage, der Logistik oder in Support-Funktionen. Und wir wollen eine Flexibilität erreichen, die es uns ermöglicht, andere Derivate in die Produktion einzubringen, ohne den Fertigungsprozess zu stören.

AUTOMOBIL PRODUKTION: Sportliche Ziele! Wie wollen Sie die erreichen?
Indem wir denkbare Veränderungen und zukünftige Anforderungen im Vorhinein bereits im Strukturaufbau mit berücksichtigen. Wenn wir zusätzlich zur BMW 3er Produktion später einmal ein weiteres Derivat in die Fertigung integrieren sollten, können wir das Werk durch die definierte Struktur so erweitern, dass wir die laufende Produktion kaum beeinträchtigen. Unser Ziel ist es, künftig neue Derivate und gegebenenfalls erforderliche Erweiterungen innerhalb von drei Wochen in den Fertigungsfluss einzubinden.

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