BMW Frauen Fördernetzwerke

Obwohl sich die Zahl der Auszubildenden im Kfz-Gewerbe zwischen 2013 und 2023 fast verdoppelt hat, sind Frauen in der Automobilindustrie weiterhin unterrepräsentiert. (Bild: BMW)

Pünktlich zum Weltfrauentag am 8. März gibt es positive Entwicklungen zu vermelden: Die Erwerbstätigkeit in der Europäischen Union hat mit einer Quote von 71,7 Prozent unter den 15- bis 64-Jährigen den höchsten Stand seit zwanzig Jahren erreicht, wie die International Federation of Robotics (IFR) berichtet. Gleichzeitig ist die Erwerbslücke zwischen Männern und Frauen geschrumpft. Während sie im Jahr 2005 noch fast 15 Prozent betrug, liegt sie heute bei 10 Prozent.

Doch gerade im verarbeitenden Gewerbe zeigt sich, dass die Gleichstellung noch nicht überall angekommen ist. Zwar hat sich beispielsweise die Zahl der Auszubildenden im Kfz-Gewerbe zwischen 2013 und 2023 fast verdoppelt, als Ingenieurinnen und Wissenschaftlerinnen sind Frauen jedoch weiterhin unterrepräsentiert. Ihr Anteil liegt laut IFR mit 22,4 Prozent nicht einmal bei der Hälfte dessen, was in den Dienstleistungsberufen längst erreicht wurde.

Capgemini-Expertin Marie-Fleur Revel ruft in einem Blog-Eintrag dazu auf, die Luft nach oben zu nutzen. „Die Welt der Automobilindustrie erlebt eine Revolution, und Frauen stehen im Mittelpunkt dieses Wandels. Als langjährige Expertin an der Schnittstelle von Technologie und Innovation in einer traditionell von Männern dominierten Branche bin ich überzeugt: Es gab noch nie eine bessere Zeit für Frauen, in der Automobilindustrie Fuß zu fassen“, so Revel. Laut der Expertin gibt es gleich mehrere Gründe, warum Frauen jetzt in der Automobilindustrie leichter auf die Überholspur gelangen können:

Warum Frauen jetzt in der Autobranche durchstarten können:

  1. Frauenpower in der Technologie: Die Nachfrage nach technisch versierten Fachkräften sowie technologischen Kompetenzen wie Cloud- und SAP-Kenntnisse in der Automobilbranche steigt stetig. Angesichts dessen steht die Industrie vor der Herausforderung, potenzielle Personen anzusprechen, die bisher nicht in Betracht gezogen wurden – insbesondere Frauen.

  2. Vielfalt als Erfolgsfaktor: Diverse Teams sind erfolgreicher – das belegen zahlreiche Studien. In einer Branche, die sich ständig weiterentwickelt, sind unterschiedliche Perspektiven und Hintergründe ein entscheidender Wettbewerbsvorteil. Frauen spielen eine zunehmend wichtige Rolle beim Thema Vielfalt und bringen frischen Wind in die Industrie.

  3. Work-Life-Balance im Wandel: Die Coronapandemie hat die Arbeitswelt nachhaltig verändert – mit positiven Auswirkungen auf die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben. Diese Flexibilität ermöglicht es Müttern, Vätern und all denjenigen, die viel unterwegs sind, ihre Arbeit flexibel von zu Hause aus zu erledigen.

  4. Vorbilder und Netzwerke: Nicht nur die Anzahl der Frauen in der Automobilbranche hat in den letzten Jahren zugenommen, sondern auch ihre Präsenz als Vorbilder für andere. Vor 20 Jahren gab es weniger weibliche Führungspersonen, die jüngeren Talenten als Vorbilder dienen konnten. Heute stärken sich Frauen gegenseitig durch Netzwerke.

Das sind die Netzwerke für Frauen in der Autobranche

Auch Petra Peterhänsel, Werkleiterin am BMW-Standort in Leipzig, schreibt den von Revel erwähnten Netzwerken und Role Models eine große Bedeutung zu. Im Interview mit Automobil Produktion spricht sie über Ihre Strahlkraft als weibliche Führungskraft im Werksumfeld: „Ich muss tatsächlich sagen, in der Vergangenheit war ich öfter die erste oder einzige Frau. Jetzt als Werkleiterin verspüre ich zwar einen gewissen Stolz, bin aber auf der anderen Seite nachdenklich darüber, warum ich tatsächlich die einzige Frau in einer solchen Position bin. (...). Ich gehe regelmäßig in den Austausch mit Industrie, Politik, Verbänden, Vereinen oder Universitäten und spreche dort gern über meine Rolle. Dabei versuche ich auch andere Frauen dafür zu begeistern, einen solchen Weg einzuschlagen." Unter anderem hebt Peterhänsel in diesem Kontext hervor, dass das Netzwerk Panda mit der Zeit immer weiter wächst.

Panda

Panda ist ein branchenübergreifendes Netzwerk für Frauen in Führungspositionen oder auf dem Weg dorthin, das sich dafür einsetzt, Barrieren abzubauen und Unternehmen mit qualifizierten Frauen zusammenzubringen. Mit über 4.200 Mitgliedern und jährlich 500 neuen Teilnehmerinnen will Panda eine Community bieten, die sich gegenseitig unterstützt, Wissen teilt und Kontakte knüpft. Die Plattform will den Austausch auf vielfältige Weise ermöglichen – sowohl digital als auch persönlich durch zahlreiche Events. Mitglieder profitieren zudem von Job-Chancen und Partnerschaften mit Unternehmen der Automobil- und Technologiebranche, darunter Volkswagen, Audi, BMW, Bosch, MAN, Porsche und Schaeffler.

Panda ermöglicht den Einstieg ins Netzwerk über direkte Bewerbungen oder über eine Teilnahme an sogenannten Panda Labs, bei denen Teilnehmerinnen wertvolle Impulse für ihre berufliche Entwicklung erhalten sollen. Im Oktober 2025 findet beispielsweise ein solches Lab zum Thema Future Mobility & AI auf dem BMW Group Talent Campus in München statt, das besonders Teilnehmerinnen aus dem Fachbereichen Software, AI, Cloud Platform sowie Technologieentwicklung und Produktion von Batterien in den Fokus stellt.

Empowering Women in Big Data: BMW Group’s Inspiring Event
Bereits im September 2024 öffnete BMWs Forschungs- und Entwicklungszentrum seine Türen 150 Teilnehmerinnen für ein Event des Panda-Netzwerkes zum Thema „Empowering Women in Big Data“, das einen Einblick in das Direktvertriebsmodell des OEM bot und die entscheidende Rolle von Daten auf dieser transformativen Reise unterstrich. (Bild: Panda)

Women in Automotive

Einen noch deutlicheren Fokus auf die Automobilindustrie setzt die Organisation Women in Automotive (WIA), die sich der Förderung, Unterstützung und Entwicklung von Frauen widmet. Gegründet im Jahr 2014 und seit 2022 unter neuer Leitung, setzt sich WIA gezielt dafür ein, Frauen in allen Karrierestufen – von der Einstiegsposition bis zur Führungsebene – zu stärken. Die Organisation wird von Branchenexpertinnen und -experten geleitet, die sich für Gleichberechtigung und Karriereförderung einsetzen. WIA verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz: Durch eine starke Community, Mentoring-Programme, Konferenzen, Bildungsressourcen und regionale Veranstaltungen wird Frauen der Zugang zu wertvollen Netzwerken und Entwicklungsmöglichkeiten erleichtert.

Ein zentrales Anliegen von WIA ist es, Unternehmen dabei zu unterstützen, Frauen gezielt zu rekrutieren, zu fördern und langfristig in Führungspositionen zu halten. Denn die Automobilindustrie ist traditionell männerdominiert – doch die Zahl der Frauen in Schlüsselpositionen wächst stetig. Ein besonderes Highlight von WIA ist die eigene Frauenkonferenz. Während es zahlreiche Branchenevents zu Digitalisierung, Vertrieb oder Technologie gibt, fehlt es oft an Plattformen, die speziell auf die Bedürfnisse und Herausforderungen von Frauen zugeschnitten sind. Women in Automotive möchte diese Lücke schließen und Frauen gezielt für höhere Positionen befähigen.

Femtec

Femtec ist eine Institution zur Förderung von Frauen in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT). Denn trotz fortwährender Bemühungen um Gleichberechtigung in der Arbeitswelt sind Frauen mit einem Anteil von lediglich 17 Prozent in den MINT-Berufen stark unterrepräsentiert. Seit ihrer Gründung im Jahr 2001 als Public-Private-Partnership zwischen der EAF Berlin und der Technischen Universität Berlin setzt sie sich für mehr Chancengleichheit und Diversität in Wissenschaft und Wirtschaft ein. Ihr Ziel ist es, Frauen frühzeitig für MINT-Berufe zu begeistern und sie auf ihrem Weg von der Schule über das Studium bis zum Berufseinstieg zu unterstützen. Dafür vernetzt Femtec Hochschulen, Unternehmen, Stipendiatinnen und erfahrene Professionals in einem einzigartigen Netzwerk, das den Austausch fördert und Karrieremöglichkeiten eröffnet.

Das Career-Building-Programm von Femtec ist ein gezieltes Förderprogramm für MINT-Studentinnen, das sie auf die Herausforderungen und Chancen der modernen Arbeitswelt vorbereiten will. Es kombiniert praxisorientierte Workshops, Innovationsprojekte und ein starkes Unternehmensnetzwerk, um den Teilnehmerinnen nicht nur fachliches Wissen, sondern auch essenzielle Soft Skills zu vermitteln. Das Programm ist in drei aufeinander aufbauende „Schools“ unterteilt, in denen 55 ausgewählte MINT-Studentinnen gemeinsam aktuelle Trends der Projektarbeit entdecken. Neben der fachlichen Weiterentwicklung liegt ein starker Fokus auf der Stärkung von Soft Skills wie Kreativität, Intrapreneurship und interkultureller Zusammenarbeit.

Eng verbunden ist Femtec mit dem Femtec.Alumnae e.V. (FTA), einem Netzwerk, das 2008 von Absolventinnen des Career-Building-Programms gegründet wurde. „Der FTA ist die perfekte Essenz des Career-Building-Programmes der Femtec und trägt mit dem Empowerment und Networking von MINT-Frauen nachhaltig zu mehr Vielfalt in Führung und Innovation bei. Aber auch für die Femtec und die Femtec-Stipendiatinnen sind die wunderbaren role models im FTA eine Quelle der Inspiration", erklärt Marion Zeßner, Geschäftsführerin der Femtec. Auf der jährlichen Business- und Technologie-Konferenz FTAlive gab es in den letzten Jahren unter anderem eine Keynote von den Audi-Expertinnen Kristina Koker , Head of Manufacturing Technology Powertrain, und Nina Brenner, Anlaufkoordinatorin Premium Platform Electric Antrieb, zum Thema Frauenpower als Antrieb für die E-Mobilität bei der AUDI AG sowie einen Vortrag von Romina Di Fiore, HR Business Partner bei BMW, über Female Leadership 2.0.

Women in Engineering

Die Initiative Women in Engineering wurde vor zwei Jahren von Capgemini ins Leben gerufen, um Frauen in technischen Berufen gezielt zu fördern und ihnen bessere Karrierechancen zu eröffnen. Sie bietet speziell weiblichen Ingenieurinnen und Technikbegeisterten eine Plattform für berufliche Weiterentwicklung, Vernetzung und Mentoring. Durch Workshops, Networking-Events und gezielte Weiterbildungsangebote erhalten Frauen die Möglichkeit, ihre technischen Fähigkeiten auszubauen und sich innerhalb eines Netzwerks auszutauschen. Besonders wichtig sei dabei der praxisnahe Ansatz: Die Initiative verbindet Teilnehmerinnen direkt mit erfahrenen Fachleuten und fördert den Austausch zwischen verschiedenen Branchen und Disziplinen.

Inspiriert durch ihre eigenen Erfahrungen als junge Frau, die sich in klassischen Ingenieurrollen nicht wiederfand, möchte Leiterin Kristina Westerberg nun selbst als Vorbild wirken und junge Frauen für Technik begeistern. Die Community biete Workshops, Karriereförderung und Webinare zu gesellschaftlich relevanten Themen wie der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Geschlechtergerechtigkeit oder Gesundheitsfragen. Mit Projekten wie dem IGEday (Introduce a Girl to Engineering), einem Mentoring-Programm für Frauen nach einer Karrierepause und Aufklärungskampagnen zu Menstruations- und Frauengesundheit setzt sich Women in Engineering aktiv für ein vielfältigeres und inklusiveres Ingenieurwesen ein.

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