Verschiedene Geely-Modelle, die auf der CMA-Plattform beruhen

Auf der konzerneigenen CMA-Plattform werden viele verschiedene Modelle des chinesischen Mehrmarken-Konzerns gefertigt. (Bild: Geely)

Die Tochter nimmt den Platz der Mutter ein. Zumindest hat Volvo die Kontrolle des China-Geschäfts von Geely übernommen. Diese Neuausrichtung ist eine frühe Umsetzung der Maßgabe der chinesischen Regierung, in diesem Jahr die 50-Prozent-Grenze für Beteiligungen ausländischer Firmen außer Kraft zu setzen. Geelys hochgesteckte Ziele bleiben davon unberührt.

Unter anderem der Xingyue L soll weitere Kunden in die Schauräume locken. Der Crossover basiert auf der konzerneigenen CMA-Plattform (Compact Modular Architecture Platform) und ist damit ein Schwestermodell des Volvo XC40 sowie des Polestar 2. Wie die anderen Geely-Plattformen (BMA, SEA) auch, ist diese Architektur von vornherein dafür ausgelegt, elektrifiziert zu werden.

E-Mobilität ist wichtigster Zukunftsbaustein

Die Elektrifizierung spielt bei Geelys Zukunftsplänen eine große Rolle. Bei Hybridmodellen kooperiert man mit Renault: Die Fahrzeuge für den chinesischen Markt sollen auf der Geely-Technik basieren, während die Franzosen für den Vertrieb zuständig sind. Die neue Freundschaft hindert Geely aber nicht daran, mit dem Geometry EX3 einen Konkurrenten für Renaults K-ZE auf den Markt zu bringen, der mit etwa 7.900 Euro einen echten Kampfpreis hat.

Geelys Elektromarke Zeekr nimmt dagegen Tesla ins Visier, nur so lassen sich die 700 Kilometer Reichweite des Zeekr 001 erklären. Damit nicht genug: Die Geely-Tochter Lotus wird rein elektrisch und hat bereits ein Leichtbau-Chassis für zukünftige Sportwagen vorgestellt. Ebenfalls als durch und durch elektrifiziert kommt die gemeinsame Tochter von Geely und Volvo, Lynk & Co, daher, die vor allem auf junges Publikum abzielt. Auf dem europäischen Markt will die fünf Jahre alte Marke mit Abo-Modellen die urbane Käuferschicht anlocken, in Asien und im Mittleren Osten setzt man auf den klassischen Automobilvertrieb.

Polestar 2 wird aktuell in China gefertigt

Es kristallisiert sich immer mehr heraus, dass Polestar zum Kronjuwel in der Geely-Gruppe mutiert. Im Jahr 2017 gegründet, haftete der Volvo-Tochter damals noch die Aura einer Retortenfirma an. Das hat sich mittlerweile gewandelt. Nach dem Plug-in-Hybrid-Renner Polestar 1 hat das chinesisch-schwedische Unternehmen mittlerweile den vollelektrischen Polestar 2 nachgeschoben.

Gebaut werden die Fahrzeuge aktuell noch in China. Das hält die Verantwortlichen aber nicht davon ab, mitten ins Herz des westlichen Kapitalismus vorzustoßen. Schon in diesem Jahr will Polestar an die New Yorker Nasdaq-Börse gehen. Der Tigersprung gelang mithilfe eines finanztechnischen Kunstgriffes.

Polestar ist mit einer SPAC (Special Purpose Acquisition Company, auf Deutsch: Akquisitionszweckgesellschaft) fusioniert, also einer als Aktiengesellschaft gegründeten Mantelgesellschaft ohne operative Tätigkeit und ohne Betriebs- oder Anlagevermögen. Im Falle Polestars ist das die Investmentfirma Gores Guggenheim des US-Milliardärs Alex Gores.

Polestar CEO Thomas Ingenlath steht vor einem weißen E-Auto der Volvo-Performancemarke Polestar.
Unter CEO Thomas Ingenlath gilt Polestar als Speerspitze der Elektrifizierung im Geely-Konzern. (Bild: Polestar)

E-Autos von Polestar erobern neue Märkte

Polestar-Chef Thomas Ingenlath hat diese Transaktion aus gutem Grund auf diese Art und Weise durchgezogen, um mehr Zeit und Flexibilität zu gewinnen. Das Unternehmen ließ verlauten, dass sein Wert bei der Transaktion inklusive Schulden auf fast 20 Milliarden Dollar taxiert werde.

Um diesem Wert auch Substanz zu verleihen, sollen die Geschäfte mit den Stromern in den kommenden Jahren deutlich zulegen. Statt wie bisher in 14 Ländern sollen die Fahrzeuge bis 2023 in 30 Märkte verkauft werden, bis 2025 sollen sich jährlich rund 290.000 Autofahrer weltweit für einen Polestar entscheiden. Aktuell sind es noch rund 29.000.

Damit diese Vorhersagen auch eintreffen, muss die geplante Modelloffensive einschlagen. Bis 2024 sollen drei vollelektrische Modelle auf den Markt kommen, zwei davon sind SUVs, eines ist eine Limousine. Schon in diesem Jahr positioniert man den Polestar 3 als fahraktives SUV im Stile eines Porsche Cayenne. Es folgen der kleinere, Coupé-artige Polestar 4 und ein Taycan-Konkurrent mit dem Konzeptnamen Precept.

Volvo baut neues technologisches Fundament

Was Polestar recht ist, kann Volvo nur billig sein. Die schwedische Geely-Tochter wurde Ende 2021 an die Börse gebracht. Durch die Aktienausschüttung der Tochtermarken wurde Kapital generiert werden, um die aufwendigen technischen Entwicklungen voranzutreiben. Volvo setzt in Zukunft ganz auf Elektromobilität und will bis zum Jahr 2030 nur noch rein elektrische Fahrzeuge anbieten. Bis zur Hälfte der Dekade sollen fünf neue Stromer aus Schweden auf den Markt kommen.

Den Anfang macht dabei der C40 Recharge, der sich mit dem XC40 die CMA-Plattform teilt. Der Nachfolger des Flaggschiffes XC90 wird ab 2023 ebenfalls elektrifizierte Varianten haben. Die für das zukünftige Modellportfolio entscheidende Technikneuerung wird die extrem flexible SEA-Architektur (Sustain­able Experience Architecture) sein, die so etwas wie ein Alleskönner über verschiedene Segmente hinweg ist. Diese Plattform entwickelt Volvo zusammen mit Geely und in Schweden laufen schon konkrete Pläne für einen (elektrischen) Crossover.

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