President Biden tours broad portfolio of EVs at Detroit Auto Sho

Die Zukunft von GM entscheidet sich auf dem Feld der Elektromobilität. Wichtig sind hier jedoch vor allem regulatorische Vorschriften nach der Präsidentschaftswahl. (Bild: GM)

Der 5. November 2024 hat für die US-Autobauer weitreichende Konsequenzen. An diesem Tag wird der 47. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika gewählt. Wie es aussieht, werden die beiden letzten Amtsträger Joe Biden und Donald Trump erneut gegeneinander antreten. Die Biden-Administration hat bereits im vergangenen Jahr strengere Emissionsvorschriften für das nächste Jahrzehnt vorgeschlagen. Setzen die Politiker diesen Plan um, müsste die Marktdurchdringung von Elektrofahrzeugen bis zum Jahr 2030 bei fast 60 Prozent liegen, damit die Hersteller diese Vorgaben einhalten. Das erscheint laut einer Prognose der Analysten von GlobalData Plc nur schwer machbar. Die Experten gehen davon aus, dass selbst bei Anwendung dieser Regularien die Verbreitung der E-Fahrzeuge 2030 lediglich bei 48 Prozent liegen würde.

Kehrt Donald Trump ins Weiße Haus zurück und hält sein Versprechen ein, Kalifornien die Ausnahmegenehmigung für die Festlegung eigener Regelungen zu entziehen, würde sich der benötigte Anteil der batterieelektrischen Vehikel (BEV) auf 32 Prozent reduzieren. Das entspräche eher dem aktuellen Trend der EV-Absatzzahlen und würde den US-OEMs aus der Bredouille helfen. Das trifft auch auf GM zu.

GM startet aus einer Position der Stärke

Eigentlich hängt der Himmel für den Detroiter Autobauer voller Geigen. Denn GM bleibt 2023 mit rund 2,6 Millionen verkauften Modellen (ein Plus von 14,1 Prozent gegenüber 2022) die Nummer eins in den USA und verweist Toyota (2,25 Millionen Einheiten) auf den zweiten Platz. Doch ausgerechnet die elektrische Zukunft trübt die Bilanz. Im vierten Quartal des letzten Jahres und auch zu Beginn des neuen Jahres nahm die Skepsis gegenüber den BEVs überhand. Die Zulassungen gingen zurück. Der große Autovermieter Hertz will in den nächsten zwölf Monaten 20.000 Elektroautos verkaufen. Auch wenn laut GM-Chefin Mary Barra bereits rund 100.000 Vorbestellungen für den vollelektrischen Cadillac Lyriq vorliegen, geht sie von einer Verlangsamung der Zulassungszahlen der Elektroautos aus. Letztendlich ist der Autobauer weit davon entfernt, das angepeilte Ziel bis Mitte 2024 rund 400.000 BEVs zu produzieren, entfernt. Nach den Milliardenbeträgen, die GM in die Entwicklung der vollelektrischen Ultium-Plattform gesteckt hat, ein herber Rückschlag.

2023 Cadillac LYRIQ start of retail production
Große Hoffnungen ruhen bei GM auf dem Cadillac Lyriq, für den rund 100.000 Vorbestellungen vorliegen. (Bild: GM)

GM konzentriert sich auf das Wesentliche

Dennoch ist für die Detroiter der Weg in die Elektromobilität vorgezeichnet. Um die Entwicklungen der Energiespeicher voranzutreiben, hat der Autobauer aus Michigan mit Kurt Kelty einen Batterieexperten angeheuert, die jahrelang bei Tesla die Entwicklung der Akkus maßgeblich beeinflusst hat. Kurzfristig will GM laut Finanzchef Paul Jacobson die Komplexität im gesamten Unternehmen reduzieren und dadurch die Kosten deutlich senken. Diese neue Einfachheit bezieht sich auch auf die Stromer. Einfachere Konstruktionen, weniger Schnickschnack und Konzentration auf das Wesentliche lautet die Devise.

Ein Heilsbringer soll ausgerechnet der neue Chevrolet Bolt sein, der im nächsten Jahr erscheint, auf der Ultium Plattform basiert und als erstes Fahrzeug dieser Technik mit LFP-Batterien anstelle der bisherigen NCMA-Akkus ausgestattet wird, was in deutlich geringeren Kosten resultiert. GM hatte seinen meistverkauften Stromer Ende 2023 eingestellt und lässt die Kunden jetzt auf den Nachfolger warten. An sich keine ideale Konstellation, aber auch bei GM hat man erkannt, dass der Übergang zur Elektromobilität nicht so schnell vonstattengeht, wie man sich das noch vor ein paar Jahren vorgestellt hat. Heißt: Modelle mit Verbrennungsmotor werden auch bei GM noch eine Weile das Kerngeschäft bilden.

Um der Reichweitenangst der US-Autofahrer zu begegnen, feiern die Plug-in-Hybride ein Comeback. „Wir haben die Technologie bereits in anderen Märkten und wir bringen sie nach Amerika, um den Regularien gerecht zu werden“, erklärt GM-Chefin Mary Barra unlängst bei Bloomberg Television. Damit meint die Konzernlenkerin die Modelle, die GM bereits in China am Start hat. Schließlich gleichen die Erwartungen an eine möglichst große vollelektrische Reichweite der Autofahrer aus dem Reich der Mitte, denen der Kunden im Heimatmarkt. Barra will die PHEVs zunächst in den Kernsegmenten ausrollen. Vermutlich wird die neue Modellgeneration des Kompakt-SUVs Chevrolet Equinox, das auch in China erscheint, neben dem rein elektrischen einen solchen Antriebsstrang bekommen.

Diese Synergien ergeben für GM Sinn, da die Kosten der Einkommenserhöhung, die alleine im Jahr 2024 das Budget mit 1,5 Milliarden US-Dollar belasten. Diesen finanziellen Rucksack schleppen die Amerikaner noch einige Jahre mit. Nach GM-Angaben verursachen die neu ausgehandelten Tarifverträge bis 2028 höhere Kosten von 9,3 Milliarden Dollar und verteuern die Produktion eines Fahrzeugs durchschnittlich um etwa 575 US-Dollar.

Cadillac muss die E-Mobilität stemmen

Diese finanzielle Bürde sollte für eine Premium-Marke wie Cadillac leichter zu verschmerzen sein als etwa für Chevrolet. Zumal Cadillac im GM-Markenkonglomerat die Rolle des Elektromobilitätsvorreiters einnimmt. Aber auch die GM-Luxustochter steht unter Kostendruck und bringt nach dem Lyriq, Escalade IQ, und dem Celestiq mit dem Optiq einen günstigeren E-Crossover auf den Markt, der dem Tesla Model Y und dem Ford Mustang Mach-E Konkurrenz machen soll. Die Ambitionen sind groß: Das kompakte E-SUV wird dieses Jahr erscheinen und neben den USA auch in China, Kanada und im Nahen Osten erhältlich sein. Eine Nummer größer ist der Cadillac Vistiq, ein batterieelektrischer Familien-Crossover mit drei Sitzreihen, der im nächsten Jahr auf die automobile Bühne rollt. "Innerhalb der nächsten zwei Jahre werden Cadillac Elektrofahrzeuge die meisten Luxus-SUV-Segmente in wichtigen globalen Märkten abdecken", erklärt Cadillac Vice President John Roth.

Der verzögerte Übergang zur Elektromobilität und die trüben Verkaufsaussichten der Stromer macht Buick zu schaffen. Aus diesem Grund hat fast die Hälfte der Buick-Händler ein Übernahmeangebot von General Motors angenommen. Nichtsdestotrotz wird die Marke in diesem Jahr mit dem Buick Electra E5 einen batterieelektrischen Crossover auf den Markt bringen, der auch in China verkauft wird. Mit Modellen wie den neuen Envista wollen die Amerikaner den Aufwärtstrend bei den Verkäufen fortsetzen. GMC verfolgt weiter einen Expansionskurs. Nachdem der Sierra in Südkorea vorgestellt wurde, geht es mit dem neuen SUV Yukon nach China, Australien und Neuseeland. Spannend wird zu sehen sein, wie das Hummer EV SUV bei den Kunden ankommt.

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