1,5 Millionen verkaufte ID-Modelle
Volkswagen untermauert Elektro-Zukunft in Emden
Im Werk Emden lief der 1,5-millionste Volkswagen der ID-Familie vom Band – ein ID.7 Tourer Pro für einen Kunden aus Vechta.
Volkswagen hat in Emden das 1,5-millionste ID-Modell übergeben – ein Meilenstein, der weit über den Moment hinausweist. Eine Preisoffensive für die Modellreihe soll dem Autobauer jetzt zum elektrischen Durchbruch auf dem Massenmarkt verhelfen.
Als vergangene Woche im Volkswagen-Werk Emden feierlich der Schlüssel für den 1,5-millionsten ID übergeben wurde, war das mehr als eine symbolische Geste. Der schwarze ID.7 Tourer Pro, der künftig als Firmenwagen eines kleinen Ingenieursbüro im niedersächsischen Vechta fährt, markiert einen Meilenstein auf dem Weg des Konzerns in die Elektromobilität.
Zum Jubiläum lud Volkswagen zu einer Talk-Runde mit hochrangigen Gästen, darunter unter anderem Niedersachsens Ministerpräsident Olaf Lies, Vertriebsvorstand Martin Sander und Entwicklungsvorstand Kai Grünitz. Im Zentrum standen die Rolle der ID-Familie, die Herausforderungen beim Hochlauf und die Frage nach bezahlbarer E-Mobilität. Denn hinter dem feierlichen Akt stand vor allem eine Botschaft: Volkswagen will nicht nur auf Rekorde verweisen, sondern seine Elektrostrategie im Markt und in der Gesellschaft verankern.
„1,5 Millionen Fahrzeuge – das sind 1,5 Millionen Kunden, die sich bewusst für ein elektrisches Volkswagen-Modell entschieden haben“, betonte Martin Sander. Für den Vertriebsvorstand steht die Zahl weniger für Statistik als für Marktführerschaft: „Wir sind mit Abstand Nummer eins in Deutschland und Europa, mehrere unserer Modelle gehören weltweit zu den Top Ten der meistverkauften E-Autos.“ Ministerpräsident Olaf Lies sieht den Autobauer mit dem Werk in Emden auf einem guten Weg: „Der ID.7 ist ein starkes Stück Niedersachsen und ein Beweis für die Transformationsfähigkeit des Landes“.
Sander betonte gegenüber dem SPD-Politiker, dass sich der Automobilbauer für die Transformation mehr politische Rückendeckung wünsche: „Wir brauchen ein klares Bekenntnis zur Elektromobilität. Kunden spüren, wenn aus Berlin Zweifel gesät werden. Das hilft niemandem.“ Derzeit entfalle der Großteil der Neuzulassungen von E-Autos auf gewerbliche Kunden, die andere Steuervergünstigungen erhalten, ergänzte der Vertriebs-Chef. Ein klares Signal und gezielte staatliche Fördermaßnahmen seien notwendig, um die Skepsis privater Käufer abzubauen und die Nachfrage in dieser Gruppe anzukurbeln.
Emden als Schaufenster der Transformation
Für das Werk Emden hat der Meilenstein eine besondere Bedeutung. Mehr als eine Milliarde Euro investierte Volkswagen in den vergangenen Jahren, um den Standort vollständig auf E-Produktion umzustellen. Seit Anfang des Jahres laufen hier ausschließlich vollelektrische Modelle vom Band. „Natürlich war der Abschied vom Verbrenner nach 60 Jahren ein emotionaler Moment“, kommentiert Werkleiter Enno Fehse. „Aber wir sind stolz, dass wir diesen Schritt vollzogen haben. Heute bauen wir hier mit dem ID.7 ein Fahrzeug, das im ersten Halbjahr das meistzugelassene Elektroauto Deutschlands war.“
Auch der Betriebsratsvorsitzende Manfred Wulff blickt zurück: „Als wir 2018 die Entscheidung zur Elektrifizierung getroffen haben, war das mit Euphorie, aber auch mit Skepsis verbunden. Wir mussten die Belegschaft überzeugen, inmitten von Corona, Energiekrise und Absatzschwankungen.“ Heute sei klar, dass der Kurs richtig war, auch wenn Sorgen um Auslastung und Nachfrage geblieben seien. Dass die ID-Familie heute so breit aufgestellt ist, war nicht selbstverständlich. Vor allem der Start des ID.3 im Jahr 2020 wurde von Softwareproblemen und Kritik begleitet. „Natürlich war nicht alles perfekt“, räumt Grünitz ein. „Aber wir haben genau zugehört, was unsere Kunden wollten – mehr Reichweite, schnellere Ladeleistung, stabile Software. Diese Punkte haben wir konsequent umgesetzt.“
VW plant Preisoffensive im E-Segment
Neben dem Rückblick dominierten in Emden die Pläne für die Zukunft der Mobilität. Besonders im Fokus: die Frage der bezahlbaren Einstiegsmobilität. „Heute beginnt der Einstieg in ein Elektrofahrzeug bei rund 30.000 Euro“, so Sander. „Aber wir werden 2026 mit dem ID.2all für 25.000 Euro und ein Jahr später mit dem ID. Everyone für rund 20.000 Euro zwei Modelle bringen, die Elektromobilität für breite Käuferschichten öffnen.“ Damit will Volkswagen eine Lücke schließen, die bislang vor allem asiatische Hersteller bedienen. Lies nannte die geplanten Modelle einen „entscheidenden Hebel“, um die Nachfrage auch bei privaten Käufern zu beleben.
Mit Blick auf die insgesamt kriselnde deutsche Autobranche nennen Experten die langsame Entwicklung von E-Autos aber als einen wichtigen Faktor. „Die deutschen Hersteller haben den Trend zur Elektromobilität verschlafen“, sagte Frank Schwope, Autoexperte und Lehrbeauftragter an der Fachhochschule des Mittelstands Berlin, der Deutschen Presse-Agentur. Insbesondere auf dem chinesischen Markt träfen sie kaum den Geschmack junger Leute oder moderner Autokäufer.
Mit Material der dpa.